Mafia II

(Artikel)
Benjamin Strobel, 07. September 2010

Mafia II

Vom Ganoven zum reichen Ganoven

Wenn etwas nie aus der Mode kommt, dann offenbar Gangster-Spiele. Spätestens mit Grand Thef Auto wurde dieses Schicksal besiegelt. Und das ist schon eine Weile her! Seitdem gab es eine ganze Reihe wunderbar böser Gangster-Spiele, doch eines war seinerzeit ganz besonders: Mafia. Nun erscheint mit Mafia II die zweite Ausgabe des sizilianischen Familiensimulators und verspricht jede Mafiosi-Atmosphäre im Stil der 50er Jahre.

Inhaltlich hat der zweite Teil allerdings nichts mit seinem Vorgänger zu tun. In Mafia II übernimmt man als Spieler die Rolle von Vito Scaletta, gebürtiger Sizilianer, der nach Amerika ausgewandert ist und zu Beginn des Spiels aus dem Krieg heimkehrt. Die 40er Jahre glimmen zu Ende, es brechen die 50er an. Vito kommt zu seiner Familie zurück, die in ärmlichen Verhältnissen lebt, seine Schwester ist hoch verschuldet. Aber Familie lässt Familie niemals hängen, also hilft er ihr aus. Sein Kollege und Kindergartenfreund Joe Barbaro verhilft ihm zu ein paar rentablen Nebentätigkeiten, die allerdings nicht ganz legal sind. Schusswaffen sind Pflicht. Tote? Nicht immer vermeidlich.


Neue Charaktere, altbekanntes Konzept: Man erkennt sofort Eigenarten des Originals wieder. Das Fadenkreuz sieht so aus wie damals und man glaubt sogar, einige der Bewegungen wiederzuerkennen. Und Empire Bay selbst hält neben Nachbildungen des Empire State Buildings und der Brooklyn Bridge altbekannte Orte bereit. Auch vom Gameplay haben wir schonmal gehört: Fahren, Schießen, Punchen. Plus jede Menge filmreifer Zwischensequenzen. Um die 600 Seiten Skript wurden zu ingesamt 2 Stunden Cutscenes verwurstet und die Sprecher sind allesamt erstklassig. Wie man es aus GTA kennt, gibt es auf dem Weg zu Missionen auch stets interessante Dialoge zwischen Hauptcharakteren. Und wenn man allein unterwegs ist, kann man den Klängen der 50er Jahre im Radio lauschen. Von Jazz über Swing bis zu den Anfängen des Rock 'n' Rolls ist alles vertreten.

Doch wenn man in seinem Wagen durch Empire Bay so unterwegs ist (weil man z.B. eine nervige Gang ausrotten muss), sollte man stets aufpassen! Die Polizei hat hier einen ausgeprägten Sinn für Gerechtigkeit und verfolgt schon kleinere Geschwindigkeitsüberschreitungen und Vamdalismus im Straßenverkehr. Rumpreschen wie Niko Bellic ist also nicht! Hier hat die Polente außerdem meistens die schnelleren Autos und vereitelt eine Flucht ohne Probleme, wenn man ihnen keine Hindernisse in den Weg schiebt. Nicht mal dumm sind die Bullen! Sie können sich Vitos Äußeres und das Autokennzeichen merken. Wird man dann von einem Polizisten gesehen ohne dass man gerade gesucht wird, ist man sofort entdeckt und muss erneut fliehen. In solchen Fällen muss man die Kleidung wechseln bzw. sein Nummernschild austauschen lassen. Dies lässt sich in verschiedenen Werkstätten neben Reparatur, Farbwechsel und Motor-Tuning für ein bisschen Kleingeld gleich mit erledigen. Sollte man seine Fahrzeuge dann heil nach Haus bekommen, kann man bis zu zehn in seiner Garage speichern.


Aber ihr wollt hier nicht noch drei Absätze über Autos lesen! Es gibt ohnehin nur 36 davon! Doch Mafia II bietet auch einen Haufen Wummen! Neben Pistolen, Maschinengewehren und Shotguns gibt es auch Sprengstoffe. Und was Feuergefechte angeht, hält sich Mafia völlig realistisch: Wenige Kugeln töten Feinde, aber auch einen selbst. Von dem vollwertigen Deckungssystem der Marke Gears of War sollte man daher dringend Gebrauch machen anstatt offen herumzuspazieren ("Du bist nicht der Masterchief, weißt du?"). Doch man ist nicht allein auf sein Waffenarsenal angewiesen. Vito ist sich auch für klassischen Faustkampf nicht zu schade! Es gibt zwar die Möglichkeiten, auszuweichen und zu kontern, aber sehr tiefgründig ist das Prügeln natürlich nicht. Es ist angemessen und solide und das reicht auch.


Ausgestattet mit Fäusten und Knarren kann man losziehen und seine 15 Missionen abarbeiten. Das dauert dann seine 10-12 Stunden und man ist durch. Leider ist der Spaß dann auch schon vorbei. Außer gestohlene Autos für Cash zu verhökern gibt es leider auch keine Nebenmissionen oder Aktivitäten in Empire Bay. Die Story wird wunderbar erzählt und man möchte jederzeit unbedingt wissen, wie Vitos Geschichte weitergeht und lauscht nur zu gerne den genialen Dialogen.. aber warum ist das Spiel eigentlich Open World, wenn es im Grunde vollkommen linear ist? Man kann nicht einfach Bowlen gehen. Oder sich Geld mit Taxifahren verdienen. Die Stadt ist zwar völlig belebt, bunt und echt, aber kaum interaktiv. Das ist wirklich schade, da man kaum Anreize bekommt, die Stadt zu erkunden. Sogar viele der Sammelobjekte (Wanted-Poster und Playboy-Mates) lassen sich nur an Story-basierten Orten sammeln und fordern nicht gerade zur Stadtrundfahrt auf.


Aber genug gemeckert. Die Missionen sind allesamt abwechslungsreich und spannend gestaltet. Man tut nie zweimal dasselbe und kann manchmal so richtig den fiesen Mafioso raushängen lassen. Schicke Anzüge kaufen, Geld scheffeln und sich ein großes Eigenheim zulegen. Alles für die Familie, versteht sich! Sogar die offene Welt leistet ihren Beitrag: Man kann Kleidung und Waffen shoppen und muss ab und zu sogar tanken! Nicht zuletzt steuert auch die Atmosphäre der 50er Jahre ihren Teil zum Charme des Spiels bei. Hut und Mantel! Heute völlig unterschätzt! Trotzdem habe ich von dem Spiel deutlich mehr Inhalt erwartet, da helfen keine Hüte! Wer jedoch bereit ist, nochmal Geld für DLCs auszugeben, kann sich schon bald Spiellänge dazukaufen. Nex

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16. April 2024 um 08:55 Uhr
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