For the King - Switch Review

(Artikel)
Benjamin Strobel, 22. Juni 2019

For the King - Switch Review

Liebevolle Tabletop-Simulation für unterwegs

Der König wurde ermordet, die Identität des Angreifers ist jedoch ungeklärt. Die Königin wendet sich in ihrer Verzweiflung an die Bürgerinnen und Bürger des Landes mit der Bitte, das Unglück aufzuklären und den drohenden Untergang abzuwenden. In For the King macht man sich mit einer improvisierten Truppe auf den Weg, das Königreich zu retten. Was klingt wie ein generischer RPG-Plot, ist genau das: ein generischer RPG-Plot. Dahinter verbirgt sich jedoch eine liebevolle Hommage an Tabletop-Rollenspiele.

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Wie auf dem heimischen Spieltisch
For the King kann man sich am besten als Tabletop-Simulator vorstellen. Das Spiel aus dem Jahre 2018 simuliert mit jedem Start eine neue Fantasy-Welt mit zufälligen Dungeons, Monstern und Events - nur die Geschichte ist grob vorgegeben. In rundenbasierten Kämpfen leistet man sich Schlagabtausche mit Monstern und anderem Gesocks, um stärker zu werden und die Spielwelt zu erkunden. Mit seinem Look und Spielgefühl erzeugt es die Atmosphäre eines heimischen Spieltisches, auf dem man Holzfiguren über ein Brett schiebt und bei aller Taktik auch den ein oder anderen Würfel werfen muss.

Das Artdesign leistet hierbei einen wichtigen Beitrag, denn es ist nicht daran interessiert, eine realistische Spielwelt zu erzeugen, sondern, im Gegenteil, den Abstraktionsgrad eines Brettspiels einzufangen. Durch den geschickten Einsatz von Unschärfe erzielt For the King einen deutlichen Eindruck von Miniaturen, die Low-Poly-Optik stilisiert die Heldinnen und Helden zu kunstvoll-hölzern anmutenden Spielfiguren.

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Die Simulation reicht jedoch nicht so weit, dass tatsächlich plastische Würfel über das Feld rollen - das wäre vielleicht zu viel gewesen. Stattdessen gibt es hilfreiche Anzeigen, die über die Erfolgswahrscheinlichkeiten einer Spielaktion (innerhalb und außerhalb von Kämpfen) aufklären. Die komplexen Zusammenhänge zwischen den Statuswerten der Figuren, die sich in eine Anzahl von Würfen übersetzen, wird dadurch geschickt vereinfacht ohne dabei die Mechanik oder das Spielgefühl zu beschädigen.

In einem Kampf mit Monstern muss man sich vielleicht entscheiden, ob ein starker Angriff das Risiko einer niedrigen Trefferwahrscheinlichkeit wert ist oder ob man lieber zum verlässlichen, aber weniger durchschlagsstarken Knüppel greift.

Es kann aber auch passieren, dass man auf eine seltsame Truhe stößt oder von einem Fremden angesprochen wird. Die Statuswerte in verschiedenen Fähigkeiten bestimmen dann, wie man sich in der Situation schlagen wird - zum Glück hat man fast immer die Wahl, ob man eine Aktion riskiert oder die Chance lieber verstreichen lässt. Das macht natürlich den Nervenkitzel des Würfelglücks aus - aber man kann sich hinterher nicht beschweren, man habe die Wahrscheinlichkeiten nicht gekannt.

