Torchlight II

(Artikel)
Joshua Peters, 18. September 2012

Torchlight II

Wenn Helden durchdrehen

Warum ist das so? Warum kann das Böse nicht einfach besiegt sein und alles geht wieder seinen normalen Lauf? Wahrscheinlich, weil man Fortsetzungen von Spielen, in denen man das Böse besiegt hat, sonst schlecht rechtfertigen kann. Außerdem ist es unrealistisch. Also kann auch das Böse aus Torchlight nicht besiegt bleiben. Ordrak zwar schon (mehr oder weniger), aber einer der drei Helden, namentlich der Alchemist, meinte sich eine fette Spezialrüstung anziehen zu müssen und stahl das unglaublich magische Herz des Monsters, um es in einen Stab zu stopfen. Und dann alles Ember der Welt zu vernichten. Na, das kann ja was werden.

Dies ist mein Held.

Erst mal zu den Grundlagen: Ember ist sowas wie die Quelle der Magie und verspricht viel Macht und Reichtum. Es ist auch verdammt wichtig für die Alchemie und natürlich die Rüstungsindustrie. Warum will also der Achemist alles vernichten? Nicht etwa, weil er glaubt, so mehr Frieden in der Welt stiften zu können oder die Welt etwas fairer zu machen, nein, er ist süchtig nach der Kraft des Embers ist und es würde sein Ende sein, wenn er nicht etwas dagegen tut. Und mit dem Herzen von Ordrak kann er das jetzt endlich. Komme. Was. Wolle. Somit wird also einer der alten Helden zum Bösewicht in diesem Spiel. Denn auf seinem Kreuzzug verursacht er nicht einfach eine Menge Schaden, sondern er gefährdet mit seinem Unterfangen auch alle magischen Völker seiner Welt. Nun braucht das Land, wie so häufig, neue Helden, die sich des Problems annehmen. Dieser Held bin ich! Ihr meinetwegen auch, aber erst in zwei Tagen.

Bevor es losgeht und man das Land retten kann, muss erst einmal ein Charakter erstellt werden. Diesen wählt man aus vier tollen Klassen aus: Embermage, Outlander, Engineer und Berserker. Warum tolle Klassen? Weil sie, bis auf den Embermage, nicht so unglaublich standard sind wie man es sonst gewohnt ist. Beim Engineer dachte ich anfangs an einen Fernkämpfer, der Turrets und Roboter spawnen kann, also ein bisschen wie ein Tech-Nekro. Das kann man in der Tat auch, aber man kann auch als fett gepanzerter, mit Hammer bewaffneter Superkrieger einfach in die Gegner reinmaschieren und Schädel zertrümmern. Ganz ohne pyew pyew pyew pyew und Minions. Der Outlander ist so etwas wie ein magiebegabter Gunslinger, den man auch auf verschiedenste Art und Weise spielen kann, und auch der Berserker hat mehr Facetten als der Name hergibt. Der Embermage ist ein Magier. Ich entschied mich für einen Ingenieur. Nun noch schnell das Aussehen anpassen, ein Geschlecht wählen, einen Namen geben und einen von acht Tiergefährten auswählen und benennen. So beginnt die Geschichte von Oldman McGruff und seinem treuen Falken Mr. Feathers.

Ich denke diese Dame versucht sich über unlautere Mittel Vorteile beim Handeln zu erschleichen.

Oldman und Feathers finden sich nach einer hübsch animierten Zeichentricksequenz in einem leicht ramponierten Camp wieder, wo ihnen der Destroyer von den alten Helden sagt, dass sie dem Alchimisten hinterher und die Welt retten müssen. Oder sowas Ähnliches. Jedenfalls machen sie sich sofort auf den Weg dies zu tun. Mit einer riesigen Rohrzange bewaffnet, die eher einem Hammer ähnelt, kämpft sich mein alter Pseudo-Physiker durch eine Schar Rattenmenschen, lässt von ihnen nur noch blutige Pfützen und Stückchen übrig und verdient sich dabei auch prompt ein Level-Up. Genretypisch werden nun fünf Stat-Points auf die Statuswerte Stärke, Geschicklichkeit, Fokus und Vitalität verteilt und ein Skillpoint in eine Fähigkeit investiert. Auch hier gibt es wieder eine Sache, die erfrischend anders ist als bei den meisten anderen modernen Spielen mit Skillsystem: Es gibt zwar für jede Klasse drei Kategorien, auf die sie sich spezialisieren können, aber innerhalb dieser Kategorien existiert kein Tree-System. Kein Skill hängt von irgendeinem anderen ab. Einzige Vorraussetzung ist das Level des Chars. Somit kann ich mir also aus allen drei Kategorien zusammensuchen, was ich will, und muss nicht 50.000 Punkte in Fähigkeiten investieren, die ich überhaupt nicht haben will. In jeder Profession gibt es auch gesondert drei passive Skills, was ich natürlich super finde. Am Ende wird der gute McGruff wohl nur ein bis zwei Spezialattacken beherrschen und der Rest sind passive Skills. Ähnlich liberal sind auch die Vorraussetzungen für das Tragen von Items. Ein Item kann entweder mit einem bestimmten Level ODER mit bestimmten Stats getragen werden. Wenn man also ein Item ganz gerne tragen würde, welches aber irgendwelche Stats braucht, die man vernachlässigt hat, wartet man einfach, bis man das richtige Level hat. Oder andersrum konnte Oldman eine Waffe für Level 32 mit 22 schon tragen, weil er genügend Muckis hatte.

