Zu Weihnachten hatten wir in unserem eingeschweißten Freundeskreis sehr viel Freude an einer dänischen Kamin-Simulation: In dicke, weiche Decken eingemummelt lasen wir uns gegenseitig Weihnachtsgeschichten über sterbende Nachbarn und verdorrende, kleine Tannenbäume vor, während das digitale Feuerchen auf dem großen Flachbildschirm munter vor sich hin prasselte und unserer vorweihnachtliche Stimmung das sprichwörtliche I-Tüpfelchen aufsetzte. Selten endete eine unserer regelmäßigen Zusammenkünfte in solch trauter Harmonie.

Tja, normalerweise ist so ein wärmendes Feuerchen ein kleiner Garant für romantisches Flair, aber als Computerspiel ist es dann vielleicht doch zu langweilig. Alle paar Minuten einen Holzscheit hinterher schmeißen – das lässt keine Gamerherzen höher schlagen. Wenn man aber, wie bei Tomorrow Corporations kleinem Casual-Puzzler Little Inferno, in seinen eigenen vier Wänden ein eben solches anrichtet, dann kann einem das Füttern des schwelenden Feuers sogar ein inbrünstiges, manisches Lachen entlocken.


In eurem nigelnagelneuen Little Inferno Entertainment Fireplace fackelt ihr nämlich nicht bloß schnöde Feuerscheite ab, sondern auch Ziegelsteine, Blümchen, Fotos von Facebook-Freunden, deren Freundschaftseinladungen ihr nur aus reiner Höflichkeit angenommen habt, glubschäugige Kugelfische oder gutgläubige Spinnentierchen, die, sobald sie erst mal Feuer gefangen haben, traurig fiepend in den Flammen zugrunde gehen. Einfach Alles wird in den Kamin gestopft und in Brand gesteckt, denn draußen ist es schließlich kalt! Es schneit schon seit Jahren, niemand weiß, warum. Aber es muss warm werden, und ordentlich Feuer zu machen erscheint da die einzig logische Lösung – da ändern auch die verstörenden Nachrichten eurer Nachbarin Sugar Plumps nichts, die mit der Zeit etwas zu sehr dem Feuerwahn zu verfallen scheint...


Egal. Ihr verbrennt munter weiter. Es gibt ja sooo viele Möglichkeiten! Manche Kombinationen führen zu ganz besonders schönen Explosionen und lassen massenweise Geld aus eurem Kamin kullern, das ihr wiederum nutzen könnt, um noch mehr Kataloge und Gegenstände freizuschalten, die ihr in den Flammen aufgehen lassen könnt. 100 solcher Spezial-Kombis, mal mit zwei, mal mit drei Gegenständen, könnt ihr insgesamt entdecken; die Hints gibt es in der eurem Kamin beigelegten Rätsel-Liste (...die übrigens das Einzige ist, was ihr noch nicht verbrannt habt. Gleich zu Spielbeginn wandern nämlich erst mal schön die AGBs und die Gebrauchsanweisung ins Feuer). Jede entschlüsselte Kombination ist ein befriedigendes Erchiefmint – meine persönliche Casual-Falle!


Wer ausreichend Kombinationen des Katalogs abgearbeitet hat, der wird am Ende des Spiels noch mit einem Blick in die Welt außerhalb des Kamins und mit einem dicken Brocken Story in der finster-apokalyptischen Atmosphäre von Little Inferno belohnt – es lohnt sich also auf jeden Fall, bis zum Ende durchzuhalten! Was aber auch so eigentlich nicht schwierig ist, denn: Wer guckt schon nicht gern ins Feuer? Und das Feuer sieht wirklich sehr, sehr schön aus – und generell das ganze Spiel. Schließlich hatten die World-Of-Goo-Designer ihre Finger im Spiel. Da verfällt man gern den züngelnden Flammen. Für Stunden. Brennen soll es. BRENNEN SOLL ALLES! MUAHAHAHAHAHA!

Mit einer Spielzeit von etwa drei Stunden und für 4,49 € ist Little Inferno ein netter Pausenfüller für alle Freunde mal mehr, mal weniger einfacher Rätsel mit viel schwarzem Humor. Nicht mehr. Wer auf der Suche nach großem Nervenkitzel, ausgefeiltem Gameplay oder nach einem wirklich herausfordernden Puzzler ist, der sollte sich lieber noch mal durch die anderen Angebote wühlen. Kristin