Red Johnson's Chronicles

(Artikel)
Joshua Peters, 24. September 2012

Red Johnson's Chronicles

One Against All

Es ist Montag-Abend. Kurz vor der Deadline. Mit ein paar wenigen Schweißtropfen auf der Stirn sitzt ihr vor euren Computern und aktualisiert das D-Pad im Zwei-Minuten-Takt. Alles nur, weil ihr unbedingt Rians neuestes Machwerk lesen wollt und insgeheim hofft, dass er seinen Gamedesign-Artikel weitergeschrieben hat. Dann ist der Artikel endlich da und BAM! It's a trap! Jozu-tiem! Aber keine Sorge, damit der Slot heute auch einigermaßen gebührend besetzt ist, sprang ich über meinen Schatten und spielte ein Spiel, welches wohl am ehesten Rian untergeschoben worden wäre, hätten wir es als Rezensionsexemplar bekommen. Ich aber kaufte dieses Spiel sogar, nur für euch, nur für heute. Und man glaubt es kaum, ich hatte am Ende sogar wirklich Spaß!


Red Johnson's Chronicles: One Against All, welches ich im Folgenden nur noch RJCOAA nennen werde, ist ein Spiel, das ich am ehesten als Wimmel-Venture auf der 360 bezeichnen würde. Ja, doch, ich glaube, das ist eine passende Beschreibung. Als Spieler sieht man nämlich immer einen relativ statischen Bildschirm und muss auf diesem dann Leute und Objekte anwählen, manchmal auch alles mit der Lupe oder der UV-Lampe absuchen, um Hinweise zu bekommen. Allgemein also ein Konzept, das ich eher auf dem PC oder gar auf Nintendos Doppel-Bildschirm-Handheld erwartet hätte, wo dieses Prinzip ja auch schon in Spielen wie z.B. Ace Attorney abseits der Verhandlungen zu finden ist und dort auch sehr gut funktioniert. Was hat mich also dazu bewogen, dieses Spiel zu kaufen (außer natürlich meiner Leidenschaft zum D-Pad), wenn ich solche Spiele eigentlich gar nicht so sehr mag? Das hat zwei Gründe: 1. Ich hatte keine Lust, irgendetwas zu spielen, das ich normalerweise spielen würde und mich an etwas "Neues" zu trauen, was mich dann auch zu "peppigeren" Artikeln motiviert als z.B. ein beliebiges Hack 'n' Slay RPG. 2. Red Johnson ist badass!
Ich lud die Demo runter, wollte nur kurz mal reinschauen, gucken, was der Kerl vom Cover wohl für einer ist, die ersten Spielminuten gehen los und gleich schon sieht man wie ein Gangster, der von Red, der übrigens Privatdetektiv ist, gefangen wurde, rumjammert, dass er eher sterben würde als wieder in den Kanst zu gehen. Und Red gibt ihm einen Kopfschuss - "Okay". Dabei sah der Kerl mit seinem Mützchen und seinen roten Haaren eher wie einer der "rechtschaffen Guten" aus. Das war der Moment, in dem mich das Spiel schon zur Hälfte überzeugt hatte. Nicht unbedingt nur, weil er den Kerl erschossen hat, sondern weil es etwas in mir wachrüttelte und mich meine Vorurteile über das Spiel vergessen ließ. So sehr kann man sich also irren. Vollständig überzeugt wurde ich dann nach den ersten paar Rätseln, welche ich absolut super fand. Also schnell ein paar Microsoft-Points gekauft und die Vollversion freigeschaltet.


Ich gebe diesbezüglich mal ein paar Beispiele. Die Rätsel gehen von einfachen Dingen, wie das "Zeichnen" eines Phantombildes aufgrund einer bestimmten Aussage, über das Herausfinden eines Codes durch das Schwenken eines Objekts und gelegentlichen Einsatz einer UV-Lampe bis zu Situationen, in denen man einen Schnipsel der Spieleseite einer Zeitung, welche ein übliches Zeitungsrätsel beschreibt, findet. Entsprechend dieser Regeln muss man nun an der Wand die Kacheln zerstören, um die Frequenz eines Radiosenders zu bekommen, welchen man sich dann anhört, feststellt, dass man nichts versteht, das Ganze auf eine Kassette aufnimmt und rückwärts abspielt, um an den nächsten Hinweis zu kommen. Oder ein anderes, bei dem man verschiedenste Schnipsel auf einem bekritzelten Blatt Papier verteilen muss, um so ein Bild zu formen, welches etwas darstellt, das man in einem Buch auf dem Tisch finden kann und das dann auch das Passwort für einen PC ist. Diese Rätsel zu lösen stellte sich als recht befriedigend heraus.
Wenn man einmal nicht weiterkommt, so kann man sich bei seinem Kumpel Saul Tipps kaufen. Je größer der Tipp, desto teurer wird der Spaß. Sein Geld verdient man durch das Lösen der Aufgaben, für welches man abhängig von der Zeit, die man benötigt hat, und der Anzahl der Versuche einen Rang bekommt. Je besser der Rang, desto mehr Geld bekommt man. Klar. Aber nicht nur fiese und weniger fiese Knobelaufgaben wirft einem das Spiel hin, auch Quick-Time-Events wollen bestanden werden. Ob es nun das Wegschmeißen eines Bieres oder eine Prügelei ist. Dies wird natürlich auch belohnt.


Aber jetzt habe ich schon so viel zu den Mechaniken des Spiels erzählt und ihr wisst noch gar nicht, worum es überhaupt geht! Also: Red Johnson ist Privatdetektiv, so weit waren wir schon. Diesem Beruf geht er in der von Korruption und Verbrechen beherrschten Stadt Metropolis nach, in welcher man sich mit solcherlei Aktivitäten zwangsläufig Feinde macht. Zuerst lief alles ganz gut, aber plötzlich möchte DER Gangsterchef Red tot sehen und setzt ein Kopfgeld von 150.000 Dollar auf ihn aus. Und das ist in Metropolis wahrscheinlich noch mal eine Ecke verlockender als sonstwo. Dementsprechend versteckt sich unser Schnüffler also und versucht herauszufinden, warum man ihm ans Leder will. Das Ganze ist ziemlich cool in schwarz-weißen Zwischensequenzen inszeniert, wenn man nicht gerade Kopfnüsse knackt. Sowieso erinnert das Spiel stark an einen Film und man wird viel Zeit nur damit verbringen sich Zwischensequenzen anzuschauen, Personen zuzuhören, Red dabei zuzuhören, wie er Personen und Objekte kommentiert (und er hat zu vielem eine Meinung), und auf Rätsel zu starren, um dann nur schnell mal dem Spiel die Lösung zu übermitteln, wenn man sie denn hat. Es ist also aus rein fingerakrobatischer Sicht ein sehr entspanntes Spiel, trotz der Spannung in der Geschichte, und somit auch für Gelegenheitsspieler geeignet. Aber das sind diese Spiele ja eigentlich immer.
Also - wer diese Art von Spiel mag, wird, denke ich, ganz glücklich mit dem Titel, und wer so wie ich dem Genre etwas skeptisch gegenübersteht, aber auf eine gute Geschichte und mal wieder etwas aufwändigere Rätsel als nur das Verschieben von Blöcken knacken möchte, sollte zumindest mal die Demo anspielen.

Auch Ihr - Jozu

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