Mass Effect 2

(Artikel)
Joshua Peters, 18. Februar 2010

Mass Effect 2

"But are they loyal?"

Man könnte meinen, ich hätte schon viel früher über Mass Effect 2 schreiben sollen, allerdings wollte ich das Spiel erst KOMPLETT durch haben, bevor ich wirklich davon berichte, aber da ich leider weniger Zeit zum Spielen hatte als dieses Epos von mir forderte, hat sich das halt etwas hingezogen. Zudem musste ich ja auch erst mal wieder rational werden, denn meine Erwartungen haben mich dazu gezwungen diese Spiel zu lieben, EGAL WIE ES IST.
Nun, da ich halbwegs anständig urteilen kann, werde ich einfach mal meine Eindrücke hier ausbreiten. Flow of consciousness-style! Aber zuerst zum Spiel an sich:

Mass Effect 2 setzt logischerweise da an, wo ME1 aufhört. Man erfährt im Intro kurz, was man mit dem Rat angestellt hat und was man grad so treibt, lalala - und dann stirbt Shepard. Ja, er stirbt!

Die Normandy geht hoch, Shepards Luftschläuche reißen ein und er wird beim Eintritt in eine Planeten-Atmosphäre schön kross durchgegart. Aber genau so wie Sega den verglühten Shadow the Hedgehog nicht tot lassen konnte, belebt natürlich auch BioWare den Commander wieder. Das ist ganz praktisch, denn als verkohltes Stück Fleisch muss er quasi generalüberholt werden und dann kann man ja mal ein paar Sachen ändern - wie z.B. das Aussehen und die Klasse, falls man seine alten Charakterdaten importiert hat.
Der Wiederbelebungsprozess dauert zwei Jahre und in denen passiert viel: Der Rat war ja sowieso nie richtig auf Shepards Seite und so hat man nach seinem Tod einfach mal die ganze Reaper-Geschichte geleugnet und behauptet, es war einfach ein Geth-Angriff. Zudem war es ja auch gar nicht die Allianz, die Shepard wiederbelebt hat, sondern eine Organisation namens Cerberus, denen Shepard selbst bereits ein paar persönliche Traumata verdankt. Cerberus kam schon im ersten Spiel vor und ist eigentlich ein ziemlich Alien-feindlicher Verbund, der allen im Ratssektor ein Dorn im Auge ist. Im zweiten Buch von Mass Effect kommen sie auch vor und dort wird noch mal gezeigt wie arschloch Cerberus wirklich ist. Und solchen Spacken verdanken wir jetzt unser Leben... yay.

Warum haben sie uns aber eigentlich ins Leben zurück geholt? Die Reaper sind nicht das Einzige, was vom Rat unter den Teppich gekehrt wird. Es gibt da noch die Kollektoren, welche Menschen-Kolonien rauben, besser gesagt: deren Bevölkerung. Dass das was mit den Reapern zu tun hat, kann man sich ja denken. Jedenfalls geht es jetzt darum, ein Team aus den Besten der Besten der Besten zusammen zu klauben, um dann für alle eine Loyalitätsmission zu bestreiten und dann die Heimat der Kollektoren in einer "Selbstmordmission" zu vernichten.


Am Mass Effect-Grundprinzip wurde kaum etwas verändert und doch verdammt viel. Es spielt sich immer noch wie einen Shooter, hat aber die wundervollen Rollenspiel-Elemente mit drin. Das Kampfsystem ist etwas dynamischer und komplexer geworden, dadurch, dass man mehrere Hotkeys vergeben kann, besser in Deckung gehen kann, über Hindernisse rüberspringen kann und, last but not least, wesentlich schneller stirbt.
Was sofort auffällt, wenn man den Vorgänger gespielt hat: Man kann nur noch Stufe 30 werden. Allerdings bekommt man nun nur noch für Quests Erfahrung. Für die Hauptmissionen immer gleich viel, aber die Nebenmissionen geben mit jedem Level immer weniger. Dann wäre da die Sache mit den Waffen: Früher konnte man Unmengen von Waffen finden, auf verschiedensten Stufen, was für ein ziemliches Inventarchaos gesorgt hat. Nun gibt es mehr Waffentypen, aber für jeden Typen nur zwei bis drei Modelle. Und diese findet man auch nicht immer wieder, sondern nur ein einziges mal. Dann kann man an Waffenspinden die Bewaffnung für das Team auswählen - aber wenn man ein Modell gefunden hat, steht es allen zur Verfügung - man findet also eine neue Pistole und alle sind mit der besseren ausgerüstet. Diese Waffen kann man dann noch aufrüsten.


