Golden Sun: Dark Dawn

(Artikel)
Benjamin Strobel, 17. Dezember 2010

Golden Sun: Dark Dawn

Die ersehnte Fortsetzung auf dem DS

Endlich! Nach so vielen Jahren! Als kleiner GBA-Teenie habe ich unzählige Stunden mit Golden Sun verbracht. Lange hat man darauf gehofft, dass endlich wieder etwas kommt! Aber nichts kam. Es wurde still um Golden Sun. Und man vergaß...

Die Fangemeinde um Golden Sun musste lange warten. Sieben Jahre sind vergangen, seitdem Die Vergessene Epoche erschienen ist. Damals spielte sich noch alles auf dem GBA ab. Nun endlich bringt Camelot einen Nachfolger für die erfolgreiche Rollenspiel-Reihe, inzwischen für den Nintendo DS: Golden Sun: Die Dunkle Dämmerung.

Die 3D-Welt: Es gibt dunkle Höhlen...

Was in der realen Welt sieben Jahre waren, sind im Spiel ganze dreißig. Die Helden aus dem ersten und zweiten Teil haben inzwischen Kinder und ihre Taten sind in der ganzen Welt bekannt. Sie haben die Alchemie, und damit die Möglichkeit, Psynergie (=Magie) einzusetzen, zurück in die Welt gebracht. Doch mit ihr kamen viele Veränderungen: Das Gleichgewicht veränderte sich, viele Orte sehen inzwischen anders aus und es heißt, die Welt würde sich derzeit noch vergrößern, weiter wachsen. Und eine neue Gefahr erscheint: Psynergie-Vortexe! Überall wo es scheint, dass ein Psynergie-Überschuss herrscht, erscheint ein Vortex und verschlingt sie. Das ist allerdings sehr gefährlich, da auch Adepten (also solche, die Psynergie beherrschen) davon betroffen sind. Im Hause der ehemaligen Helden gibt es überdies einen Unfall, der einen wichtigen Apparat zerstört. Prompt werden die Sprösslinge losgeschickt, die seltenen Ersatzteile zu besorgen. Und wie heißt es so schön? Das Abenteuer beginnt!

Vieles hat sich seit der GBA-Titel nicht geändert. Die größte Neuerung zeigt sich in der Optik: Die hübschen 2D-Sprites wurden gegen Areale und Modelle eingetauscht, die komplett in 3D gerendert werden. So mancher fragt sich da, ob das wirklich nötig war, schließlich war gerade die hübsche 2D-Grafik eine der Stärken von Golden Sun. Eines ist aber gesichert: der Stil wurde sehr gut in die dritte Dimension transportiert. Besonders in den Kämpfen kommen die neuen 3D-Modelle und verbesserten Effekte zur Geltung. Außerhalb des Kampfbildschirms bemerkt man aber häufig den schwachbrüstigen Grafikprozessor des Nintendo DS: an diesen Ecken wären saubere 2D-Grafiken vielleicht etwas besser gewesen. Dafür gibt es ein paar schöne Kameraschwenks und Zoom-Ins bei Unterhaltungen, die ohne 3D nicht möglich gewesen wären. Die Musik und Soundeffekte haben sich kaum geändert. Das ist aber sehr schön, da schnell nostalgische Gefühle durch die alten Sounds aufkommen.

...und hübsche Außenareale!

Das Grundprinzip des Rollenspiels ist ganz im Stile der Vorgänger. In der großen Fantasy-Welt warten jede Menge Areale, die erkundet werden wollen. In der Regel muss man sich den Weg durch diese aber durch das Lösen verschiedener Rätsel bahnen. Die Charaktere beherrschen alle eigene Psynergien, die dafür notwendig ist: Entfernt gelegene Säulen müssen verschoben, Dampfmaschinen per Feuerball angetrieben und Propeller durch Wirbelwind in Rotation gebracht werden. Wasser kann man per Eisschuss frieren, Eis mit dem Feuerball zu Wasserpfützen schmelzen. An einigen Stellen warten auch Schieberätel, bei denen es gilt, Baumstämme in der richtigen Reihenfolge umzustoßen, um an den nächsten Ort zu gelangen. Viele der schwer erreichbaren Wege muss man gar nicht gehen, um voranzukommen. Aber aus der ferne blitzen schon die Schatztruhen! Sie lachen und verhöhnen dich! Sie einfach zurücklassen? Niemals!

Und dann gibt es noch etwas Wichtiges: Dschinns. Diese putzigen Wesen findet man im Laufe seines Abenteuers an den verschiedensten Orten: In Städten warten sie brav und lassen sich einsammeln, in einigen DUngeons finden sich auch welche, die aber so manches Mal erst bekämpft werden wollen, bevor sie mitkommen. Und drittens findet man einige direkt auf der Weltkarte im Zufallskampf. Insgesamt gibt es über 80 veschiedene Dschinns! Den kleinen Tierchen wohnt die Kraft der vier Elemente inne, die sie bereitwillig mit unseren Helden teilen. Sie lassen sich mit den verschiedenen Charakteren verbünden und verstärken sie damit: Der entsprechende Protagonist erhält verbesserte Statuswerte und eine andere Klasse. Häufig ermöglichen Dschinns auch das Beherrschen anderer Psynergie, andererseits verliert man auch andere Fähigkeiten, die man ansonsten weiterhin beherrschen würde. Insgesamt ist ein Bündnis mit einem Dschinn aber ein großer Vorteil.

