Chivalry: Medieval Warfare

(Artikel)
Daniel Fink, 11. Januar 2013

Chivalry: Medieval Warfare

CHOP CHOP CHOP!

Gamer lieben es virtuelle Dinge zu töten und dazu eignen sich historische Kriegsszenarios am besten. Leider hat die Videospielindustrie in den vergangenen zehn Jahren jeden bedeutenden bewaffneten Konflikt des letzten Jahrhunderts zu Tode gemolken, denn nach dem Vietnam-Krieg traute man sich nur noch an hypothetische Konflikte in der heutigen Zeit, um US-Patriotismus weiter zu propagieren.
Um den ambitionierten Spielern die längst überfällige Abwechslung zu bieten, entwickelte Black Banner Studios Chivalry: Medieval Warfare, das eine Alternative zu den typischen Ego-Shootern auf dem Markt darstellen sollte. Auch wenn der Titel eher nach einer Parodie einer erfolgreichen Serie klingt, ist es ein vollkommen ernstzunehmendes Spiel, welches in vielerlei Hinsichten positiv überrascht.

Chivalry zeichnet sich dadurch aus, dass es seinen Fokus auf PVP-Schwertkampf aus der Ego-Perspektive setzt. Es gab zwar mehrere Spiele, die sich daran probiert haben, wie zum Beispiel der Vorgänger Age of Chivalry oder auch Mount & Blade, aber ich finde, Medieval Warfare macht es am besten.
Im Vergleich zu den anderen beiden Spielen benutzt man ein System, das das Schwingen der Waffe am Spielermodell innerhalb der Animation verfolgt und somit jedes Mal eine neue Hitbox erstellt. Praktisch bedeutet das, dass der Schaden nicht an einem spezifischen Punkt vor dem Spieler ausgeteilt wird, sondern die ganze Fläche des Schwertes genutzt werden kann. Falls man jemanden beim Ausholen aus Versehen mit der Klinge erwischt wird, wird diese Person Schaden erleiden.


Das Kampfsystem ist an sich sehr simpel, erlaubt aber dem Spieler sein Können unter Beweis zu stellen. Es gibt drei verschiedene Angriffe: ein Stoßangriff, der einem die größte Reichweite gewährt, einen Überkopfangriff, bei dem man vertikal von oben auf den Gegner einschlägt, um fatale Verletzungen zu verursachen, und ein horizontaler Schwerthieb, der einen Kompromiss aus den vorherigen Angriffen bildet. Um den Schwerthagel zu überleben, gibt es natürlich auch die Möglichkeit gegnerische Angriffe abzuwehren. Das kann man entweder offensiv machen, indem man das Schwert schwingt und die Bahnen der Klingen sich kreuzen, oder defensiv, indem man mit dem korrekten Timing den Parry-Knopf betätigt und somit die feindliche Klinge blockt. Wenn man so kontert, verliert man die Möglichkeit Gegenangriffe durchzuziehen und wird schnell in die Ecke gedrängt. Um dieser Situation zu entkommen, gibt es den Tritt. So schafft man Distanz zum Gegner und kann den Kampf rücksetzen. Der Tritt kann aber auch genutzt werden, um Gegner Klippen herunter zu treten oder sie in Umweltgefahren, wie Stacheln oder Feuer, zu drängen.

In dem Spiel kann man sich zwischen vier verschiedenen Klassen entscheiden: Archer, Man-at-Arms, Vanguard und Knight.
Jede dieser Klassen hat seine eigenen Eigenschaften. Der Archer macht Backstab-Schaden, Man-at-Arms ist sehr agil und kann somit Angriffen ausweichen, der Vanguard kann Angriffe aus dem Lauf ausführen und der Knight ist im Grunde ein Tank und kann aufgrund der massiven Rüstung extra viel Schaden einstecken. Auch variiert die Lauf- und Geh-Geschwindigkeit der einzelnen Klassen.

Dem Spieler steht ein sehr großes Arsenal zur Verfügung. Jeder, der etwas für Waffen aus dem Mittelalter übrig hat, wird hier wahrscheinlich seine Lieblinge finden. Von Dolchen über Streitäxte bis hin zu Rauch- und Brandbomben ist alles dabei. Zu Beginn hat man jedoch nicht alles zur Verfügung und man muss das Arsenal durch Hochleveln freischalten, ähnlich wie in anderen Shootern, die heute auf dem Markt sind. Ich empfand das Leveln als etwas langwierig, aber Langzeitmotivation ist primär durch das Gameplay gegeben, vor allem weil die Lernkurve ziemlich hoch ist.


Maps sind sehr vielseitig und reichen von typischen, europäischen Ortschaften bis hin zu Gegenden aus dem Orient. Die Spielmodi und damit verbundenen Aufgaben hängen jeweils von den Maps ab. Zwar gibt es stupides Free-for-All und Team Deathmatch, aber interessant wird es erst mit Aufgaben, bei denen man einen Leichenkarren in die feindlichen Wasservorräte schieben muss, um das Wasser zu verseuchen, oder Bürger eines Dorfes wortwörtlich abschlachten muss. Somit gibt es für den Spieler ziemlich viel Variation in der Zielstellung.

Da das Spiel so hart und brutal in der Darstellung ist, kann ich viele Parallelen zu einem meiner Lieblings-Online-Shooter ziehen - Red Orchestra 2: Heroes of Stalingrad. In beiden Spielen wird die raue Atmosphäre des Krieges eingefangen. Die Schreie der Soldaten, das Klirren der Schwerter, chaotische und blutige 16-gegen-16-Kämpfe zeigen die mittelalterlichen Konflikte in Chivalry von ihrer erschütterndsten Seite.

Falls man nach einer anderen Art von Erfahrung aus der Ego-Perspektive abseits von Ego-Shootern sucht, ist Chivalry: Medieval Warfare eine willkommene Abwechslung gegenüber dem Altbekannten. Die Community ist zwar jung, aber dennoch sollte es nicht schwer sein volle Server zu finden, um seine Dosis altertümlichen Gemetzels zu bekommen. Das befriedigende und herausfordernde Gameplay gibt dem Spieler viel Langzeitmotivation, da es eine Menge Raum gibt, um an seinem Skill zu feilen. Das unausgeschöpfte Setting ist erfrischend und die hübsche Grafik ist ebenfalls nicht zu verachten.

Schärft eure Schwerter, man sieht sich auf dem Schlachtfeld!

Bis dahin,
Undead

Kommentare

Bisher hat dieser Artikel keine Kommentare. Sei der erste, der einen Kommentar veröffentlicht!
Gast
26. April 2024 um 05:03 Uhr
GASTNAME
E-MAIL (nicht öffentlich)
      
SICHERHEITSFRAGE
Mit wie vielen "d" schreibt sich "dailydpad"?
ANTWORT

Themen

Review
Sparte - Wenn es nicht bei drei auf dem Baum ist, testen wir es.

Gefällt dir unser Artikel?

Ähnliche Artikel