Shenmue

(Artikel)
Rian Voß, 03. Mai 2010

Shenmue

Das Epos in drei Teilen

Wer es nicht kennt sollte zumindest einmal davon gehört haben: Shenmue ist wahrscheinlich das berühmteste und berüchtigste Spiel, das es seinerzeit auf den Dreamcast geschafft hat. Yu Suzukis (bisher) zweiteiliges Meisterwerk dreht sich um das Schicksal des jungen Ryo Hazuki und seiner Suche nach Seemännern dem Mörder seines Vaters. Wir wollen den ersten Teil mit euch zusammen durchspielen und aus drei verschiedenen Perspektiven über unsere Erfahrungen podcasten. Wie funktioniert das? Lest weiter!

Also, erst einmal ein wenig Info über das Spiel, um euch heiß zu machen. Wer am Techtelmechtel nicht interessiert ist, der kann ja ganz ans Ende des Artikels springen, wo ich Genaueres zur Aktion erkläre.


Die Geschichte spielt in Ryos Heimatort, Yokosuka in Japan, wo im Familiendojo ein Kampf stattfindet. Ryo stolpert bei seiner Heimkehr über die Körper von verletzten Freunden und Familie und bekommt gerade noch so mit, wie ein bedrohlicher, chinesischer Mann Ryos Vater nach eine Phönix-Spiegel fragt, bevor er die Scheiße aus ihm rausprügelt. Kaum ist der Vater am Boden, stürzt sich der Sohn in den Kampf und wird mit ein paar leichten Handbewegungen auf die Bretter geschickt. Der Mann, Lan Di, bekommt den Spiegel, verschwindet und der alte Hazuki erliegt seinen Wunden.
Ein paar Tage später hat sich Ryo von dem Angriff körperlich wieder erholt und stellt Nachforschungen an, um den Mörder seines Vaters zu finden und sich an ihm zu rächen. Dabei dauert es schon im Familienanwesen nicht lange um festzustellen: Verdammt, das Spiel ist detailreich! In Ryos Zimmer braucht man allein schon zehn Minuten, um jede Schublade einmal geöffnet zu haben! In einigen befinden sich tatsächlich ein paar interessante Items, aber danach findet man nur noch Socken und Unterwäsche.

Wenn man dann nach ein paar (freiwillig dort verbrachten) Stunden das Haus verlässt, betritt man den Ort Yokosuka und es erschlägt einen, denn der Ort sieht sehr realitätsnah aus. Häuser sind teilweise begehbar, kleine Geschäfte, Parks, Wege, BÄUME! Man kommt gar nicht mehr aus dem Staunen raus. Und dann trifft man die ersten Leute auf den Straßen und man denkt sich: "Okay, SO detailreich kann so ein altes Spiel jetzt auch nicht sein!" und man spricht sie an und sie antworten mit eigenen Synchronsprechern. Jeder Charakter, egal ob NPC oder major player, bekam seine eigene Stimme! Nicht nur das: Jeder NPC bekam sogar sein eigenes Gesicht. Und wenn man mit den Leuten redet, sagen die nicht nur am Ortseingang "Welcome to Yokosuka!", sondern man kann sie zum Beispiel nach dem Weg zu verschiedenen Orten fragen und ortsabhängig erklärt einem dann jeder Charakter (immer schön im Hinterkopf behalten, dass jeder NPC einen anderen Sprecher hat und dass zum selben Zeitpunkt gerade erst die PS2 rausgekommen ist), wo man hingehen soll.
Das alles ist Teil des von Yu Suzuki erdachten FREE-Genre (Full Reactive Eyes Entertainment), welches, in simplen Termen, für eine absolute Realitätssimulation stehen soll. Weitere Bestandteile vom FREE sind dann etwa Tag-/Nacht-Zyklen, davon abhängige Tagesabläufe der NPCs in Betrachtnahme der Wochentage, Wetterwechsel und mehr und mehr und mehr. Rein technisch ist das gesamte Spiel schon gefeatureter Wahnsinn und das Ganze macht auch in-game Sinn: Muss Ryo für Informationen einen Barbier-Laden besuchen, dann wird das wohl nicht außerhalb der Öffnungszeiten gehen. Da hat man wohl den Tag anders rumzubringen, aber dafür gibt's vielerlei Möglichkeiten: In die Arcade gehen und Hang-On! spielen oder Figuren Sammeln oder Geld verdienen oder Trainieren oder sowas.


