Allods Online

(Artikel)
Rian Voß, 23. August 2011

Allods Online

Problem? Vincent macht das

Allods Online ist ein komisches Ding - das weltweit verbreitete MMORPG kostete in der Entwicklung gut 12 Millionen Euro, hat bereits über 3,5 Millionen Spieler, sieht aus wie WoW und kostet... nichts. Da das Spiel bereits raus ist, kann hier nicht mehr von einem Preview die Rede sein, aber gPotato-Mann Vincent Douvier, der als Executive Producer so etwas wie der oberste Oberadmin vom europäischen Allods ist, hat sich trotzdem sportlich meinen noobigen MMO-Fragen gestellt.

Unser ganzes Gespräch, welches gut eine Dreiviertelstunde andauerte, drehte sich eigentlich nur um eine Frage: Inwiefern ist das jetzt anders als World of WarCraft? Nachdem mir die Worte über die Lippen gekommen sind, hielt er kurz inne, drehte sich dann zu Maus und Tastatur und sagte "Let me show you."
Er zeigte mir die zwei optisch unterschiedlichen Faktionen, auf der einen Seite die League, auf der anderen Seite das Empire. Beide unterschieden sich vor allem in den spielbaren Rassen und dem Aussehen der Städte - wo in der League alles einem kunterbunten High-Fantasy-Cartoon entsprach, sah man auf den Straßen der Empire-Städte Ortsschilder in kyrillischen Buchstaben, überall Aufpasser, Ganoven und sonst noch so, was einem im Urbild eines Überwachungsregimes in der Nähe des Kremls ins Auge springen würde. Aber das ist ja noch kein doller Unterschied. Muss es das sein? Sagen wir mal so: In Allods sind die Orks blau, denn, wie Vincent sagt, Blau ist das neue Grün. So lässt sich die Erfahrung bei Allods eigentlich sehr gut zusammenfassen - es ist WoW mit kleinen Unterschieden und free to play. Es gibt Mounts, es gibt Elfen, es gibt Jobs. Machen wir also, um nicht haarklein alle Gleichheiten aufzuzählen weiter mit der Liste dieser kleinen Andersartigkeiten.


Da wäre einmal eine an der Hand geführte Spielerfahrung: bis Level 20 sollen die Charaktere hart questen, oldschool PvE-Style (Player versus Environment). Ab Level 20 wird man vom Spiel stark zum PvP (Player versus Player) genötigt; man muss es nicht tun, aber es gibt Belohnungen.
Der große Unterschied kommt dann bei Level 35, wo man sich ein Raumschiff kauft und ins Weltall fliegt. Da musste ich erst einmal herzlich lachen, denn ich meine, wow. Raumschiffe! Das ist so ein kranker Schnitt, das kann nur gut sein! Das Raumschiff kann nur von einem einzigen gesteuert werden, aber ohne Crew ist man ziemlich aufgeschmissen, denn die müssen ja die Bordkanonen bemannen und sich gegen Looter von anderen Faktionen wehren. Ja, ganz richtig: Allods Online hat Weltraum-Piraten. Das Doofe ist nämlich: mit seinem Schiff kann man Schatzinseln ausheben, aber bis man nicht wieder in einem sicheren Hafen angedockt hat, werden alle Schätze in der Schatzkammer aufgehoben, welche bei einer erfolgreichen Übernahme natürlich vollkommen geleert wird. Dies ist ein sehr schönes Beispiel dafür, wo Allods mehr macht als WoW. Neben dem normalen Weltraum gibt es auch noch zwei zusätzliche Ebenen, die man per Dimensionshüpferei betreten kann, aber das ist hochleveligen Charakteren vorbehalten.

Das klingt ja jetzt alles zu schön um wahr zu sein, oder? Wo ist der Haken? Nun, es gibt natürlich einen, denn irgendwie müssen die Entwickler ja auch von was leben. In Allods Online passiert das über Micro-Transactions bestimmter in-game-Items, Vincent bezeichnete die Strategie insofern, dass er Bequemlichkeit und Eitelkeit verkauft. Die Eitelkeit ist schnell erklärt: Willst du für deinen Char hübsche, aber gameplaytechnisch nutzlose Engelsflügel oder eine absurd große Galeonsfigur für's Raumschiff, dann musst du mit der Kohle winken. Oder in einem Event abstauben.
Bequemlichkeit ist ein bisschen schwieriger. Ein Beispiel ist folgendes: Wenn man in Allods Online stirbt, dann wird irgendein Gegenstand der Ausrüstung verwunschen. Diese Ausrüstung ist dann nicht nur nicht mehr verwendbar, sondern sämtlichen Stat-Boni wird nun ein Minus vorgesetzt; somit wird das Schwert des Harten Tötens + 6 plötzlich ganz schön nachteilhaft. Einen Gegenstand zu exorzieren kostet nun echte Währung. Günstiger ist es, wenn man sich ein Objekt namens Death Insurance kauft, welches beim Ableben eine Verwünschung verhindert. Ein anderes Beispiel für bezahlbare Inhalte ist der Zugang zur dritten, schwierigsten Dimension, die den größten Loot enthält.
Doch hier kommt Held Vincent ins Spiel, denn er hat die Macht! Zumindest die Macht, Versionen von Allods Online seinen Wünschen und denen der Community anzupassen. So gibt es in der gPotato-Version von Allods Online etwa 300 Death Insurances gratis - damit sollte man zurecht kommen. Außerdem gibt es, wenn man zehn Minuten für eine Spezialquest opfert, einen Kurzzugang zur dritten Ebene geschenkt. Im Grunde genommen heißt das, dass man sich selbst um die fiesen Haken an Allods einen Bogen machen kann.


Aber Vincents Einzugsbereich hört nicht beim Geld auf, denn er hat allgemein ein aktives Ohr für die Spielerschaft. So hat er mich in eines der tiefsten Geheimnisse der MMORPG-Welt eingeweiht, denn... psstssstssst... die meisten weiblichen Charaktere... sind in Wirklichkeit... Männer! Doch, ganz ehrlich! Ihr braucht gar nicht zu gucken! Unter anderem deswegen hat Vincent in unserer Version von Allods, anders als in einigen anderen, gleichgeschlechtliche Ehe zugelassen. Was cool ist, denn verheiratet zu sein gibt in-game-Vorteile. Außerdem ist die deutsche Version von Allods Online die einzige, in der ein richtig unausbalanciertes Mount herausgenommen wurde, weil sich hier die Spieler am meisten beschwert haben. Jaja, wir können das sehr gut. Nach dem Herumgeweine haben die Leute beim deutschen Support (von denen aktiv auch immer auf Übersetzungsqualität geprüft wird) ein bisschen herumgetestet und bemerkt: "Hm, ja, stimmt. Das Ding ist echt unfair." Also raus damit!

Ich werde wahrscheinlich weiterhin reinrassige MMORPGs nicht anrühren, weil ich dann doch zu sehr an meinem normalen Leben hänge, aber wer zur Zeit World of WarCraft spielt und nach einer communitynahen, günstigeren Alternative sucht, für den bietet sich Allods Online echt an. Rian

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