Castlevania: Lords of Shadow

(Artikel)
Haris Odobašic, 05. Januar 2011

Castlevania: Lords of Shadow

Copy-&-Paste-Reboot

Alle Jubeljahre wieder wird der Versuch unternommen, eine verdiente 2D-Spieleserie in das 3D-Universum zu bringen. Das klappt manchmal ganz vorzüglich wie bei Ocarina of Time, manchmal scheitert dieser Versuch aber auch kläglich, wie man beispielsweise bei neueren Sonic-Spielen oder auch der alten 3D-Umsetzung von Contra sehen konnte. Castlevania hat mittlerweile schon fast ein festes Standbein in der 3D-Welt. Während noch immer regelmäßig 2D-Spiele für kleinere Plattformen erscheinen, werden die großen Konsolen seit der N64-Zeit mit 3D-Spielen überschüttet. Diese Umsetzungen waren dabei eigentlich nie wirklich schlecht, aber hatten dann doch mit typischen Problemen für Actionspiele, wie mieser Kameraführung, zu kämpfen, so dass sie es auch nie wirklich schaffen konnten, abseits von Castlevania-Fans, größere Popularität zu erlangen. Lords of Shadow ist nun der erste Versuch, Castlevania in 3D in die nächste Generation zu bringen.

Da das Spiel ein kompletter Reboot der Serie ist, hat auch die Story bis auf ein paar Parallelen eher wenig mit der Castlevania-Mythologie zu tun. Der Hauptcharakter, Gabriel Belmont, ist ein Mitglied der Bruderschaft des Lichts, eine Organisation, die die Menschen vor übernatürlichen Kreaturen, von den namensgebenden Lords of Shadows gelenkt, beschützt. Als Gabriels Frau von einer der Kreaturen ermordet wird, macht er sich auf, um Rache zu nehmen und die Göttermaske zu erobern, die die Kraft besitzt, Tote wiederzubeleben.

Das Spiel an sich ist in 12 Kapitel eingeteilt, die wiederum in mehrere Missionen unterteilt sind. Das ist ein bisschen schade, da es keine zusammenhängende Welt gibt, wie man sie von Castlevania-Spielen mittlerweile gewöhnt ist. Dafür hat jedes der Kapitel seine eigenen Areale, die sich visuell unterscheiden, was zumindest für Abwechslung sorgt.

Das Kampfsystem erinnert stark an ähnliche Titel wie God of War, mit zwei Angriffsknöpfen, je einer für schnelle und einer für starke Attacken. Diese können natürlich verknüpft werden für starke Kombos. Auch ansonsten bietet Castlevania alles, was man so erwarten würde: ausweichen, springen, kontern. Ein kleiner Kniff erwartet einen dann aber doch im Gameplay, denn das Magiesystem ist in Licht- und Schattenmagie unterteilt. Lichtmagie heilt euch, wenn ihr Gegner vermöbelt, während das Gegenstück mehr Schaden bei den Feinden anrichtet. Um die Magie aufzuladen, müsst ihr von Feinden fallengelassene Orbs aufsaugen und hier kommt der Twist: ihr könnt entscheiden, ob ihr die Lichtmagie oder die Schattenmagie aufladet. So können sowohl defensive als auch offensive Spieler bedient werden.

Grafisch brilliert Castlevania. Die unterschiedlichen Umgebungen sehen großartig aus, genau wie die Charaktermodelle sowohl von Gabriel als auch der Feinde. Dies wird allerdings mit gelegentlichen Bildrateeinbrüchen erkauft. Besonders interessant ist, dass sich die Entwickler scheinbar von einem ganz großen Vorbild haben inspirieren lassen: Herr der Ringe. Seien es die Feinde wie Trolle oder auch nur einfach die Architektur, sehr oft kann man Ähnlichkeiten zu Peter Jacksons Filmen erkennen.

Ein großes Plus verdient der Sound. Der orchestrale Soundtrack ist episch, aber, noch wichtiger, ist die Synchro, die zusammen mit Alan Wake und Red Dead Redemption zu den besten Synchros 2010 gehört. Man hat die Entscheidung getroffen primär britische Sprecher zu verpflichten, was der Atmosphäre angesichts des Settings sehr gut tut. Und da kommt noch hinzu, dass die namhaften Sprecher, wie etwa Captain Kirk Picard, ihre Arbeit vorzüglich erledigen.

Im Vergleich zu früheren Castlevania-3D-Spielen ist Lords of Shadow richtig gelungen. Es kann ruhig zusammen mit Spielen wie God of War 3 zu den besten Actiontiteln, die dieses Jahr erschienen sind, gezählt werden. Auch wenn einige Elemente der Mechanik abgekupfert sind, wurde doch gut kopiert und die wenigen eigenen Elemente ergänzen das Gesamtpaket. Es ist leider nur schade, dass man sich mit dem Reboot wirklich weit weg von der eigentlichen Castlevania-Serie entfernt hat. Wer darauf hofft, hier und da mal ein paar klassische Melodien des Soundtracks zu hören oder altbekannte Gegner wiederzusehen, wird enttäuscht werden. Evil

Kommentare

Damien
06. Januar 2011 um 02:45 Uhr (#1)
Das Spiel ist wirklich gelungen. Eigentlich waren meine Erwartungen nicht wirklich hoch, aber wenn man nicht zu sehr im Denken "kein 2D, kein echtes Castlevania" verharrt, wird man belohnt.
Besonders positiv ist das abwechslungsreiche Leveldesign, die malerische Umgebung bzw. Architektur und der Umfang des Spiels. Neben dem ganzen hack 'n' slay, der momentan den Markt so überschwemmt, endlich mal wieder ein richtiges Adventure mit(echten!) Rätseln, Minigames, Wiederbesuchen von Orten, Klettern und Sammeln.

Auffällig ist jedoch, dass zum Teil wirklich sehr schamlos kopiert wurde. Es ist von jedem ein bisschen was dabei: god of war, uncharted, shadow of the colossus und lord of the rings. Aber immerhin wurde es gut umgesetzt.

Vom alten Castlevania ist in der Tat nicht mehr viel vorhanden. Aber von der Hoffnung, dass sich 2D auf 3D übertragen lässt, ohne dass das Ursprüngliche verloren geht, muss man sich leider eh verabschieden.

Zumindest im Soundtrack hätte man allerdings die Nostalgiker ein wenig bedienen können, stattdessen hat man sich jedoch für einen passenden, dafür aber irgendwie 0815-mäßig anmutenden Herr der Ringe-Abklatsch entschieden.
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28. April 2024 um 14:35 Uhr
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