Die vernetzte Welt

(Artikel)
Benjamin Strobel, 15. März 2011

Die vernetzte Welt

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Achtung! Diese Seite ist nicht Facebook. Ich muss das erwähnen. Das Logo und der Name im Header gehören Facebook.com, wir haben keinerlei Rechte daran. Sogar das verdammte Blau gehört Facebook. Der milliardenschwere Konzern wäre ziemlich beleidigt, wenn ihr jetzt das DPad mit ihm verwechselt!
Facebook.com ist nicht nur eines der größten Internet-Unternehmen, sondern auch im Kopf des jüngsten Milliardärs der Welt entstanden: Marc Zuckerberg. Spätestens David Fincher hat die Geschichte des jungen Schöpfers durch seinen kinofüllenden Film The Social Network bekannt gemacht. Die Vision: Das gesamte soziale Geschehen (auf dem Campus) online abbilden. Wenige Jahre später ist ein Alltag ohne Facebook für viele unvorstellbar geworden. Das größte soziale Netzwerk der Welt bleibt allerdings nicht daheim, sondern wuchert durch das gesamte Netz: Like-Buttons, Kommentare, Logins - Facebook ist überall.

Um euch zu demonstrieren wie einfach das ist, kann ich einfach in diesem Artikel an einer beliebigen Stelle den Like-Button verbauen:


Eine Zeile Javascript und die Facebook-API erledigt den Rest. Sehr verlockend für jeden frischgebackenen Blogger, attraktiv für jede Website. Schließlich ermöglicht es eine simple Anbindung, um völlig ohne Aufwand seine Seite über Facebook verbreiten zu lassen. Klickt jemand auf den Button, so erscheint ein Link auf seiner Facebook-Seite - also direkt auf den Bildschirmen seiner Facebook-Freunde. Man muss allerdings aufpassen. Höllisch. Seitdem es diese Plugins gibt, haben hippe E-Attorneys es sich zur Aufgabe gemacht, Blogger und kleine Sites dafür zu verklagen, wenn sie nicht auf die entsprechenden Datenschutzrichtlinien hinweisen. Aus diesem Grund muss ich allein für diesen Button hier einen zusätzlichen Absatz in unser Impressum beifügen, damit sich niemand beschwert, dass unser Link auf Facebook erscheint, wenn man darauf klickt. Wer hätte das auch gedacht?

Eigentlich können wir aber noch froh sein. Es könnte alles wesentlich schlimmer um unsere Daten bestellt sein. Überlegt euch nur mal, Facebook würde automatisch im Hintergrund der Seiten laufen und sofort posten, wenn ihr auf irgendeine Website geht. Bei Youtube Justin Bieber angeguckt? Ups. Bei Amazon nach Dildos gesucht? Schade. Und man möchte sicher auch nicht wissen, was die Leute alles so bei Google suchen... Technisch ist das übrigens keine Utopie, sondern problemlos möglich. Vielleicht habe ich bereits ein solche Skript im Hintergrund laufen und eure Freunde auf Facebook wissen schon, dass ihr das hier lest. Schaut lieber nochmal nach.

Irgendwie ist das aber schon fast zu umständlich. Warum nicht gleich die Browser-Chronik mit Facebook verknüpfen? Privatssphäre kommt ohnehin aus der Mode. Warum da noch Seitenaufrufe verheimlichen? Wir sind alle aufgeklärt und wissen, dass ihr zweimal täglich auf Youporn klickt. Daraus sollten wir jetzt gar keinen Hehl machen. Aber allein die Online-Aktivität abzufangen wäre ja auch nur die halbe Wahrheit. Hat Facebook noch keinen offiziellen Keylogger veröffentlicht? Das ist dann sowas wie die Google-Toolbar und wird bei jeder schäbigen Freeware mitinstalliert, die ihre Seele dafür verkauft. Dann muss man ein Häkchen setzen, wenn man es nicht mitinstallieren will, und noch eins, um diese Aktion zu bestätigen. Und ein drittes Häkchen, durch das man sich einverstanden erklärt, dass die Installation nur abgebrochen wird, wenn man alle drei gesetzt hat.

Der Witz ist am Ende aber, dass Facebook, Google und die anderen Netzweltkönige es gar nicht nötig haben, die Benutzer permanent hinter's Licht zu führen. Wir laufen ja freiwillig auf die Schlachtbank der Privatssphäre! Wie die Lemminge marschieren wir auf Like-Buttons zu, machen den schnellen Klick und pflastern damit den Weg zum gläsernen Menschen. Hat man euch nicht gewarnt, dass zukünftige Arbeitgeber euch dort später nachschlagen können? Ihr protokolliert brav euer Partyleben und die Netzaktivität. Das ist natürlich auch ein gefundenes Fressen für alle Stalker - und damit meine ich uns alle. Wir haben völlig anonym die Möglichkeit, sämtliche Informationen über andere abzurufen und gemütlich durchzulesen. Da hilft es auch irgendwann nicht mehr, die Sachen aus dem Profil zu löschen. Denn - und ich zitiere Finchers Social Network - im Internet schreibt man nicht mit Bleistift, sondern mit Tinte. Oder frei: What has been seen, cannot been unseen. Im Internet gibt es keine Reissäcke, die unbemerkt umfallen. Oder Bäume, die niemand fallen hört. Da sollte man sich gut überlegen, auf welchen Like-Button man klickt oder besser nicht. Nex

Kommentare

Rian
15. März 2011 um 22:01 Uhr (#1)
Kann übrigens auch sehr OpenBook empfehlen, das ist FaceBook-Suche in reverse: Begriff eingeben und gucken, wer so alles ausgespuckt wird.
Ben
15. März 2011 um 22:46 Uhr (#2)
Da sieht man übrigens auch sehr schön, dass er einen anderen Blauton für die Seite verwenden musste.
Gast
26. April 2024 um 10:31 Uhr
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