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Chaos, Stress und Tod
Das Grundprinzip von For the King sieht vor, dass man sich über rundenweise mit allen Figuren der Party über die Spielwelt bewegt, um bestimmte Orte zu erreichen und Quests zu erfüllen, um voranzukommen. Zugleich können jede Runde neue Monster und Events erscheinen, die man versuchen kann zu umgehen oder sie gezielt anzusteuern. Ob man alle Figuren beisammenhält oder sie einzeln in alle vier Himmelsrichtungen entsendet, ist eine taktische Überlegung, die man treffen muss. Gerade für Neulinge bietet es sich an, die Party zusammenzuhalten. Wir haben alle genug Horrorfilme gesehen, um zu wissen, was mit denjenigen passiert, die sich von der Gruppe trennen, um einem Egotrip nachzugehen. Allerdings spielt man oft gegen die Zeit: Einige Ereignisse in der Spielwelt können das Chaos erhöhen, das Feinde wiederum stärker macht. So ist man ständig angehalten, fernab der Hauptquest bestimmte Aufgaben zu erfüllen, die das Chaos wieder zurückdrängen. Dieses Wechselspiel ist ein zentraler Bestandteil in For the King, kann mitunter aber auch stressig werden.

Es steht auch einiges auf dem Spiel. Zwar können einzelne Figuren noch widerbelebt werden, wenn sie umgekommen sind, hat es aber alle Partymitglieder dahingerafft, wirkt der so genannte Permadeath. Das heißt, der Spielfortschritt ist unwiederbringlich verloren und man muss den Spieldurchlauf von vorn beginnen. Aus diesem Grund vermarktet sich For the King auch als Roguelike. Obwohl es auch weitere, typische Elemente wie zufallsgenerierte Karten aufweist, erzeugt es doch ein ganz anderes Spielgefühl als das prototypische Roguelike-Spiel. Spieldurchläufe können viele Stunden lang sein, der Fokus liegt eher auf jedem einzelnen Durchlauf als der Wiederholung vieler Spieldurchgänge. Mit Spielerfahrungen wie Dead Cells oder Rouge Legacy hat es insofern nur wenig gemeinsam.

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Gemeinsam gegen das Chaos
For the King kann mitunter Zeitdruck ausüben und ziemlich schwierig werden. Aber dieses Leid kann man teilen: lokal oder online kann man mit bis zu drei weiteren Personen kooperativ gegen das Spiel antreten. Dabei übernimmt jede Person eines der vier Partymitglieder und steuert die entsprechende Figur völlig autonom. Hier kann es hilfreich sein, die nächsten Züge miteinander abzusprechen, damit niemand ungewollt zurückbleibt und von Monstern verfrühstückt wird. Online kann das durchaus ein Problem sein, auch wenn das Spiel ein paar nonverbale Kommunikationsmöglichkeiten bietet. Auf dem heimischen Sofa funktioniert der Multiplayer von For the King vermutlich am besten.

Die Switch-Version macht teschnisch einen tadellosen Eindruck, lediglich die Textelemente sind im Handheld-Modus etwas klein. Hier könnte man mit einem Patch nochmal nachbessern.

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Fazit
For the King ist ein strategisches Rollenspiel, das die Atmosphäre von Tabletop-RPGs hervorragend einfängt. Die Mischung aus taktischer Abwägung und Zufallskomponenten macht jede Runde auf neue Weisen spannend. Dass die Chaos-Mechanik mitunter großen Druck ausübt, hat mir hingegen weniger gefallen. Fernab davon ist For the King abwechslungsreich, fordernd und bietet trotz generischer Geschichte reichlich Anreize zum Wiederspielen - vor allem im Multiplayer.

For the King wurde auf der Nintendo Switch getestet. Ein Testmuster wurde uns von Headup Games zur Verfügung gestellt.

For the King

(Ranking)
A
RANK
Reife Leistung. A-Spiele machen alles richtig oder sind nah dran. Kleine Schwächen werden durch Stärken mehr als wett gemacht. Das ist Spieldesign auf hohem Niveau.

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26. April 2024 um 21:12 Uhr
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RELEASE
19. April 2018
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Plattform - Hybrid aus Konsole und Handheld. Unter dem Codenamen Nintendo NX angekündigt, ist die Nintendo Switch im März 2017 weltweit erschienen.
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