Naruto: Ultimate Ninja Storm 2

(Artikel)
Rian Voß, 30. Januar 2011

Naruto: Ultimate Ninja Storm 2

Noch ultimativer als ultimativ?

Die wahrscheinlich bestaussehendste Anime-Spiele-Serie geht in die zweite Runde! Nachdem bei Naruto: Ultimate Ninja Storm die brillante Grafikengine, die Anime-Stil besser mit Polygonen verschmelzen ließ als bisher jedes Cell-Shading zuvor, ihr Debut gefeiert hat, wollen die Entwickler mit Naruto Shippuden: Ultimate Ninja Storm 2 nochmal einen drauflegen und sämtliche Schwächen des Vorgängers ausbügeln. Heben wir also in höhere Stratosphären der Otaku-Awesomeness ab? Jein.

Die Story von Naruto Shippuden beginnt dort, wo wir Naruto (quasi das Dragonball zum Dragonball Z) das letzte Mal verlassen haben: mit seinem Meister Jiraiya geht er auf Trainingsreise, um seinen Freund und Rivalen Sasuke mit neuen Techniken aus den Fängen des fiesen, ekligen Orochimaru zu befreien. Ein paar Jährchen gehen ins Land und wir erhalten die Kontrolle über den blonden Ninja, als er wieder in sein Heimatdorf Konoha zurückkehrt.
Ohne große Umwege verfolgt NS:UNS2 die originale Geschichte von Shippuden bis zum Ende des Pain-Plots, was schon eine ganze Menge Inhalt für epische Kämpfe liefert. Man sieht viele alte und neue Charaktere wieder (davon 42 spielbar und mir ist keiner aufgefallen, den ich noch vermissen täte) und wer die Serie gesehen oder den Manga gelesen hat, bekommt sicher den ein oder anderen nostalgischen Moment bezüglich einiger herzergreifender Szenen. Ich bin ja jetzt nicht der absolute Narunerd, sondern schere mich um die Serie eigentlich nur, wenn mir mal wirklich langweilig ist, aber einige Momente sind doch sehr schön geartet und kommen auch in NS:UNS2 wirklich gut rüber.
Auf der anderen Seite werden allerdings (wenn auch verständlich) viele wichtige Details heruntergespielt oder vollkommen unter den Teppich gekehrt - beispielsweise müssen die Protagonisten im Original ordentlich Überzeugungsarbeit leisten, um die nationalistische Oma des Mitglieds der bösen Akatsuki-Organisation Sasori dazu zu überreden, bei ihrer Auftragsausführung mitzumachen, während sie im Spiel den Charakteren ohne Vorwarnung einfach hinterhergelaufen kommt: "Hey, wartet, ihr kennt mich nicht, aber ich bin die Oma von dem, den ihr töten wollt und ich komme jetzt einfach mal mit!" Insofern wirkt der Plot auf Leute, die bisher nie etwas mit Naruto zu tun hatten, wahrscheinlich wesentlich billiger als er eigentlich ist.


Obwohl Ultimate Ninja Storm ein 1-on-1-Kampfspiel ist, verbringt man viel Zeit in kleinen, fest abgesteckten Außenarealen mit schön gezeichneten Hintergründen, welche eine echte Verbesserung zum langweiligen Open-World-Konoha des Vorgängers darstellen. Man bekommt von vielen Freunden und Verbündeten Missionen (welche zu 95% daraus bestehen mit irgendjemandem zu kämpfen), kann hier und da Objekte für Kochrezepte und neue Waffen sammeln, kann Briefe hin- und herschicken, Vögel fangen und noch ein paar andere, kleine Minigames machen. Und natürlich sieht Konoha und Umgebung wirklich schön und authentisch aus und es ist dementsprechend ein schönes Gefühl, auf diese Weise durch die fiktive Ninja-Welt zu laufen.
...bis man alles einmal gesehen hat. Ich möchte wirklich wissen, was sich die Entwickler dabei gedacht haben, als sie diese Welt erstellt haben. Diese Welt mit ihren Ladezeiten zwischen allen "Da laufe ich in ein paar Sekunden durch"-Segmenten, diese Welt, in der Naruto nicht sprinten kann und in der das Quicktravelling erst dazukommt, wenn man das komplette Kernspiel durchgezockt hat. Vor allem ist nur jeder vierte Abschnitt von Wald X oder Wüste Y nützlich, in den anderen Teilen findet man höchstens ein paar Objekte am Waldboden und dient ansonsten nur dazu, um die Spielzeit zu strecken. Man braucht wirklich für einige Distanzen fünf Minuten, auf denen dann absolut NICHTS geschieht. Dann haut man einen Gegner und darf wieder fünf Minuten zurücklaufen. Wenn ihr also nicht gerade darauf steht, ganz viel random shit vom Boden aufzusammeln (für Jozu und mich ist sowas okay, wir sind ja NIER-Shit-Aufsammel-Meister), oder mit Backtracking und viel wortwörtlichem Leerlauf nicht umgehen könnt, dann ist dieses künstlich das Spiel verlängernde Feature vielleicht ein totaler Game Breaker für euch. Ich könnt's auf jeden Fall niemandem verübeln, wenn ihm das Herumgerenne auf den Keks geht. Immerhin spielt man nicht nur immer Naruto, sondern auch mal andere Konoha-Ninjas.

