ToeJam & Earl

(Artikel)
Haris Odobašic, 15. Dezember 2009

ToeJam & Earl

Der etwas andere Sega-Klassiker

Ich fand es ja schon überraschend, als bei einem Voting auf der Sega-Webseite, welches Spiel man denn als nächstes für XBLA neu auflegen sollte, ToeJam & Earl gewann, trotz namhafter Konkurrenz wie Earthworm Jim, Streets of Rage oder Revenge of Shinobi. Ich konnte mich nämlich nicht erinnern, dass die Serie so populär gewesen wäre. In meinem Freundeskreis kannte nur einer ToeJam & Earl aus Mega Drive-Zeiten und der letzte Titel in der Serie, 2003 für die Xbox erschienen, war ein ziemlicher Flop. Doch wenn man sich näher mit der Spielserie befasst, muss man doch feststellen, dass ToeJam & Earl ihren durchaus eigenen Charme hatten und das Spiel gerade durch seine Einzigartigkeit den Titel Sega-Klassiker verdient. Zeit also für eine kurze Retroperspektive!

ToeJam & Earl (1991, Sega Megadrive)

Die Nachricht des Spiels soll wohl sein, dass man dicke Aliens keine Raumschiffe fahren lassen sollte. Denn nachdem euer Kumpel Earl mal eben einen Meteor mit eurem funkigen Raumschiff, das so aussieht wie etwas, was man auf einer Skipiste erwarten würde, gecrasht hat, schlüpft ihr in die Rolle des dreibeinigen Goldkettchenträgers ToeJam und macht euch gemeinsam mit eurem schusseligen Kumpel auf die Suche nach den zehn Teilen eures Fliegers. Dass ihr dabei ausgerechnet auf der Erde gelandet seid und euch scheinbar niemand freundlich gesonnen ist macht die Suche nicht leichter. Die einzigen Hilfsmittel, die ihr habt - bis auf laufen und schwimmen können die beiden Aliens nämlich herzlich wenig - sind überall verstreute Geschenke, die verschiedene Effekte und Untensilien enthalten. Der Clou: bis ihr eine Geschenkbox geöffnet habt, wisst ihr nicht, was sich in der Box befindet. Also müsst ihr erstmal zum Auspacken trauen. Wenn ihr Glück habt sind da drin Sprungstiefel oder ein Extraleben, ansonsten kann euch aber auch ein Bombardement mit matschigen Tomaten oder eine Regenwolke, die euch ständig verfolgt und mit Blitzen beschießt, erwarten. Ein weiteres nettes Feature ist, dass die Level alle zufällig generiert werden, auch wenn sie mit der Zeit etwas langweilig aussehen, da es nur Gras und Wüstengebiete gibt. Dafür ist der Soundtrack aber gelungen und abwechslungsreich und insgesamt wird man von dem Spiel, aber vor allem der dargebotenen Kreativität wie etwa beim Gegnerdesign, gut unterhalten!

ToeJam & Earl in Panic on Funkotron (1993, Sega Megadrive)

ToeJam und Earl haben ihr Raumschiff zusammengesetzt und sind zurück auf ihren Heimatplaneten Funkotron geflogen, nur um festzustellen, dass böse Erdlinge dort nun ihr Unwesen treiben. Ihr beschließt sie in Einmachgläser zu stecken und zurück zur Erde zu schicken. Hah, haben sie auch gefälligst verdient, diese verdammten Erdbewohner!
Der größte Unterschied im Vergleich zum Vorgänger ist, dass das Spiel insgesamt viel generischer geworden ist. War der erste Teil wirklich schwer in ein Genre zu stecken, ist Panic on Funkotron ein ziemlich gewöhnlicher, wenn auch designtechnisch abgedrehter Sidescroller. Eure zwei Helden können nun nämlich springen und haben als Angriff ein rundes Wurfgeschoss, dass sie auf heimtückische Erdlinge werfen, bevor die ordentlich eingetütet werden. Auch haben Geschenkkartons keinen besonderen Inhalt mehr, sondern dienen nur noch zum Punktemachen. Dafür ist das Spiel aber insgesamt abwechslungsreicher geworden mit variierendem Leveldesign und Minigames. Außerdem ist auch diesmal wieder der spaßige Ko-Op mit an Bord.

ToeJam & Earl III: Mission to Earth (2002, Microsoft Xbox)

Der dritte Teil der ToeJam & Earl-Reihe gehört zu den Spielen direkt aus der Development Hell. So war das Spiel vorher schon für Saturn, Dreamcast und laut Wikipedia sogar Nintendo 64 in Entwicklung, auch wenn Letzteres wenig Sinn zu machen scheint. Dennoch hat das Spiel gut eine Dekade auf sich warten lassen und als es dann rauskam hat es sich nicht gut verkauft. Ich hatte es mir erst sehr spät auf Drängen eines Freundes geholt, der es billig in einem Gamesladen sah, und fand es eigentlich ganz gut. Man hat sich wieder etwas mehr am ersten Teil orientiert, mit großen Zufallslevels und der Tatsache, dass man wieder nach Objekten sucht: diesmal den zwölf Alben des Funk. Doch um diese zu finden müsst ihr Schlüssel sammeln, die euch neue Levels freischalten. Genauso gibt es nun auch wieder Geschenkboxen mit nützlichem Inhalt wie schon die aus Teil 1 bekannten Power-Ups wie Raketenschuhen oder Essen, um die Energie aufzufüllen. Auch spielt ihr nicht mehr nur mit ToeJam und Earl sondern ein weiteres Alien macht die Clique komplett: Latisha. Dieses mal unterscheiden sich die Charakter auch nicht mehr nur rein optisch, sondern auch von den Fähigkeiten. Earl ist stärker, springt aber nicht so hoch, ToeJam ist das genaue Gegenteil und Latisha hängt irgendwo in der Mitte rum. Der Humor in den Zwischensequenzen wirkt auf mich leider etwas bemüht, aber dafür bietet das Spiel noch immer dasselbe, coole Gegnerdesign mit beispielsweise Psycho-Cheerleadern oder fiesen Grundschulkindern, die euch gegen das Schienbein treten! Und natürlich wäre auch dieser Titel der ToeJam & Earl-Serie nicht vollständig ohne einen Ko-Op-Modus, der für eine Menge Spielspaß sorgt. Jammin'!

Leider sieht es zur Zeit noch nicht wirklich rosig mit dem Remake des ersten ToeJam & Earl-Spiels aus. Auch wenn das Teil die Umfrage gewonnen und Sega danach eine XBLA-Version angekündigt hatte, war ihnen die Rechtssituation nicht klar. Das Spiel und die Charaktere gehören nämlich nicht ihnen sondern einem der Designer des Spiels und solange man mit ihm nicht auf einen finanziellen Nenner kommt, werden wir auch weiter warten müssen. Aber sollte Sega es doch schaffen in den Verhandlungen siegreich zu sein, kann ich euch nur ans Herz legen, ein Preis von nicht mehr als 400 MS-Points vorrausgesetzt, das Spiel anzutesten. Feel the funk!Evil

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