In der neuen Normandy (ja, der neuen - Cerberus hat heimlich eine gebaut, die Schlingel!) gibt es ein Forschungsterminal, an dem man für Ressourcen Upgrades erforschen kann. Die Ressourcen findet man in Missionen oder man baut sie auf Planeten ab. Dafür fliegt man zu einem Planeten, schmeißt den Scanner an und schickt Sonden an Stellen mit Mineralien. Das gestaltet sich als ein bisschen nervig, aber ist immerhin so monoton, dass es einem nach einer Weile nicht mehr auffällt, dass man es tut. Jup, ich denke positiv.
Mit der Rüstung verhält es sich ähnlich wie mit den Waffen - man kauft Rüstungsteile und kann dann an seiner Rüstung vieles separat austauschen und upgraden. Außerdem kann man auch jederzeit die Farben so anpassen wie es einem gerade gefällt, wenn man Lust auf Modenschau hat.

Das Fliegen mit dem Schiff ist auch etwas anders. Während man im ersten Teil die Reiseprozedur dem Herrn Joker überließ, fliegt man jetzt wirklich auf der Karte rum und nur bei den Massenportalen sucht man sich noch mit dem Cursor aus, wo man hin will.


Sodenn, das war's erst mal zu Technischen. Kommen wir zu meinem Fazit. Die Story von Mass Effect 2 ist kaum mit der vorigen zu vergleichen. Klar, ME2 ist die Fortsetzung und es macht auch alles irgendwie Sinn, aber im Grunde ist da nicht viel: Sammel alle Leute, mach die Loyalitätsmissionen - versuche das Spiel zu gewinnen. Okay, das klingt nicht sehr massig (haha) - storymäßig ist es das auch nicht, aber man spielt trotzdem lange, denn man muss viele Dinge tun, um effizient gegen die Kollektoren vorzugehen. Wenn man diese Dinge nicht tut, kann es schon mal passieren, dass einem die Hälfte des Teams einfach wegstirbt - Auf die Aerith-Art. Nix mit Medigel und so. Zudem gab es ein paar Änderungen, die mich erst mal gestört haben. Zum Beispiel haben bis auf ein bis zwei Ausnahmen alle Charaktere neue deutsche Stimmen, auch Shepard, und im Gegensatz zum ersten Teil wird jetzt alles englisch ausgesprochen, was sie ja früher nicht gemacht haben. So heißt es jetzt etwa statt Liara "Leiära". Was noch nervig ist: Shepard meint immer mal wieder genau dann, wenn man low on health ist, dass es doch viel mehr Spaß macht, über den Haufen geballert zu werden und den Abschnitt von vorne zu spielen, anstatt in der Deckung zu bleiben. Auch gibt es in den Zwischensequenzen immer mal Fehler mit den Animationen und Positionen der Chars.


Warum ich allerdings trotz des Gemeckeres extrem viel Spaß mit dem Spiel hatte, war etwa weil die Athmospäre einfach immer super war. Das ganze Spiel ist recht düster und alles ist sehr liebevoll gestaltet - sofern man "düster" und "liebevoll" zusammenbringen kann. Zudem ist das Spielgefühl die meiste Zeit immer sehr flüssig (bis auf die Sache mit der Deckung) und es gibt kaum ätzende Elemente. Ich habe jetzt viel gemotzt oben, aber das ist einfach wenig im Gegensatz zu diesen Punkten. Auch der Humor in dem Spiel ist sehr geil - er ist in der ernsten Plotline eher selten (Shepard hat halt kein lustiges Leben), aber in der Umgebung fast immer gegeben. Ich kann stundenlang über die Citadel laufen und einfach Gesprächen zuhören oder mir Werbung anhören vom Schlag:

"Verpassen sie nicht die preisgekrönte Inszenierung von Hamlet: Gespielt ausschließlich von Elcor! [Elcor sprechen lethargisch Hamlet-Zitate] Und vergessen Sie nicht: Den Elcor-Hamlet muss man live gesehen haben! Ein 14-Stunden-Erlebnis für die ganze Familie."

Solche Leckerli sind einfach wieder sehr, sehr schön in diese bestehende Welt integriert und erweitern sie um ein ganzes Stück, nur leider nicht um viel Geschichte. Empfehlen würde ich es trotzdem jedem, der den ersten Teil schon gut fand. Ach ja, witzige Geschichte: ME2 kommt auf zwei DVDs. Irgendwann muss man halt die zweite DVD einlegen, wenn man einen bestimmten Fortschritt erzielt hat - wie man das halt kennt - aber für die letzte Mission muss man wieder die erste DVD einlegen. Ominös.

Auch Ihr - Jozu

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28. Januar 2010
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Xbox 360
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