Richard and Alice
Richard and Alice
Postapokalyptisches Mistwetter
Viele Geschichten lassen sich auf eine sehr simple "Was wäre wenn?"-Frage herunterbrechen. Was wäre, wenn ein Außerirdischer eine Zeitmaschine stiehlt? Doctor Who. Oder: Was wäre, wenn ein unfähiger Junge ein mächtiger Pirat werden will? Monkey Island. Oder: Was wäre, wenn es nie aufhören würde zu schneien? Das Point-'n'-Click-Adventure Richard & Alice vom Entwicklerduo Owl Cave behandelt diese Frage - und die Konsequenzen für die namensgebenden Protagonisten.
Der Indie-Titel ist stark dialoggetrieben und wird auf zwei Ebenen erzählt. In der Gegenwart treffen wir Richard - einen Insassen eines experimentellen Gefängnisses, das sich tief unter der Erde befindet. Sein Leben könnte schlechter sein, denn die Gefangenen sitzen ihre Strafe in gemütlichen Wohnzellen ab, die zukünftig als Sicherheitsbunker für betuchte Persönlichkeiten gedacht sind. Während an der Oberfläche also schon seit Jahren aus unerklärlichen Gründen ein Blizzard seine Spuren hinterlässt, bekommt der Deserteur ein Dach über dem Kopf, Zentralheizung und regelmäßig zu essen. Zudem bekommt er eines Tages Gesellschaft in der Form von Alice, die wegen Mordes in der gegenüberliegenden Zelle einquartiert wird. Die beiden kommen ins Gespräch und Alice erzählt, wie sie es ins Kittchen gebracht hat.
Das sind dann die Flashbacks, die die Gegenwart immer wieder unterbrechen. Hier versuchen sich Alice und ihr fünfjähriger Sohn Barney irgendwie durchs Leben zu schlagen - meist mehr schlecht als recht. Gerade in dieser emotional aufgeladenen Szenerie holpert es mit der Narration ab und an, vor allem wenn Barney den Mund auf macht: Das Kindchen ist oft einfach zu süß, zu mutig, zu blauäugig und zu offensichtlich emotional manipulierend. Trotz aller Mühen wirkt Barney wie von jemandem geschrieben, der seinerseits noch nicht viel Umgang mit Kindern genossen hat. Trotzdem bleibt das Ganze ist nicht ohne Charme und mit der Zeit wächst einem das Balg ans Herz, auch wenn man manchmal verstehen kann, dass Alice sich selbst bei einem "For fuck's sake!" scharf auf die Zunge beißen muss. Die wahrhaft tragische Person ist daher die junge Mutter selbst, die ständig versucht, ihr Kind vor den Schlechtigkeiten der Welt zu bewahren, und zwar mit allen Mitteln, während sie selbst eigentlich ständig am Rande der Verzweiflung kratzt.
Zwar stinkt das viele Gequassel der Charaktere oft nach Exposition, die die Entwickler dem Spieler nicht anders näher bringen konnten, aber die generelle, trostlose Atmosphäre und das nette Sounddesign machen das wieder wett.
Leider hapert es dann noch mit der grafischen Präsentation. Abgesehen von den wenigen Charakteren ist das 2D-Spiel durchgängig spartanisch bis hässlich, wenn die zu erkundenden Karten nicht ohnehin schon aus 90% weißer Fläche bestehen, in der man sich mit den elendig langsamen Figuren nur schwerlich orientieren kann. Der viele Schnee ist aber letztendlich die Rettung der Optik, denn diese gibt einem immerhin ein Gefühl der Leere, während krummschiefe Paint-Bäume hier und dort eher traurig wirken. Das Spielerlebnis wird glücklicherweise durch die Schmalspur-Grafik nicht ruiniert.
Durchmischt ist die Zeit zwischen den Dialogen, in denen man tatsächlich selbst etwas tun muss. Oft stellen sich einem kleine Rätsel in den Weg, die sich durch Kombinationen oder simples Durchprobieren der wenigen gegebenen Optionen lösen lassen. Es sind keine harten Kopfnüsse, aber es sind gut platzierte und willkommene Abwechslungen. Zudem sind einige Aktionen optional und können den Spieler zu fünf verschiedenen Enden bringen. Das ist ein netter Touch, aber schrecklich große Veränderungen für die Auflösung aller Geheimnisse um Richard und Alice beschwören sie nicht herauf.
