Shadow of the Beast im Test

(Artikel)
Adrian Knapik, 29. Mai 2016

Shadow of the Beast im Test

Die Bestie ist auf Rache aus

Shadow of the Beast verdient den Titel "Remake". Erstmals auf der Amiga-Konsole im Jahr 1989 erschienen, legt Sony den Klassiker nun neu auf und möchte trotz des unglaublichen Grafiksprunges die Kernessenz übernehmen: ein forderndes und knackiges Kampfsystem, verbunden mit einer charismatischen Welt. Ob dieses Kunststück gelingt, erfahrt ihr in unserem Test.

Um was geht es eigentlich? In Shadow of the Beast spielt ihr die blutrünstige Bestie namens Aarbron, die sich nach einem erschütternden Ereignis gegen ihren bösen Meister wendet und diesen durch die Welt von Karamoon verfolgt. Alle Moralfanatiker freuen sich also, denn gleich zu Beginn erfolgt so also ein Seitenwechsel, sodass ihr nicht mehr als Kreatur der bösen Seite durch die Welt schreitet, sondern gute Absichten verfolgt. Aufgebaut ist Shadow of the Beast als Sidescroller mit 3D-Grafik. Mithilfe der exzellenten Kampffähigkeiten von Aarbron müsst ihr euch dann durch die Gegnermengen schnetzeln, die euch der ehemalige Meister auf den Hals hetzt.

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Die Grafik ist ein toller Augenschmaus geworden. Die Welt weiß mit ihren fantastischen Landschaften zu überzeugen und bietet immer ein hübsches Panorama, während ihr euch im Vordergrund durch Gegner mordet. Dabei weiß aber nicht nur die Landschaft zu überzeugen, auch das Gegnerdesign ist eine große Stärke. Jedes Level besitzt eigene typischen Gegner, die ebenso passende Animationen haben und immer in ihrer eigenen Art und Weise glaubwürdig erscheinen. Hier wurde saubere Arbeit geleistet. Dazu gesellt sich der tolle, komplett neu aufgenommene Soundtrack, der stets passend zum Geschehen zu überzeugen weiß.

Das ganze Spektakel spielt sich in einer abstrakten Welt ab, die von Magie und Monstern beheimatet ist. Aber auch Menschen leben hier, auch wenn sie eine sehr untergeordnete Rolle spielen. Die Geschichte hinter Shadow of the Beast ist sehr dünn präsentiert und man darf keinen Story-Kracher erwarten. Trotzdem haben sich die Entwickler ein sehr interessantes Feature für die Erzählung ausgedacht. Im ersten Durchgang ist man größtenteils auf die Gestik der vorkommenden Figuren angewiesen, denn jede Art von Monster hat eine eigene Sprache, dessen Untertitel-Übersetzung erst freigeschaltet werden muss. So könnt ihr die vollständige Essenz der Story erst erfassen, wenn ihr alle Untertitel freischaltet und die Level noch mal durchspielt. Eine sehr lustige und originelle Idee.

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Nach jedem Level präsentiert sich eine Zusammenfassung eurer Kämpfe und gefundenen Sammelobjekte, durch die sich eure finale Punktzahl errechnet. Ihr erhaltet für jede Kampf-Kombination Punkte – je mehr Gegner ihr trefft, ohne selbst getroffen zu werden, desto höher eure Punktzahl. Das Ziel ist es stets, in einem Kampf nie getroffen zu werden – denn besonders eingesteckte Treffer kosten euch viele Punkte. Für jeden Kampf erhaltet ihr ebenso eine Medaille, sodass ihr sofort wisst, wo ihr euch noch verbessern müsst. So könnt ihr euch auch direkt mit anderen Spielern auf der ganzen Welt vergleichen und versuchen, die höchstmögliche Punktzahl zu erreichen und euch an die Spitze der Bestenlisten zu setzen.

Durch das sehr gute Kampfsystem, das wirklich leicht zu erlernen, aber umso schwerer zu meistern ist, steigert sich der Drang nach hohen Punktzahlen. Nur wenige Spiele schaffen es, diese Balance hinzukriegen und Spieler dazu zu motivieren, immer weiter an ihrer Technik zu feilen, bis sie perfektioniert ist. Eure Bestie Aarbron kennt verschiedene Angriffsmöglichkeiten, von normalen Hieben bis zu Spezialangriffen, durch die ihr Gesundheit wiedererlangt aber eine längere Zeit zum Ausführen benötigen. Durch die schlüssigen Angriffs- und Blockmöglichkeiten entsteht eine tolle Dynamik im Kampfgeschehen, die nie langweilig wird.