Oh, Training. Neben der starken Adventure- und Film-Komponente (im Gegensatz zu Metal Gear Solid balancieren sich Cutscenes und Gameplay allerdings gut aus) gibt es noch zwei weitere Hauptelemente:
Einerseits wäre da das Kämpfen. Mit AM2, den Machern des ersten 3D-Kampfspiels Virtua Fighter, als Entwickler war es den Männern und Frauen der Firma ein leichtes, ein grundsolides Kampfsystem einzubauen, welches wunderbar das Fighten gegen mehrere kleine Schergen oder vereinzelte Großmeister der Martial Arts vereint.
Zum Anderen ist Shenmue das erste Spiel, das Quick Time Events (also zur rechten Zeit eine Taste drücken und es passiert was) verbaut ohne dass es die Hauptattraktion ist wie in Dragon's Lair. So bietet das Spiel eine Abwechslung zwischen Story, freiem Nachforschen, technischer Action, Reaktions-Action und Minigames. Es gibt fast so viel zu tun, dass man gar keine Zeit mehr hat Lan Di nachzujagen - und im zweiten Teil wird das nur noch schlimmer!

Leider hat sich diese gesamte Awesomeness in den Produktionskosten niedergeschlagen: Da Shenmue zuerst für den Saturn geplant war, dieser dann eingemottet und das Spiel nochmal neu auf der Dreamcast angefangen wurde, ging schon eine Menge Kohle zum Fenster raus. Letzten Endes beliefen sich die Ausgaben allein für das erste Spiel auf 70 Millionen US-$ - zu der Zeit gab es gar nicht genug Dreamcasts auf dem Markt, um die Kosten wieder reinzuholen, da hätte jeder das Spiel zweimal kaufen müssen. Und Yu Suzuki hatte zuerst neun Teile geplant! Bei der Entwicklung des Nachfolgers hat er die Story dann auf eine Trilogie runtergestutzt, aber auf ein Beenden der Geschichte warten wir ja nun schon seit 2001.


Was wir nun machen wollen: Bis Mittwoch, den 12.5.2010 wollen Izanagi, Nex und ich die erste GD des Spiels abfertigen. Insgesamt gibt es drei GDs, also sind wir wohl Ende Mai komplett fertig. Am Mittwoch nehmen wir dann einen Podcast auf, in dem wir über unsere Erfahrungen aus den unterschiedlichen Blickwinkeln (meine Erinnerungen sind relativ frisch, Nagi kann sich kaum noch an die Story erinnern und Nex hat das Spiel noch nie gespielt) sinnieren. Ihr seid herzlich dazu eingeladen, parallel mit uns zu spielen - Stichtag für das Durchspielen der zweiten GD würde dann im Podcast erwähnt werden.

Noch abschließend zur Info: Den ersten Teil von Shenmue gibt es nur auf der Dreamcast und in PAL-Gefilden nur mit englischer Synchronisation. Shenmue 2 (beinhaltet einen einstündigen Film, der den ersten Teil zusammenfasst) ist in Europa auf der Dreamcast und der alten Xbox erschienen (und lässt sich über Xbox Live auch für die 360 runterladen), weil wir aber true sind und den zweiten Teil mit japanischer Synchro zocken wollen, bleiben wir die gesamte Strecke auf Segas letzter Konsole. Wenn ihr also keine Möglichkeit habt, an den ersten Teil ranzukommen, aber gerne den zweiten mitspielen wollen würdet - kein Problem!

Wir sehen uns dann kurz nach dem nächsten Mittwoch am Ende der ersten GD-ROM! Rian

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