Leider haben die Entwickler dann doch einen astreinen Grund geliefert, sich durch das Gelatsche durchzuquälen, denn die Kämpfe in NS:UNS2 sind einfach nur DER HAMMER. Das normale Kampfsystem ist schon ordentlich und während die Kämpfe mit "normalen" Gegnern ab der Hälfte des Spiels allmählich nervig werden, sind die Schlagabtäusche mit den Obermotzen die pralle Wucht und von vorne bis hinten grandios aufgezogen. Das beginnt meist mit einer stimmigen Anfangssequenz, ein bisschen normalem Getänzele, dann vielen gut gemachten, adrenalinhaltigen Quick Time Events, wobei die gezeigten Videosequenzen den Anime-Folgen mit höchstem Budget mindestens ebenbürtig sind, die Qualität der Serie aber häufig sogar noch bei weitem übertreffen, dann geht es meist in einen originellen Bosskampf-Modus über und danach noch ein paar Quick Time Events mit Sequenzen der Güteklasse A-Trippelplus.
Ich war während des normalen Spiels zwar nicht so frustriert, wie ich bisher geklungen habe, aber einige Sachen nervten mich dann natürlich schon - jedoch war bei jedem Bosskampf alles vergeben und vergessen, da war Unterhosenwechsel angesagt. Jedesmal! Und im Gegensatz zum vorigen Ultimate Ninja Storm packt dieser Serienableger wesentlich mehr großartige Schlachten ein.


In das Kampfsystem kann man sich übrigens verlieben oder es unbeeindruckend finden, aber ich denke nicht, dass man es hassen kann. Es wurde seit dem letzten Teil nicht großartig verändert, sondern nur einige Kleinigkeiten ausgebessert, ansonsten haben wir immer noch dasselbe: Ein Ninja kämpft in einer ebenen 3D-Landschaft gegen einen anderen, man kann immer mal wieder die Unterstützung von bis zu zwei Mitstreiter anfordern und ansonsten haut man sich Ninjutsu und Ultimate Ninjutsu um die Ohren oder lädt in ernsten Situationen sein Chakra soweit auf, bis die zweite Form des Charakters ausgelöst wird, welche dann einige Vorteile hat, allerdings nach Ablauf der Zeit dann auch wieder geschwächt ist.
Viele der Charaktere kommen mit ihren kleinen Eigenheiten: Puppenspielerin Chiyo bedient im Kampf etwa zwei Holzfiguren, Kiba hat seinen Hund Akamaru mit auf dem Spielfeld, Sasukes Mitstreiterin Karin hat von Natur aus statusverändernde Angriffe - es gibt genug Unterschiede, um seinen eigenen Stil irgendwo herauszupicken und dann auch den Kampf ins Lande Online zu tragen.

Ich finde es für gewöhnlich schlimm, wenn Spiele zu kurz sind, aber noch viel ekliger ist es, wenn sie einem gedehnt vorkommen. Naruto Shippuuden: Ultimate Ninja Storm 2 nimmt das gute Kampfsystem seines Vorgängers, baut weiterhin seine Stärken aus, indem noch mehr epische Bosskämpfe ihren Platz im Spiel finden, schafft es aber nicht, seine Schwächen einwandfrei loszuwerden, da der Erkundungsmodus zwar nicht mehr so angetackert wirkt wie im Vorgänger, aber trotzdem die Durststrecke zwischen beeindruckenden Momenten zu lange am "laufen" hält. Sowas kommt dabei raus, wenn man auf gute acht Stunden Spielzeit kommt und der Publisher sagt: "Wir brauchen mindestens 13!" Wenn ihr aber keine Angst vor doofen Nebenmissionen oder langen Wegen habt, dann ist dieses Spiel jedem Naruto-Fan zu empfehlen. Rian

Kommentare

KenDeep
31. Januar 2011 um 22:05 Uhr (#1)
Ich hasse das Kampfsystem. Wieso? Es ist unbalanciert wie sau. Bestimmte Kombinationen sind einfach unschlagbar gegen andere, weswegen es sich manchmal gar nicht lohnt, einen bestimmten Charakter anzufangen.

Als Spiel für zwischendurch durchaus lustig, aber nicht als Prügler zu gebrauchen.
Rian
31. Januar 2011 um 22:21 Uhr (#2)
Ich habe zwar nicht dieselbe Vorstellung wie du davon, was nun als Prügler durchgeht und was nicht (ganz offensichtlich wäre das bei mir alles, wo sich die meiste Zeit Leute prügeln), aber das Kampfsystem ist definitiv nicht auf großartiges Balancing ausgelegt. Es gibt zwar einige Attacken, die zuerst wesentlich fieser scheinen als sie nachher sind, aber manche Charaktere haben bei all ihren Specials einen furchtbaren Delay ohne Belohnung dafür, dass man den Special mal durchzieht, so dass diese in einem "ernsthaften" Kampf nahezu unbrauchbar werden.

Es ist halt nur ein fröhliches Gekloppe und nichts, wo man auf den letzten paar HP pures Adrenalin schwitzt.
Jashin
Gast
17. August 2011 um 17:15 Uhr (#3)
ich find das spiel absolut geil. es ist ein gutes kampfsystem drin. selbst bei den unanhaltsamen attacken konnte ich mich befrein. die grafik und atmosphäre ist einfach nur geil. und das ist auch ein ideales multiplayer spiel.
Rian
20. August 2011 um 17:45 Uhr (#4)
Man kann sich über so ziemlich alles streiten bei dem Spiel, aber Grafik und Atmo sind auf jeden Fall über alle Zweifel erhaben
Gast
25. April 2024 um 01:13 Uhr
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