Excel Online

(Artikel)
Haris Odobašic, 06. Juni 2008

Excel Online

Das MMO für Buchhalter

Es gibt ein Videospielgenre, das selbst von den härtesten Hardcoregamern als zu komplex und nur für Freaks geeignet abgestempelt wird. Ein Genre, bei dem selbst der größte D&D-Fanboy zurückschreckt vor der schieren Masse an Zahlen. Ich rede von Fußball-Managern.
Segas Football Manager Live ist dabei der erste Online-Manager und ich habe das derzeit in der Beta-Phase befindliche Spiel etwas unter die Lupe genommen.

Definition von Simulation
Ein Zufallsgenerator, der jede Aktion in einem Spiel dadurch "realistischer" gestaltet, dass die Spielfigur auf Eingaben nicht so reagiert, wie sie sollte
Ohne euch jetzt großartig mit Details nerven zu wollen: Das Spiel ist spaßig und bietet, wie es sich für ein MMO gehört, ein gehöriges Suchtpotential -- doch leider ist es eine Simulation. Das bedeutete früher, dass ein Spiel versucht sich an die Gesetze der Realität zu halten. Heutzutage heißt es einfach nur, dass die Spielmechanik durch den Einfluss von 4000 unbekannten Variablen verkompliziert wird bis zum Geht-nicht-mehr.

Wenn ihr alle auf diesem Screenshot sichtbaren Zahlen addiert kommt dabei genau 788913 raus.
Bedeutet im Klartext: Mein Team spielt schlecht und ich weiß nicht wieso. Meine Spieler sind alle super, rennen schnell wie der Wind und haben in ihren Profilen ganz viele, hohe Zahlen stehen. Trotzdem schießt meine Mannschaft keine Tore. Das Problem ist, dass man keine Möglichkeit hat zu analysieren woran das liegt. Das Spiel erschlägt einen mit Zahlen, vergisst aber zu erklären, wofür die rund 40 mentalen und physischen Statuswerte stehen. Bei den Meisten kann man sich zwar vorstellen, was sie bedeuten sollen, aber wie all diese Zahlen in Relation zueinander stehen und welche Werte nun genau einen Topspieler von einem Durchschnittskicker unterscheiden, das erfährt man nicht.

Der letzte realistische Fußball-Manager hieß Anstoß 3. Dort konnte man wenigstens noch den Schiedsrichter bestechen!
Eigentlich erfährt man gar nichts. Man wird einfach ins kalte Wasser geworfen und soll schwimmen. Es gibt zwar am Anfang eine kleine Hilfe, die einem den Spielerkader nach ein paar Kriterien zusammenstellt, aber dann? Nichtmal die offensive/defensive Ausrichtung der Spieler kann man einstellen, weil einem die Power fehlt -- wovon es geschätzte 5000 Stück gibt, die alle voneinander irgendwie abhängen und einen mit NOCH MEHR ZAHLEN erschlagen. So gibt es Skills, die die Fähigkeiten der Spieler trainieren: Mit einer bestimmten Ability verbessern sich die Spieler um fünf Prozent schneller -- mit der nächsten Stufe der Fähigkeit kommen dann wieder fünf Prozent hinzu. Jetzt gibt es aber noch andere Skills, die punktgenau auf die Entwicklungsgeschwindigkeit der Spieler einwirken und alles um noch ein paar Prozente beschleunigen. Zahlenfetisch, anyone?

Sympatische Engländer wie dieser Mann hier sorgen dann doch dafür, dass FML unheimlich Spaß macht.
Aber irgendwie macht es dann doch Laune. Denn anstatt gegen irgendwelche Computer-Gegner zu spielen, erwarten einen mehrere hundert menschliche Gegner, die auch alle mit denselben Problemen und Zahlen zu kämpfen haben. So kommen bei den in 2D dargestellten Partien sehr oft nette Gespräche zustande und wenn man in den Statisken sieht, dass man 10 mal in Folge gegen einen anderen Trainer verloren hat und es dann endlich zum ersten Mal schafft zu gewinnen, stellt sich durchaus ein tolles Gefühl ein, das die ganzen Leiden vergessen macht. Und mit ein bisschen Freude tut der Kopf dann auch nicht mehr so weh -- trotz des Zahlenoverkills. Evil

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