Zurück zum Abenteur: Nachdem die Rattenmenschen zu Matsch verarbeitet wurden, geht es weiter in eine Siedlung der Estherians - magische, gut gebräunte Wesen mit silbernem Haar. Dort wird der Alte auch gleich von Brüsten begrüßt, welche nur von zwei Haarstähnen bedeckt werden. Ach und dann ist da noch der Chef des Dorfes, der irgendwas will. Genauso wie ein Haufen anderer Leute, die das Duo auf ihrer Mission am Straßenrand so trifft. Dabei hält es sich mit den Sidequests wirklich noch in Grenzen. Es sind genug, um immer ein bisschen stärker zu sein als man für die Hauptquest sein muss, aber nicht so viele, dass man zwischendurch die Geduld verliert und einen auf "Ach fuck it, ich mache jetzt einfach die Hauptquest weiter!" macht. Voll motiviert geht es also nach und nach durch Wälder und Schneefelder in Richtung Akt-Boss. Kurzerhand wird der dann auch noch gelegt, denn schließlich hat unser Oldman inzwischen einiges drauf und auch der Falke teilt ordentlich aus.
Danach geht es ab in den zweiten Akt, welcher natürlich bei dieser Art von Spiel laut einer ungeschriebenen Regel in einer Wüste spielen muss. Eingeleitet wird das Kapitel wieder mit einer Zeichentricksequenz. Weiter will ich jetzt eigentlich auch gar nicht erzählen.

Dieser Schrein gewährte mir statt einem Bonus ein Champion-Monster

Anders als sein Vorgänger wird Torchlight II auch endlich einen Mehrspieler-Modus haben, in dem man mit bis zu sechs Spielern die Welt retten kann. Es gibt allerdings zwei Sachen, die ich am Multiplayer etwas schade fand: Erstens die Tatsache, dass es keinen PvP-Modus gibt, man also nur friedlich nebeneinander herexistieren oder den Mitspieler durch Gegner-in-ihn-reinlocken ärgern kann. Zweitens bekommt jeder Spieler sein eigenes Loot. Wie langweilig ist das denn bitte in einem Hack-'n'-Slay-RPG? Da geht es doch gerade im Multiplayer um wilde Loot-Schlachten und schadenfrohes Gelächter, wenn man tolle Items ergattert hat. Nicht, dass am Ende sowieso jeder das bekommen würde, was am besten zu ihm passt, aber trotzdem!

Torchlight II macht auf mich in dieser Vorschau bisher einen sehr, sehr guten Eindruck, was sich auch darin äußert, dass ich heute drei Stunden lang zu mir sagte: "Ach nur noch die Ecke da erforschen, dann fange ich mit dem Artikel an." Das Spiel hat einfach alles, was man von einem Old-School-Hack-'n'-Slay erwartet, gepaart mit zeitgemäßen Features und viel mehr Freiheit in der Charakterentwicklung, als man es von dem Genre gewohnt ist. Dazu kommen noch ein paar nette Ingame-Features, wie die Sache mit dem Pet, das nicht nur mitkämpft, sondern auch mit Zeugs in die Stadt geschickt werden kann, um es zu verkaufen. Bei Bedarf kann man ihm auch sagen, dass es Potions und Schriftrollen mitbringen soll. Dass einem im Ladebildschirm angezeigt wird, dass man noch Skill und Stat-Points übrig hat, die ausgegeben werden wollen, ist auch eine nette Sache, da ich das sonst bestimmt auch schon öfter mal über längere Zeit vergessen hätte.

Also: Wer Diablo II und Torchlight mochte, wird auch Torchlight II mögen, das kann ich fast garantieren. Übermorgen, also am 20.09, kommt das Ding raus über Steam, es wird aber auch eine Steam-freie Retail-Version geben für Leute, die ihre Spiele lieber auch noch im Schrank stehen haben. Zum Release wid das Spiel nur auf Englisch und Russisch erhältlich sein, aber Ende Oktober kommt auch noch eine voll lokalisierte, deutsche Version raus. Dann wird man wahrscheinlich nach einem größeren Patch die Sprache umschalten können.

Auch Ihr - Jozu

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