Richard & Alice ist in erster Linie eine nette Geschichte dreier Menschen, die versuchen mit einer unentwegt launischen Natur zurecht zu kommen. Reininterpretieren lässt sich viel, schließlich kann man nicht anders als einsehen, dass selbst unsere glorreiche Zivilisation und unser Überleben schmerzlich von so einer alltäglichen und unberechenbaren Sache wie dem Wetter abhängig ist. Und dass jeder Mensch seine Schattenseiten hat. Und so was. Wenn man allerdings mit der Geschichte nicht viel anfangen kann, was wegen des Dialog-Overloads durchaus sein mag, dann ist Richard & Alice nur ein unterdurchschnittliches, kurzes Grafikadventure. Rian
Der Indie-Titel ist stark dialoggetrieben und wird auf zwei Ebenen erzählt. In der Gegenwart treffen wir Richard - einen Insassen eines experimentellen Gefängnisses, das sich tief unter der Erde befindet. Sein Leben könnte schlechter sein, denn die Gefangenen sitzen ihre Strafe in gemütlichen Wohnzellen ab, die zukünftig als Sicherheitsbunker für betuchte Persönlichkeiten gedacht sind. Während an der Oberfläche also schon seit Jahren aus unerklärlichen Gründen ein Blizzard seine Spuren hinterlässt, bekommt der Deserteur ein Dach über dem Kopf, Zentralheizung und regelmäßig zu essen. Zudem bekommt er eines Tages Gesellschaft in der Form von Alice, die wegen Mordes in der gegenüberliegenden Zelle einquartiert wird. Die beiden kommen ins Gespräch und Alice erzählt, wie sie es ins Kittchen gebracht hat.
Das sind dann die Flashbacks, die die Gegenwart immer wieder unterbrechen. Hier versuchen sich Alice und ihr fünfjähriger Sohn Barney irgendwie durchs Leben zu schlagen - meist mehr schlecht als recht. Gerade in dieser emotional aufgeladenen Szenerie holpert es mit der Narration ab und an, vor allem wenn Barney den Mund auf macht: Das Kindchen ist oft einfach zu süß, zu mutig, zu blauäugig und zu offensichtlich emotional manipulierend. Trotz aller Mühen wirkt Barney wie von jemandem geschrieben, der seinerseits noch nicht viel Umgang mit Kindern genossen hat. Trotzdem bleibt das Ganze ist nicht ohne Charme und mit der Zeit wächst einem das Balg ans Herz, auch wenn man manchmal verstehen kann, dass Alice sich selbst bei einem "For fuck's sake!" scharf auf die Zunge beißen muss. Die wahrhaft tragische Person ist daher die junge Mutter selbst, die ständig versucht, ihr Kind vor den Schlechtigkeiten der Welt zu bewahren, und zwar mit allen Mitteln, während sie selbst eigentlich ständig am Rande der Verzweiflung kratzt.
Zwar stinkt das viele Gequassel der Charaktere oft nach Exposition, die die Entwickler dem Spieler nicht anders näher bringen konnten, aber die generelle, trostlose Atmosphäre und das nette Sounddesign machen das wieder wett.
Leider hapert es dann noch mit der grafischen Präsentation. Abgesehen von den wenigen Charakteren ist das 2D-Spiel durchgängig spartanisch bis hässlich, wenn die zu erkundenden Karten nicht ohnehin schon aus 90% weißer Fläche bestehen, in der man sich mit den elendig langsamen Figuren nur schwerlich orientieren kann. Der viele Schnee ist aber letztendlich die Rettung der Optik, denn diese gibt einem immerhin ein Gefühl der Leere, während krummschiefe Paint-Bäume hier und dort eher traurig wirken. Das Spielerlebnis wird glücklicherweise durch die Schmalspur-Grafik nicht ruiniert.
Durchmischt ist die Zeit zwischen den Dialogen, in denen man tatsächlich selbst etwas tun muss. Oft stellen sich einem kleine Rätsel in den Weg, die sich durch Kombinationen oder simples Durchprobieren der wenigen gegebenen Optionen lösen lassen. Es sind keine harten Kopfnüsse, aber es sind gut platzierte und willkommene Abwechslungen. Zudem sind einige Aktionen optional und können den Spieler zu fünf verschiedenen Enden bringen. Das ist ein netter Touch, aber schrecklich große Veränderungen für die Auflösung aller Geheimnisse um Richard und Alice beschwören sie nicht herauf.
Richard & Alice ist in erster Linie eine nette Geschichte dreier Menschen, die versuchen mit einer unentwegt launischen Natur zurecht zu kommen. Reininterpretieren lässt sich viel, schließlich kann man nicht anders als einsehen, dass selbst unsere glorreiche Zivilisation und unser Überleben schmerzlich von so einer alltäglichen und unberechenbaren Sache wie dem Wetter abhängig ist. Und dass jeder Mensch seine Schattenseiten hat. Und so was. Wenn man allerdings mit der Geschichte nicht viel anfangen kann, was wegen des Dialog-Overloads durchaus sein mag, dann ist Richard & Alice nur ein unterdurchschnittliches, kurzes Grafikadventure. Rian
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Sparte - Wenn es nicht bei drei auf dem Baum ist, testen wir es.
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11. Februar 2013
PLATTFORM
PC
Plattform - PC-Spiele haben mit die älteste Tradition. Heutzutage laufen die meisten Games unter dem Microsoft Windows.