Time Hollow

(Artikel)
Rian Voß, 20. Juli 2009

Time Hollow

Wibbly-wobbly, timey-wimey

Adventures auf dem DS sind rar, das hat einen ganz logischen Grund, nämlich dass... äh... Ne, keine Ahnung. Warum gibt es nicht mehr Adventures? Nintendos Handheld ist ja wohl die perfekte Plattform dafür! Ich werde auch ständig gefragt, ob ich irgendwelche Vertreter dieses Genres kenne und es ist ständig dieselbe Liste: Another Code, Hotel Dusk, Professor Layton. Und die Phoenix Wrights kann man auch noch hinzu zählen, aber ansonsten kann man dann eigentlich nur noch zur ScummVM greifen und Indiana Jones spielen.

Zum Glück gibt's ab und zu doch noch Futter, wenn auch viel zu selten. Einer dieser rärlichen Sprösse ist das vielversprechend klingende Time Hollow. Ethan Kairos ist ein generischer Schüler an einer generischen, japanischen Schule mit Uniformen. Er hat ein Dreiergespann von Freunden (den Nerd, den ernsten Streber/Numerus-Clausus-Freikarten-Aspiranten und den Hitzkopf), zwei mögliche Love Interests (eine impulsiv, die andere schüchtern) und einen väterlichen Sensei-Lehrer. Außerdem mag er Uhren und findet eines Abends in seinem Zimmer einen Stift, mit dem er Löcher ins Raum-Zeit-Gefüge reißen kann. Also alles ganz--- Mooooment.

Damit haben wir eigentlich auch gleich schon unser einziges und wichtigstes, originelles Gameplay-Feature entdeckt. Aber der Stift kommt erst später, denn für den Moment reicht es, dass Ethan aufwacht und so ein Raum-Zeit-Loch in seinem Zimmer entdeckt. Er denkt sich aber nichts weiter dabei, sondern geht erst einmal runter zu seinen Eltern ins Esszimmer und frühstückt in Ruhe. Im nächsten Augenblick verändert sich ein Ereignis von vor fünfzehn Jahren und Ethan findet sich bei seinem Onkel lebend und elternlos in einer alternativen Gegenwart wieder. Den Stift, den er darauf von seiner Katze erhält (nein, sie kann nicht sprechen), benützt er, um die Zeit langsam aber sicher wieder hinzubiegen, allerdings nur, wenn Ethan Flashbacks erlebt und herausfindet, wann und wo diese erschienenen Bilder stattfanden. Will er etwa den Unfall an einer Kreuzung verhindern, muss er von den Umständen des Unfalls wissen und wo und wann er passierte. Diese Infos sammelt man in Postkarten-Adventure-Manier. Man klickt sich von Ort zu Ort, redet dort mit Leuten und tappt mit dem Stylus verdächtige Dinge an. Das macht so in etwa 90% des Spiels aus und es gibt nur einen einzigen Weg, das Rätsel um die Zeitlöcher zu lösen. Das bedeutet einerseits, dass man sich nicht verrennen kann, andererseits ist der Wiederspielwert damit ziemlich verkackt. Außerdem fühlt sich grade dieser Teil des Gameplays wie der Yu-Gi-Oh!-Kartenbildschirm an. Da klickt man auch so lange random auf Dinge, bis sich mal was Spannendes ergibt.


Da treiben noch ganz andere Leute Unsinn mit Stiften...
Wenn man dann mal alle Infos zusammengetragen hat, geht's endlich ans Eingemachte: Die Realität verändern! Freunden helfen! Leben retten! Klar, das hat in Butterfly Effect ja auch super geklappt. Ashton Kutcher würde Beifall klatschen, wenn er sich in dem Film nicht beide Arme weggesprengt hätte. Naja. Man zeichnet also einen Kreis (oder ein Dreieck, wenn ihr Bock habt) auf dem Bildschirm und kann dann etwas auf der anderen Seite verändern. Wenn man mit dem falschen Objekt interagiert, verliert man Zeit-Lebenspunkte, von denen man allerdings viel zu viele hat, so dass man nie in die Bredouille kommt, dort irgendwie Gefahr zu laufen, dem armen Ethan zu viel abzuverlangen. Vom Prinzip her also so ein bisschen der Investigations-Part von Phoenix Wright gemischt mit dem richterlichen Bestrafungssystem aus demselben Spiel. Ist die Vergangenheit erst mal modifiziert, dann ändert sich die Gegenwart und alles ist härter, besser, schneller, stärker.

Aber mit magischen Verbesserungen der Wirklichkeit verhält es sich wie mit Pringles mit Pizza-Geschmack: Es gibt sie nur für kurze Zeit! Denn Ethan hat einen geheimen Gegenspieler, der alles ganz schnell wieder kaputt macht. Wirklich, die Story ist ja an sich nicht schlecht und für so viel zeitliches Hin-und-Her-Gespringe finden sich erstaunlich wenige Plot-Lücken, aber grade so im letzten Drittel hatte ich das Gefühl, ich würde eine Folge Star Trek: Enterprise spielen.

"Was, die Romulaner sind in der Zeit zurück gereist und haben uns das Benzin geklaut, damit wir nicht losfliegen können? Na, dann reisen wir ein paar Minuten eher zurück, um ihnen die Schläuche zu klauen, mit denen sie uns das Benzin abgezapft haben!"

Minuten später.

"Hah! Jetzt haben wir die Schläuche! Dann wollen wir mal sehen, wie sie..."

Wutwutwutwuuuuuuiiiiiit.

"Oh nein, die Romulaner sind in der Zeit zurückgereist und haben an den originalen Bauplänen unseres Raumschiffes herumgepfuscht, so dass die Systeme genau an diesem Tag kaputt gehen! Dann reisen wir doch einfach in der Zeit zurück und..."

Und in so eine Richtung schlägt die Handlung von Time Hollow irgendwann ein und ich dachte mir nicht nur einmal: "JETZT KILL DEN KERL DOCH ENDLICH! FUCK! Geh ein paar Jahre zurück und leg' ihm 'ne Bombe unter den Kinderwagen! Du kannst dir doch nicht so auf der Nase rumtanzen lassen! PUSSY!"

An sich ist das Spiel ja ein ganz passabler Pausenfüller, aber mehr auch nicht. Rätsel gibt es näher betrachtet keine, denn wenn man mal nicht weiter weiß, läuft man einfach alle Locations nacheinander ab und klickt alles an, was den Mauszeiger verändert. Besondere Erwähnung verdient noch das Titellied, das extra für dieses Spiel geschrieben wurde, sowie das sehr, sehr stimmige, animierte Intro. Aber das war's auch schon. Wenn ihr das Ding mal in der Grabbelkiste für fünf Euro seht (wo es früher oder später garantiert landen wird) und euch nach viel Lesen und wenig Tun ist, dann schlagt ruhig zu, ansonsten lohnt's wirklich nicht. Dann wartet lieber auf den neuen Teil von Prof. Layton. Rian

Kommentare

Ben
20. Juli 2009 um 19:35 Uhr (#1)
Da muss ich mich ja mal wieder vor den DS setzen!
Gast
27. April 2024 um 00:14 Uhr
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