Jumper Two

(Artikel)
Haris Odobašic, 02. September 2011

Jumper Two

Meat Boy, ich bin dein Vater.

Als Rian vor knapp einem Jahr in einem Artikel einige Masocore-Spiele vorstellte, dachte ich mir noch nichts beim Anblick der Jumper-Serie. Dann sah ich vor kurzer Zeit ein Let's Play dazu und durfte erschrocken feststellen, dass das stark an unser aller Lieblings-Fleischmann Super Meat Boy erinnerte. Quadratischer, roter Charakter mit einem sehr einprägsamen Gesicht, kurze Level, die nur einen Bildschirm umfassen und euch durch eine Reihe von total unterschiedlichen Arealen schicken und natürlich der abartige Schwierigkeitsgrad. Ein mieser Klon? Dachte ich zuerst auch, doch in Wirklichkeit ist die Jumper-Serie tatsächlich mehr als fünf Jahre vor Meat Boy in Erscheinung getreten! Ich habe mir mal den zweiten Teil näher angeschaut, um herauszufinden, ob das Spiel denn auch qualitativ mit Meat Boy mithalten kann.

Der Rahmen erinnert dabei wieder stark an Meat Boy: süße Zwischensequenzen knoten das Spiel zusammen, welches aus jeweils mehreren Stages besteht. Diese sind dabei in unterschiedliche Gebiete unterteilt, es gibt Wüsten, Züge oder Fabriken, die sich meist nicht nur von der Grafik ähneln, sondern auch Gameplayelemente teilen. So haben die fünf Stages, die auf einem Berg angesiedelt sind, alle gemeinsam, dass in festen Intervallen ein Windhauch durch das Gebiet fegt, der euch so manchen Sprung vermasseln kann.

Einiges hat aber der Hauptcharakter, Ogmo genannt, dem Fleischmann voraus: er kann einen Doppelsprung sowie eine Art Rückwärtssalto, der besonders hoch reicht, und ausgeführt wird, indem man mit viel Anlauf abrupt die Richtung ändert und dann springt. Selbstverständlich gehört auch der Walljump zum Repertoire, auch wenn Ogmo etwas lahmer ist als sein fleischiges Gegenpart.

Das Level-Design ist dabei schön abwechslungsreich, nicht nur durch die unterschiedlichen Gebiete, sondern auch weil man ständig neue Gemeinheiten in den Weg gelegt kriegt. Teilweise geht es wie auf dem Trainingsplatz der Armee zu und jede Stage gibt es einen neuen Kniff, den ihr erst erlernen müsst, um zum Ziel zu gelangen. Dazu gehören neben eher üblichen Vertretern wie dem Schalter- und Schieberätsel oder Feinden, die versuchen euch zu vernichten, während ihr euch natürlich nicht wehren könnt, auch ein Stern, der euch beim Einsammeln die Fähigkeit zum Doppelsprung nimmt. Natürlich ist der Stern dabei so platziert, dass ihr ihn aufsammeln müsst, um es ja bloß nicht zu einfach zu haben! Der Schwierigkeitsgrad ist dabei im Grunde für ein Masocore-Spiel eher im mittleren Bereich angesiedelt: hunderte Tode werden euch zwar ereilen, bis ihr es durch habt, aber es gibt sehr wenige wirklich schwere Level, die man nur durch extreme Fingerakrobatik schafft.

Leider wird der Frustfaktor aber auf künstliche Art und Weise etwas hochgepusht: die Steuerung ist nämlich unterirdisch. Man kann nur das Keyboard benutzen und dort nicht mal die Tastenbelegung ändern. Da man gezwungen wird die Pfeiltasten zu nutzen, macht das gerade die etwas umständlichen Walljumps zu einer Qual, die euch einige Male zur Verzweiflung treiben wird. Ein anderer Grund, der das Spiel unnötig schwer macht, findet sich darin, dass das Spiel immer kurz ruckelt, wenn die aktuelle BGM wieder von vorne anfängt. Das passierte bei mir auch auf einer Maschine, die in der Lage ist, Crysis flüssig zu spielen, ist also wohl kein Hardwareproblem sondern auf schlampige Programmierung zurückzuführen. Auch dies wird euch bei besonders kniffligen Passagen das ein oder andere Leben kosten und dazu führen, dass ihr sehr hellhörig werdet bei jedem Ton, der darauf hindeutet, dass das Lied gleich wieder von vorne anfangen könnte.

Die gesamte Jumper-Serie ist eine sehr gelunge Alternative für Mascore-Fans. Gerade Meat-Boy-Freaks dürften sich hierrüber freuen, da die Ähnlichkeit zwischen den beiden Spielen es eher wirken lässt, wie als wenn man es hier mit einer Mod zu tun hätte, als mit einem eigenständigen Spiel. Man muss aber darüber hinwegschauen, dass gleichzeitig Super Meat Boy, auch wenn es klar von Jumper geklaut hat, gerade bei dem wichtigsten Element, dem Gameplay, klar besser ist, da dort eigentlich jeder Tod auf ein Versagen des Spielers zurückzufühen ist und eher weniger auf eine Fehlfunktion der Steuerung.Evil

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