Knights in the Nightmare

(Artikel)
Haris Odobašic, 15. Dezember 2010

Knights in the Nightmare

Taktik, RTS, Shmup

Bei Sting Entertainment gibt es intern eine Klassifizierungsskala. Riviera: The Promised Land hat dabei die I, während Yggdra Union, welches ich euch schon vorgestellt hatte, die II hat. Was diese römischen Zahlen aussagen? Wie innovativ ein Titel ist, wobei eine höhere Zahl proportional zur Innovativität des Spieles ist. Riviera war ein ziemliches Standard-RPG mit einem kleineren Twist im Gameplay, während Yggdra Union sich, wie ich euch schon meinem vorherigen Review zeigte, schon zimlich von den anderen Taktik-RPGs unterschied. Knights in the Nightmare hat nun eine IV auf dieser internen Skala und, glaubt mir, es ist auch wirklich so neuartig. Wie die Entwickler das geschafft haben? Mit der Erfindung eines neuen Genres: des Taktik-Strategie-Shoot'em'up-RPG!

Nachdem der König von Aventheim lange abgenippelt ist, verweilt er mit seiner Asche in einer schmucken Urne. Doch dieses langweilige Leben nach dem Tod ist ihm nicht gegönnt, denn eines Nachts stiehlt eine junge Dame, Maria, die Urne und lässt die Seele des Königs in einer Zeremonie frei, die nun fortan als eine Art Navi für Arme, also so eine Leuchtfee, die im Spiel Whisp genannt wird, ihr Unwesen treibt. Dabei ist euer Ziel zu Anfang überhaupt nicht klar, da nach dem Tod des Königs die Gegend um Aventheim mehr oder weniger in Chaos versunken ist und Soldaten regelmäßig Übergriffen durch Monster zum Opfer fallen.

Die Story, die in sehr vielen Sequenzen zwischen den einzelnen Kämpfern erzählt wird, ist dabei sehr durcheinander aufgebaut. Es gibt viele Zeitsprünge, die euch das Leben rekrutierter Charakterseelen vor ihrem Tod zeigen, genauso wie die Geschichte um den König und Maria weitergesponnen wird und natürlich auch die Geschehnisse in und um Schloss Aventheim wollen weitererzählt werden. Es kann teilweise sein, dass man drei mehrminütige Sequenzen hintereinander anschauen darf, die keine offensichtliche Verbindung zueinander besitzen. Doch wenn man erst einmal durchblickt, ist Knights in the Nightmares Geschichte spannend umgesetzt und belohnt durchaus - wenn man sich die Mühe gibt die ersten paar Spielstunden dranzubleiben, anstelle zu skippen.

Die Kämpfe an sich sind dabei wirklich einzigartig. Fangen wir damit an, dass man in der Regel ein Rundenlimit habt, in dessen Verlauf ihr eine bestimmte Anzahl von Monstern umbringen müsst. Jede dieser Runden spielt sich so ab, dass ihr durch einen Slot-Mechanismus bestimmen könnt, welche Gegner euch erwarten, ehe ihr auf das Kampffeld, das an Taktik-RPGs erinnert, transferiert werdet. Ihr habt zu Anfang jeder Runde dabei erstmal kein Zeitlimit, sondern könnt euch das Gebiet anschauen. Beispielsweise um die Laufwege der Gegner zu studieren, euch herumliegenden Objekte anzuschauen (welche bei Zerstörung Items, Materialien und Waffen freigeben, wobei die Items besonders wichtig sind, weil damit neue Charaktere rekrutiert werden können), genauso wie ihr auch die anheuerbaren Charaktere, die meistens ein paar Felder Platz auf dem Schlachtfeld einnehmen, anschauen bzw. mit schon angeheuerten Charakteren austauschen könnt.

Schlussendlich könnt ihr auch noch bis zu vier Waffen bzw. Items mit in die Runde nehmen. Diese sind besonders wichtig, da ihr hierbei durchaus auf die Elementaffinitäten der Gegner achten und gleichzeitig schauen müsst, dass ihr Charaktere auf dem Spielfeld habt, die diese Waffen auch nutzen können. Oder nehmt ihr vielleicht lieber weniger Waffen mit um stattdessen Platz für Items zu schaffen um die für die Kampffelder individuellen Charaktere zu rekrutieren oder mit den Gegenständen anderweitig in der Umgebung zu interagieren?

