Meister-Liga-Online

(Artikel)
Haris Odobašic, 10. April 2011

Meister-Liga-Online

Konamis großer Wurf?

Kaum ein Artikel über Fußballspiele meinerseits kommt ohne Erwähnung des Meister-Liga-Modus aus, diesem Standardfeature der Pro Evolution Soccer-Reihe, der es geschafft hat, Sportspielen einen Grund für die Existenz eines Einzelspielermodus zu geben. Mit einem Mix aus Rollenspielelementen, wie der Entwicklung der Fußballspieler, und einem leichten Managementanteil (man muss einen Überblick über das Budget behalten, denn anders als bei realen Fußballvereinen wie Manchester United oder der FC Barcelona bedeutet ein unausgeglichenes Konto das Spielende), kann die Meister-Liga-Herausforderung für eine lange Zeit fesseln. Daher war es für mich ein großes Highlight, dass Konami dieses Jahr nicht nur die normale Meister-Liga verbessert hat, sondern außerdem die Zeit gefunden hatte, diesen Spielmodus mit einer Online-Variante im 21. Jahrhundert ankommen zu lassen.


Das Prinzip ist auf den ersten Blick gleich: ihr fangt mit den graupigsten Nulpenspielern der Welt an und sollt dann durch gute Leistungen auf dem Platz und kluge Transfers ein schlagkräftiges Team auf die Beine stellen. Dazu gibt es bei der Meister-Liga-Online, kurz MLO, ein Anfangsbudget in knapp zweistelliger Millionhöhe, von dem man sich zumindest ein oder zwei Topstars kaufen kann oder alternativ das Team durch die Bank hinweg mit mehreren billigeren Spielern verstärkt ehe es darum geht, die Kasse aufzubessern.
Geld kann man in der MLO dabei entweder durch normale Matches oder die Teilnahme an Wettbewerben gewinnen. Beide Varianten funktionieren in etwa so wie man es aus dem normalen Onlinemodus gewohnt ist. Bei einem Standardmatch zahlt man eine kleine Gebühr und kriegt einen Gegner zugeteilt, der in der Regel eine ähnliche Spielstärke wie man selbst aufweist, und spielt ein 10-minütiges Match. Nach Abschluss des Matches erhält man dann Geld, wobei das Resultat vorerst keine Rolle spielt. Zwar kriegt man für einen Sieg mehr Geld, aber selbst bei einer Niederlage reicht die Summe, die man bekommt, meist aus, um die vorher gezahlte Teilnahmegebühr wieder einzuholen und noch ein bisschen Profit zu machen. Das ist ein geschickter Schachzug, denn durch diese Auszahlungen am Ende des Matches hält man aktiv Leute vom Quitten ab. Wer nämlich das Spiel verlässt kriegt gar nichts, während sich der andere Spieler trotzdem über einen deftigen Bonus freuen darf.
Zusätzlich noch besonders ist, dass man, wenn man einem stärkeren Gegner zugeteilt wird, auch um dementsprechend mehr Geld spielt. Schafft man es also so ein Match zu gewinnen, schüttet der Geldtopf teilweise locker mehr als das Fünffache der Summe aus, die man in einem Match gegen einen Gleichstarken gewonnen hätte.

Bei den Wettbewerben hat man die Wahl zwischen einem mit gleichwertigen Gegnern oder einem, an dem alle teilnehmen können. Diese Wettbewerbe dauern in der Regel zwei Stunden und laufen in zwei Phasen ab: In der ersten Phase hat man knapp eine Stunde Zeit eine beliebige Anzahl an Matches gegen die anderen Turnierteilnehmer zu spielen, wobei am Ende die drei besten Spiele hintereinander nach normalen Fußballregeln gewertet werden: Sieg 3 Punkte, Unentschieden 1 Punkt, Niederlage 0 Punkte. Gehört man am Ende der Zeit zu den 16 besten Spielern geht es in der 2. Phase weiter im KO-Modus. Ihr werdet einem Gegner zugelost und wenn ihr verliert, seid ihr draußen. Gewinnt ihr, geht es hingegen munter weiter bis hin zum Finale. Je nach Abschneiden gibt es dann einerseits Geld für die bestrittenen Spiele sowie einen Bonus für die Endplatzierung im Turnier.

Hat nichts mit der Meister-Liga-Online zu tun, ist aber ein Kürbiskopf.

Für besonders faule -- oder Leute, die es einfach nicht draufhaben -- gibt es dann noch zusätzlich die Möglichkeit, normale Spiele und die Wettbewerbe im sogenannten Trainermodus auszutragen. Da übernimmt dann die KI die Kontrolle und man kann maximal die Taktik ändern oder Spieler ein- bzw. auswechseln. Klingt auf den ersten Blick etwas blöd, denn wer will schon zugucken wie die dümmliche KI den Ball 10 Minuten hin- und herpasst ohne dass man aktiv eingreifen kann? Aber da man am Ende der Matches Geld erhält, kann es sich trotzdem lohnen beim Bügeln ein schnelles Spielchen vom Computer austragen oder den Wettbewerb im Hintergrund laufen zu lassen, während man verzweifelt einen Artikel schreiben muss.

Um die Motivation hochzuhalten verdient man natürlich keine Unsummen. Selbst Intensivspieler werden durchaus einige hundert Spielchen machen müssen, ehe sie überhaupt davon träumen können, einen Angriff bestehend aus Cristiano Ronaldo, Lionel Messi und Arjen Robben aufzustellen. Dies hat dazu geführt, dass der Spielmodus auch gut ein halbes Jahr nach Launch noch viel gespielt wird und man in der Regel in der MLO mehr Spieler antrifft als im normalen Onlinemodus.

Die ganz große Innovation ist MLO nicht geworden, aber dafür ein grundsolider Spielmodus mit hohem Motivationsfaktor und vor allem riesigem Potential. Die Spielerentwicklung hat den Online-Sprung nicht überlebt und während die Wettbewerbe ganz nett sind, könnte man diesen Bereich mit Ligen und Ähnlichem ausbauen. Genauso zeigt der Transfermarkt, anders als im oben verwendeten Screenshot, leider nicht solch eine Dynamik. Top-Spieler sind fast immer teuer, Preisschwankungen finden sich maximal im einstelligen Prozentbereich.
Jetzt bleibt nur zu hoffen, dass Konami sich nicht zu sehr auf den Lorbeeren ausruht, sondern schon nächstes Jahr die Möglichkeit nutzt, die Meisterliga Online zum wohl ultimativen Sportspiel-Onlinemodus zu machen. Evil

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