McPixel

(Artikel)
Haris Odobašic, 04. September 2013

McPixel

WTF did I just play?

Stellt euch vor, es brennt auf dem Raumschiff und ihr habt nur eine Bierflasche und ein Alien zur Verfügung, um die Katastrophe zu verhindern. Was macht ihr also? Ihr ext das Bier und pinkelt dann dem Alien ans Bein. Leider die falsche Entscheidung, das Fluggerät explodiert. Die Lösung des Problems wäre gewesen, euren Urin zu nutzen, um das Feuer zu löschen. Willkommen in der irren Welt von McPixel, einer Videospielparodie auf MacGruber, selbst wiederum eine Parodie auf MacGyver.

In über hundert Leveln steuert ihr den namensgebenden "Helden" McPixel im Stil grafischer Adventures durch zwanzig Sekunden lange Szenarien, in denen meist eine Bombe tickt oder eine andere Katastrophe die Umgebung bedroht. Eure Aufgabe ist denkbar simpel: rettet den Tag. Um dies zu schaffen, könnt ihr alles nutzen, was euch die Level zur Verfügung stellen, was meist ein Mix aus Objekten sowie Lebewesen ist, wobei, wie ihr dem ersten Absatz schon entnehmen könnt, das Nutzen und Kombinieren der zur Verfügung stehenden Möglichkeiten nur selten das erwartete Resultat produziert, was unter anderem an der Tendenz von McPixel liegt, erst mal alles zu treten. Und nur, weil ein bestimmtes Objekt in einem Level eine gewisse Reaktion hervorruft, heißt das nicht, dass diese Reaktion auch in allen anderen Levels stattfindet.

McPixel-Wario-Ware

Wobei es nicht schlimm ist, wenn ihr scheitert: dann gibt's eine Explosion zu bestaunen und ihr kriegt das nächste Szenario vorgesetzt, während das, in dem ihr gescheitert seid, in die Rotation gepackt wird und euch so nach ein paar Runden die nächste Chance bietet. Das ist eine schöne Technik, denn kommt so kein Frust auf, weil man alle zwanzig Sekunden eben ein neues Level sieht. Und überhaupt gehört es in einfach zu McPixel dazu, dass man ständig scheitert, sonst würde man so viel vom Spiel verpassen. Es geht auch gar nicht anders: bei den meisten Adventures muss man um die Ecke denken, doch dummerweise ist McPixel ein Kreis und auch mit dieser Technik könnt ihr euch darauf einstellen, regelmäßig zu sehen, wie irgendwas in die Luft fliegt.

Was McPixel schließlich perfekt abrundet ist der Charme, den das Spiel im Überfluss hat. Das fängt schon beim Schriftzug an, der ständig zwischen den Leveln prominent ins Bild ploppt und euch unbewusst dazu bringt, dass ihr laut McPixel schreien wollt. Oder die Hintergrundmusik im Spiel: ein hektisches Sample von vielleicht dreißig Sekunden Länge, das irgendwie ans Thema der alten Batman-Fernsehserie erinnert und, obwohl man es quasi dauernd hört, nicht langweilig oder gar nervig werden will. Und natürlich die schiere Absurdität der einzelnen Szenarien, die in liebevoller Pixelgrafik auf euren Bildschirm gebracht werden. In einem Level beispielsweise sind Dr. House, Cuddy und, selbstverständlich, Super Mario im Krankenbett, nebst einer Bombe. Wie löst ihr das Problem? Ihr steckt die Bombe in House's Hintern, der dann davon fliegt. Logisch, nicht?

McPixel-Atombombe

Mein Kopf diktiert mir die folgende Zeile: "Das Problem von McPixel ist die mangelnde nachvollziehbare Logik, die im gesamten Spiel fehlt." Aber eigentlich ist das Schwachsinn. Denn das ist nicht das Problem des Spiels, sondern des Spielers, eine Art Idiotentest, um die Leute rauszufiltern, die darauf bestehen, dass alles seine Ordnung haben muss. Denn diese Gruppe wird sich schon nach wenigen Puzzeln über die Absurditäten ärgern, die McPixel im Sekundentakt abfeuert, und bei jedem gelösten Szenario nur noch die Hände über dem Kopf zusammenschlagen angesichts der Abwegigkeit der Lösung. Ihnen muss aber keine Träne nachgeweint werden, da alle anderen sich dafür umso mehr an dem Humor des Spiels erfreuen, bei dem jede zwanzigsekündige Szene so vollgepackt ist mit Gags und Anspielungen wie eine richtig gute Komödie. Darüber, ob McPixel ein Spiel ist, lässt sich streiten, doch Qualität und Witz sind unumstritten. Wer schon immer wissen wollte, wie ein Kind von Wario Ware und den guten LucasArts-Adventures aussehen würde, hat in McPixel die zum Brüllen komische Antwort. Haris

McPixel

(Ranking)
A
RANK
Reife Leistung. A-Spiele machen alles richtig oder sind nah dran. Kleine Schwächen werden durch Stärken mehr als wett gemacht. Das ist Spieldesign auf hohem Niveau.

Kommentare

Nils
08. September 2013 um 22:08 Uhr (#1)
Nun, mich hat der Artikel überzeugt und ich musste mir das Spiel holen. Ganz große Klasse - und nach einigen Szenen weiß man auch, worauf es ankommt (und liegt manchmal doch weit daneben...)
Gast
26. April 2024 um 06:33 Uhr
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25. Juni 2012
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Plattform - PC-Spiele haben mit die älteste Tradition. Heutzutage laufen die meisten Games unter dem Microsoft Windows.

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