Habt ihr eure Vorbereitungen getroffen und startet die Runde, wird euch zuerst auffallen, dass das Spiel in Echtzeit abläuft, ihr aber gleichzeitig nichts tun könnt! Ihr steuert nämlich die Whisp und die kann alleine gar nichts anstellen. Doch dafür sind die schon platzierten Charaktere da. Wenn ihr über diese Charaktere fliegt und sie mit Tastendruck auswählt, könnt ihr die Taste gedrückt halten, um Energie aufzuladen. Auf einen Gegner gezielt, losgelassen und schwups gibt es was auf die Mütze. Getroffene Feinde lassen dann Edelsteine fallen, die ihr aufsammeln könnt, um eure Magie aufzuladen. Diese wiederum könnt ihr investieren, indem ihr eine der vier vorher ausgewählten Waffen aus einer der vier Ecken des Bildschirms auf einen der Charaktere zieht, um sie dann für ein bisschen Extrawumms einzusetzen.
Zusätzlich gibt es dabei noch ein Zeitlimit, welches die Runde begrenzt. Macht ihr nichts, vergeht das Limit auch nicht, aber wenn ihr Attacken einsetzt, zieht euch das immer etwas Zeit ab. Ihr könnt also auch im Verlauf einer Runde durchaus überlegen, was ihr als nächstes macht, aber wenn ihr dann eure Angriffe einsetzt, solltet ihr besser dafür Sorgen, dass sie sitzen und effektiv sind, um nicht zu viel Zeit zu verschwenden.

Verkompliziert wird dies nur durch die Gegner, die euch ständig angreifen. Hier kommt der Shoot'en'up-Part ins Spiel, denn die Gegner zielen nicht etwa traditionell auf die Charaktere, sondern feuern Kugeln und andere Geschosse auf die Whisp, die diesen ausweichen muss. Werdet ihr getroffen, verliert ihr dabei aber keine HP, sondern Zeit. Im Endeffekt sind also eure Effektivität im Angriff direkt mit eurem Verteidigungsverhalten verbunden. Je besser ihr ausweicht, desto mehr Angriffe könnt ihr pro Runde ausführen.

Habt ihr alle Runden erfolgreich überstanden und die nötige Anzahl an Monstern geplättet, kommt ihr auch in ein Zwischenmenü, in welchem ihr eure Charaktere aufleveln aber auch eure Waffen verbessern könnt. Wie auch schon in Yggdra Union haben Waffen nur eine bestimmte Anzahl von Ladungen, die, wenn verbraucht, eure Waffe verschwinden lassen. Ihr könnt eure Waffen aber mit anderen Schlachtwerkzeugen gleichen Types kombinieren, genauso wie ihr auch die Waffen mit in den Runden gesammelten Materialien aufmotzen könnt.
Auch bei den Charakteren müsst ihr aufpassen, denn diese haben alle eine VIT-Statistik. Diese sinkt mit jedem Einsatz des Charakters und ist sie bei 0 angelangt, ist der Charakter unwiederbringlich gestorben -- was schön doof sein kann, wenn man sämtliche Exp in diese eine Figur gepumpt hat. Doch, keine Sorge, das macht das Verbessern von Charakteren nicht vollkommen sinnlos. Einerseits bringt nämlich jedes Level Up etwas VIT zurück und andererseits gibt es das Transsoul-System. Per Transsoul könnt ihr die Seele eines Charakters mit der eines anderen verschmelzen. Der Spender-Charakter verschwindet dann zwar für immer, aber dafür kriegt der Empfänger, je nach Stärke des Spenders, ordentliche Boni. Wenn also euer treu-dienender Ritter im kritischen VIT-Bereich ist, kann er euch zumindest noch einen letzten Dienst erweisen, indem er seine Seele einer anderen Figur spendet.

Einfaches Losspielen ist bei Knights in the Nightmare einfach nicht möglich und das Tutorial beschäftigt euch locker über eine Stunde lang. Aber andererseits belohnt das Spiel von Sting Entertainment auch mit einer einzigartigen Spielerfahrung, die es schafft, Genres, die eigentlich wenig miteinander zu tun haben, auf wunderbare Art und Weise perfekt zu verschmelzen. Und da das Spiel im PSN Store im Doppelpack mit Yggdra Union verkauft wird, lässt sich hier sogar ein richtiges Schnäppchen machen. Evil

Kommentare

Ralle
19. Dezember 2010 um 20:10 Uhr (#1)
Wird Knights In The Nightmare eigentlich irgendwann spielerisch noch interessanter, bzw. ändert sich irgendwann das Spielprinzip auch noch auf eine Art und Weise, auf die dieses Spiel Spaß macht? Ich muss nämlich gestehen, dass ich dieses Spiel vor langer Zeit mal angespielt habe, und dann relativ scheiße fand, durch dein Review jedoch hab ich's jetzt nocheinmal aufgegriffen um dem Teil noch ne Chance zu geben, aber nach 2 Stunden Spielzeit hat es mich bislang noch 0 vom Hocker gehauen und ich finde es eher unnötig kompliziert und nervtötend. Ich fände es schade, wenn sich daran nichts ändert, da die Grafik ziemlich schick ist und auch die Attacken vom Aussehen her ziemlich was hermachen. Zudem fand ich Yggdra Union und Riviera, als ich beide vor Ewigkeiten mal gezockt habe, sehr geil und fände es ziemlich schade, wenn's "KITN" nicht bringen würde.
Haris
21. Dezember 2010 um 10:34 Uhr (#2)
Nein, da muss ich dich leider enttäuschen. Auch wenn natürlich später sich Kleinigkeiten verändern, das Grundprinzip bleibt gleich. Denke also nicht, dass du Knights in the Nightmare noch mehr Spielspaß für dich entlocken können wirst. Da heißt es dann auf das nächste Spiel von Sting Entertainment warten!
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