The Shoot

(Artikel)
Rian Voß, 17. Februar 2011

The Shoot

Worum es in diesem Spiel wohl geht?

Okay, die Move ist raus. Was brauchen wir? Shooter! SHOOTER, SHOOTER, SHOOTER! Wie sonst könnte man mit der Wii mithalten, wenn man nicht erst mal den naheliegendsten Spielemarkt mit eigenen Kopien füllt? Und kein Titel läge da näher auf der Hand als The Shoot. Da kommt schließlich Shoot schon direkt im Titel vor, das ist die Wucht! Beim Spielen stellte sich dann sogar heraus, dass The Shoot tatsächlich ein ganz passabler Shooter ist. Nicht nur das, The Shoot verhalf mir sogar zum wahrscheinlich phantastischten Moment in meiner Spielerlaufbahn. ...SHOOT, SHOOT, SHOOT!

Der Aufbau des Spiels ist ganz einfach: Ihr seid Filmstar in einem, ahaha, Shooter! Wer Rail-Shooter noch nicht kennt: ihr lauft in diesem Genre auf einer festgelegten Strecke umher und Gegner ploppen auf, die es abzuknallen gilt - so als wenn ihr in der Geisterbahn mit Pistolen ausgestattet wärt. The Shoot macht da keine Ausnahme: euer Regisseur steckt euch in die Sporenstiefel eines Cowboys, schickt euch in eine roboterverseuchte Dystopie, stellt euch einem Ganovenmob entgegen und mehr. Die Settings sind nett umgesetzt und haben immer wieder kleine, zeitgerechte Minigames (mit der Move eine Lore ankurbeln) und auch die Gegner passen sehr gut ins Bild.
Apropos Gegner: Hier hat der Herr Regisseur ordentlich gespart, denn sämtlichen Opponenten sind nur aus Pappe! Naja, ist eben ein Spiel für Kinder. Das tut der Sache aber tatsächlich keinen großartigen Abbruch, weil viele Pappkameraden über bewegliche Teile verfügen und somit ganz gut eine halbwegs glaubhafte Echtheit vorgaukeln. Zudem gibt's den Bonus, dass jeder zweite durchsiebte Handlanger in seine Einzelteile zersplittert. SPLATTERRRR!

Würde sich The Shoot aber nur über sein Setting vor der Konkurrenz behaupten wollen, wäre das noch kein Grund zum Aufstehen - zum Glück haben die Entwickler die Bewegungssteuerung für ein paar spaßverstärkende Kniffe benutzt. Es gibt nämlich drei Spezialfähigkeiten, die sich durch das fehlerfreie Aufrechterhalten einer Schussfolge aufladen lassen: Shockwave, Rampage und Slow-Motion.
Die Druckwelle ist wohl noch am einfachsten zu benutzen - ist der grüne Balken aufgeladen, zielt man mit der Move auf den (physikalischen) Boden und zerfetzt alle feindlichen Papiertiger auf dem Bildschirm. Hat man den Rampage-Balken gefüllt, dann schießt man an die (echte) Decke und bekommt für ein paar Sekunden ein nachladefreies Maschinengewehr in die Hand gedrückt. Keine Sorge - euer Multiplikator wird hier bei Fehlschüssen nicht halbiert.
Als letztes erwähne ich die Slow-Motion, welche aber eigentlich am einfachsten aufzuladen ist. Warum der Dreher in der Reihenfolge? Nun, das hängt mit dem zu Anfang erwähnten, grandiosesten Moment der Spielegeschichte zusammen. Um die Slow-Motion zu aktivieren muss man sich nämlich samt Move einmal um 360° im Kreis drehen. Ich habe inzwischen einen Trick gefunden, wie man sich um die Pirouette drum herumschummelt, aber das wusste ich zum Anfang noch nicht und das macht auch eigentlich nichts, denn das Drehen ist selbst nach ein paar Malen immer noch witzig.
Wie dem auch sei, ich habe schon ein paar Drehungen auf's Parkett gelegt und wollte gerade mal wieder die Zeit verlangsamen. Kurz zur Info: Ich bin Brillenträger und das Gestell samt Gläsern hat mich eine schöne Stange Geld gekostet, weswegen ich normalerweise höllisch auf die Gucker aufpasse. Nun fange ich also an mit meiner einfach gedrehten Schraube. Stellt euch vor, wie ich meine Füße verstelle, mit der Hüfte Schwung hole, den ausgestreckten, rechten Arm mit dem Move-Controller in der Hand einziehe, die Bewegung beginne und... da spüre ich, wie meine Brille von der Nase Richtung Bildschirm gleitet. Anstelle des Spiels verlangsamt sich die Zeit um mich herum. Die Drehung ist im Gange, da ließe sich nun nichts mehr machen und ich würde nicht stoppen können ehe ich zumindest die Hälfte hinter mich gebracht hätte. Die Brille befindet sich inzwischen losgelöst in der Schwebe und bereits einige Zentimeter von meinem Gesicht entfernt. Da strecke ich meinen linken Arm zu voller Länge auf Schulterhöhe aus, öffne die Hand (denkt daran, dass ich mich immer weiter drehe!), greife nach Millisekunden intuitiv zu, fange die Brille im vollen Flug, vollende die Drehung, setze meine Brille auf und blase ein paar Banditos in Slow-Motion die Hüte von den Köpfen. ES WAR SO GEIL!

Abgesehen von den paar spielerischen Tricks (zuzüglich dem Lehnen nach links, rechts oder unten, um Beschuss auszuweichen) muss man allerdings an der Steuerung ein wenig mäkeln, wobei nicht mal das ungenaue Schießen zu bemeckern ist - man zielt nun mal mit einer Fernbedienung aus der Hüfte. Wenn man hohe Genauigkeit will, dann soll man sich eine Einlage mit Kimme und Korn besorgen. Nein, ich finde die Kalibrierung des Controllers sehr schwabbelig. Bei The Shoot muss man sich zwangsweise ein bisschen im Raum bewegen, das Spiel schafft es offensichtlich aber nicht, das Fadenkreuz einwandfrei auf jede Position einzustellen oder gar bei einer festgelegten Position zu behalten. Es passiert häufig, dass das Fadenkreuz nach einer vollen Drehung erst einmal einen halben Bildschirm nach links oder rechts verschoben ist und sich das Ding nach und nach dem eigentlichen Zielort wieder nähert. Das ist nicht ganz so schlimm wie's klingt, da man eh eher über das angezeigte Fadenkreuz als über das "Ich ziele eigentlich hier hin"-Gefühl schießt, aber nichtsdestotrotz ein Störfaktor, der einem in anderen Spielen die Beine brechen würde.


Mit nur wenigen Einzelspieler-Settings und nur etwa einer halben Stunde Spielzeit pro Drehort ist die Gesamtspielzeit genretypisch sehr kurz, allerdings ist The Shoot selbst für gestandene Rail-Veteranen noch anspruchsvoll genug, um auch noch ein paar Mal von vorne anzufangen und auf Punktejagd zu gehen. Im Score-Modus darf sich dann auch ein zweiter Spieler hinzugesellen und im Herausforderungsmodus lassen sich, der Name ist Programm, Herausforderungen meistern.

The Shoot ist ein nettes Einsteigerspiel für alle, die sich gerade eine Move zugelegt haben, und insbesondere familientauglich. Wer aber dann doch eher auf richtiges Hardcore-Rail-Vergnügen steht, der kann ja demnächst noch mal reingucken, wenn wir Time Crisis: Razing Storm getestet haben! Rian

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