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Abgerundet wird das Kampfsystem durch die Möglichkeit, die Special Moves von Aarbron im Hauptmenü zu verbessern. So könnt ihr durch einen Angriff beispielsweise mehr Lebenspunkte wiedererlangen, was besonders in späteren Spielpassagen oder auf höheren Schwierigkeitsgraden hilfreich ist. Zudem könnt ihr in den verschiedenen Leveln Beschwörungssiegel finden, durch die ihr spezielle Talismane erhaltet, von denen ihr je drei Stück in jedes Level mitnehmen dürft. Diese verleihen euch über das Level andauernde Zusatzfähigkeiten, wie ein Schild, das gegnerische Angriffe automatisch blockt, oder eine langsame Blutregeneration außerhalb von Kämpfen. Diese Talismane führen aber keineswegs dazu, dass ihr euch ohne Probleme durch die Level metzeln könnt. Wenn ihr sie aber intelligent einsetzt und auf die Gegnerarten eines Levels anpasst, können sie euch den Weg zum Highscore doch erheblich erleichtern.

Wenn ihr jetzt denkt, dass ich mit der Blutregeneration die Regeneration von Lebenspunkten meine, dann liegt ihr falsch. Denn das Blut spielt in Shadow of the Beast die wichtigste Rolle in Verbindung mit dem Kampfsystem. Jeder Special Move verbraucht eine gewisse Menge an Blut, welches ihr durch normale Angriffe erhaltet. So entsteht immer eine gute Balance zwischen normalen Hieben und den mächtigen Special Moves. Durch die ständige Blutknappheit erhöhen sich außerdem eure taktischen Möglichkeiten: wenn ihr die Level kennt, könnt ihr besser planen, in welchen Kämpfen ihr euer Blut verbrauchen wollt. So ergeben sich zahlreiche Variationen, die den ohnehin schon wunderbar aufgebauten Wiederspielwert stark erweitern.

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So gut das Kampfsystem ist, desto enttäuschender ist aber die generelle Kontrolle über die Bestie. Diese macht einem nämlich häufig durch ungenaue oder leicht verzögerte Umsetzungen der Eingaben einen Strich durch die Rechnung, was natürlich stark frustet und den Drang nach einem neuen Highscore gleich wieder verschwinden lässt. So ist man in hektischen Kampfszenen eigentlich mit sich selbst beschäftigt und darauf konzentriert, die richtigen Tasten zu drücken, aber wird plötzlich unterbrochen, weil auf dem Bildschirm doch nicht das passiert, was man erwartet. Hier muss ich einfach sagen: es ist schade, dass ein so tolles Kampfsystem von einer unpräzisen Steuerung förmlich zerstört wird. In einem Hack 'n' Slay muss die Steuerung einfach sitzen.

So reiht sich Shadow of the Beast trotz des fantastisch ausgeklügelten Kampfsystems aufgrund der teilweise verkorksten Steuerung doch nur in die Mittelmäßigkeit ein. Es ist nicht so schlimm, dass man von einem gescheiterten Spiel sprechen muss, aber wenn das zentrale Spielelement durch solch einen groben Schnitzer leiden muss, reicht es leider nicht für ein sehr gutes Spiel. Wer sich von sporadisch eintretenden Frust-Momenten aber nicht abschrecken lässt, findet hier ein tolles Hack 'n' Slay zum Lernen und Meistern. Adrian

Shadow of the Beast wurde auf der PS4 getestet. Ein Testmuster wurde uns von Sony Computer Entertainment Europe zur Verfügung gestellt.

Shadow of the Beast

(Ranking)
B
RANK
Anständig. Stärken und Schwächen halten sich die Waage. Positive Überraschungen sind genauso selten wie negative. Unterm Strich muss man seine Spielzeit keinesfalls bereuen.

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17. Mai 2016
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Playstation 4
Plattform - Die Playstation 4 (PS4) von Sony ist eine Spielkonsole der 8. Generation. Sie erschien am 29. November 2013 europaweit als Nachfolger der Playstation 3.

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