Psynergie ist wieder wichtig außerhalb von Gefechten...

Im Kampf bestimmen dann nicht nur die Statuswerte und Waffenattribute allein den Ausgang, sondern vor allem die Psynergie und Fähigkeiten der Dschinns. Psynergie gehört auch jeweils den vier Elementen an - und einige Elemente sind besonders effektiv gegen bestimmte Gegnertypen (Feuer beispielsweise ist fies gegen Spinnen! BRENNT!). Zudem kann man die Kraft der Dschinns entfesseln: einige Fähigkeiten schaden den Feinden, andere dienen eher dem Support und verstärken die Party. Einmal eingesetzt befindet sich ein Dschinn auf Abruf. In diesem Zustand bringt ein Dschinn keine Vorteile für den Charakter: Er verliert die durch ihn erreichte Klasse, Psynergie und Statusvorteile. Dafür kann man durch Dschinns auf Abruf gewaltige Beschwörungen durchführen! Je mehr Dschinns man für Beschwörungen auf Abruf hat, desto mächtiger fallen die Angriffe aus.

Erneut kann man mächtige Beschwörungen durchführen.
Die Beschwörungen sind einfach nur Hammer. In die Animation dieser mächtigen Angriffe ist eindeutig viel Herzblut geflossen! Viele der Angriffe kennt man noch aus den alten Teilen - allerdings sind sie nun komplett in 3D und optisch ordentlich aufgefrischt! Und wie damals birgt der Einsatz dieser Angriffe ein großes Risiko: Ist man mit seinen Dschinns nicht mehr verbündet, werden die Charaktere zunehmend schwächer und verletzlicher. Nach dem Einsatz einer Beschwörung sind die Dschinns zudem eine Weile inaktiv und müssen sich regenerieren. Man muss also ein paar Runden ausharren, bis sie sich automatisch wieder mit ihrem Charakter verbinden. Gerade in Bosskämpfen ist also Strategie gefragt: Sind meine Charaktere fit genug, um ein paar Runden ohne Dschinns auszuhalten? Oh shit, verliere ich dann meinen Heilungs-Zauber? Argh! Aber ich will den Angriff ausführen! Er macht schließlich jede Menge Schaden! Und außerdem: man will sich die Attacken einfach angucken. Gerade wenn man mal wieder eine neue Beschwörung bekommen hat, arbeitet man darauf hin, diese auch mal anzuschauen. Ob strategisch klug oder nicht, der Anblick lohnt sich immer.

...und natürlich auch im Kampf!

Es gibt nur Weniges, das mir an Dark Dawn nicht gefallen hat. Wie schon damals sind die Charaktere allesamt sehr redselig. Einige Dialoge sind einfach sehr lang und hätten auch gerne mal kürzer sein können. Allerdings sind sie meistens sehr unterhaltsam, weshalb das nicht so schlimm ist. Als Veteran stört mich etwas anderes mehr: Das Spiel orientiert sich sehr stark an den Anfänger. Das Tutorial ist sehr umfangreich und lässt nichts aus. Einsteigern wird jeder Mechanismus ausführlich erklärt. Kennt man die Vorgänger, ist das aber gar nicht nötig. Außerdem verfolgt einen die Geschichte der alten Helden. Im Intro wird sie nochmal nacherzählt. Dann beginnt das Spiel und die Eltern quatschen auch nochmal davon. Und dann gibt es zu Beginn nochmal ein Trainingsgelände, in dem man die Geschichte der Helden nachspielt und weiteren Umgang mit der Psynergie lernt. Genial ist hingegen die umfangreiche Enzyklopädie: Im Text werden inhaltsstarke Begriffe wie ein Link markiert. Mit dem Stylus klickt man einmal drauf und erhält auf dem oberen Bildschirm eine Beschreibung, die sich auch später immer nachschlagen lässt. Gleiches gilt auch für Personen, Orte und Dschinns. Das ist nicht nur anfängerfreundlich, sondern für alle Spieler ziemlich cool!

Ich bin aber irgendwie beleidigt, dass der Versus-Modus abgeschafft wurde. Hier konnte man früher gegen die Truppen seiner Freunde per Linkkabel antreten. Mit der Infrastruktur, die der DS bietet, wäre noch viel mehr möglich gewesen. Online-Kämpfe? Items tauschen? Schade, dass in dieser Hinsicht nichts umgesetzt wurde. Ich vermisse außerdem die harten Bosskämpfe! Die dunkle Dämmerung ist mir an dieser Stelle etwas zu einfach geworden. Die Party scheint auch schneller zu leveln als früher. Leider gibt es aber (so viel ich mitbekommen habe) keine neuen Waffen und nur eine neue Beschwörung. Zudem ist die Weltkarte insgesamt kleiner als die der Vorgänger und man kann später nicht mehr an alle Orte zurückkehren. Die Größe und Tiefe der Vorgänger wird so leider nicht ganz erreicht. Trotzdem kann ich ingesamt eine Empfehlung aussprechen: Der DS leidet ja bekanntlich unter großer RPG-Armut - da ist Die Dunkle Dämmerung ein wahrer Lichtblick! Die Mängel werden auch nur im "historischen" Vergleich erkennbar - Neulinge werden ihre helle Freude an Golden Sun haben. Und als Fan lernt man den nostalgischen Wert schnell zu schätzen. Ich bin gerne wieder dabei gewesen! Nex

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RELEASE
10. Dezember 2010
PLATTFORM
Nintendo DS
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