Nintendo Pocket Football Club

(Artikel)
Haris Odobašic, 14. Mai 2014

Nintendo Pocket Football Club

Der kleine Fußballmanager

Es mag schwer vorzustellen zu sein, aber es gab mal eine Zeit, als Fußballmanager zu den populärsten Spielegenres in Deutschland gehörten. Der Markt war so hart umkämpft, dass man teilweise die Wahl aus einem halben Dutzend Titeln hatte, die um die Gunst der Spieler buhlten. Kicker Fußball Manager, Bundesliga Manager, Anstoß, Fußball Manager, DSF Fußball Manager, ran - Der Fussballmanager, Championship Manager (heute: Football Manager) und wie sie noch so alle hießen -- von bierernsten Tabellenkalkulationen bis hin zum lockeren Hobbykick mit debil grinsenden Dopingfußbällen war alles dabei.
Heutzutage gibt es nur noch den Football Manager, der die Übersimulation schlechthin ist und sogar von echten Fußballvereinen wegen seiner umfangreichen Datenbank verwendet wird. Wer was anderes will, schaut in die Röhre. In die freigewordene Nische der etwas lockereren Management-Simulationen versucht nun Nintendo mit Nintendo Pocket Football Club zu springen.

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Und dass Nintendo es anders machen will, ist gleich auf den ersten Blick ersichtlich. Lizenzen oder gar realistische Grafik sucht ihr vergeblich, stattdessen hat die pixelige Präsentation einen gewissen NES-Charme, der es aber unheimlich spaßig macht, euren Recken dabei zuzuschauen, wie sie mehr oder weniger chaotisch über das Feld stürmen. Mit Betonung auf Zugucken, denn Nintendo bleibt dem Management-Genre treu in dem Sinne, dass ihr auf das Spielgeschehen keinerlei Einfluss nehmen könnt. Im Spiel aktiv ist euer Manager dennoch, wenn auch eher auf verbaler Ebene: er kommentiert manche Aktionen, was vor allem den Effekt hat, dass jeder Kommentar eine Trainingskarte produziert, die ihr nach dem Spiel verwenden könnt.
Ein großer Teil des Reizes von Nintendos Minimanager entsteht nämlich durch das Training, in dem man die im Spiel erhaltenen Karten einsetzt, um seine Spieler zu pushen. Einzelne Karten haben so Namen wie Kopfball oder Grätschen und verbessern eines oder mehrere von sieben Attributen, die jeder Spieler hat. Wo andere Spiele eher nach Excel aussehen, ist Nintendos Pocket FC da ganz einsteigerfreundlich gemimt: das Können in den einzelnen Attributen wie Technik, Ausdauer oder Sprungkraft wird nicht mal in Zahlen gemessen, sondern in Buchstaben repräsentiert.

Der Clou ist aber, dass man bis zu drei Karten kombinieren kann. In den meisten Fällen summieren sich die Boni der einzelnen Karten nur auf, allerdings gibt es auch spezielle Kombinationen, die zusätzliche Effekte hervorrufen können. Von einem stärken Boost für die individuellen Fähigkeiten bis hin zu neuen Tricks oder Torjubeln ist eine Menge möglich. Diese Kombinationen sind logisch, Dribbeln + Sprinten ergibt beispielsweise Schnelles Dribbling, weswegen es großen Spaß macht, nach jedem Match erst mal herum zu probieren, ob man beim Training wieder ein paar ordentliche Kombos finden kann.

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Gleichzeitig ist mit diesem Trainingsmodus auch das Maximum der Spieltiefe schon erreicht. Taktische Einstellungen beschränken sich auf eine offensive, ausgeglichene oder defensive Ausrichtung und sind im Spiel sowieso nur halbgar wahrzunehmen: auch wenn ihr defensiv spielt und eure Spieler kompakt aufstellt, kann es trotzdem sein, dass sie zur Mittellinie vorrücken und deswegen eure Abwehr regelmäßig ausgehebelt wird.

Und auch bei den sonstigen Optionen ist das Spiel eher mager. Teamwechsel sind nicht möglich, es gibt nur vier Ligen, die nacheinander durchlaufen werden. Abseits des Managementalltags wartet gar nichts auf euch. Ein kleines Trostpflaster sind da die sozialen Features, die, wie man es von 3DS-Spielen von Nintendo gewohnt ist, zu überzeugen wissen. Ein asynchroner Online-Modus erlaubt es euch, euer eigenes Team hochzuladen, damit andere dagegen antreten können, während sich Teams auch per Streetpass austauschen lassen und man sich so mit Freunden und Fremden messen kann.

Wenn in einem engen Spiel Ball um Ball auf euer Tor prasselt und euer Torhüter mit seinen Flutschfingern die Teile immer nur abprallen lässt, statt sie richtig festzuhalten, während ihr nur tatenlos zuschauen könnt, dann ist NPFC genauso spannend und mitreißend wie jede andere Fußballsimulation auf dem Markt auch. Auf dieser oberflächlichen Ebene funktioniert das Spiel wirklich gut. Doch kratzt man unter am Mantel, wird schnell klar, dass es in allen Bereichen an Tiefe fehlt. Das mag in den ersten paar Saisons nicht stören, aber irgendwann verfliegt der Wuselcharme und man wünscht sich mal auch mitten im Spiel die Taktik ändern zu können, den anderen Teams nach Wahl Spieler abzuwerben oder einfach mal mehr zu tun zu haben statt Training und Spiel, Training und Spiel, Training und Spiel. Doch bis es zu diesem Punkt kommt, bietet Nintendos Pocket Football Club eine Menge Spaß und das nicht nur für Neulinge.Haris

Nintendo Pocket Football Club

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Anständig. Stärken und Schwächen halten sich die Waage. Positive Überraschungen sind genauso selten wie negative. Unterm Strich muss man seine Spielzeit keinesfalls bereuen.

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RELEASE
17. April 2014
PLATTFORM
Nintendo 3DS
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