Midnight

(Artikel)
Rian Voß, 31. August 2010

Midnight

... Lizard, Spock?

Ohne es zu merken führten mich meine Füße erneut zur Gotland University. Ohne es zu merken, aber garantiert nicht per Zufall, denn bei ihrem Stand hatten sie ein lauschiges Tischlein mit drei bebilderrahmten Monitoren aufgebaut, davor Ohrensessel im Großvaterstil. Eigentlich wollte ich mich nur kurz hinsetzen und ausruhen, weil ich schon den ganzen Tag herumgelaufen war, aber da kam auch schon ein Student von der besagten Uni um die Ecke und wollte mir ihr RTS Midnight vorstellen. Na, von mir aus.

Wie wir alle wissen sind die Einheiten von Echtzeit-Strategiespielen immer nach dem Stein-Schere-Papier-Prinzip aufgebaut: Hunde töten Bazooka-Truppen, Panzer töten Hunde, Bazooka-Truppen töten Panzer. Hier wird das Ganze ein bisschen wörtlicher genommen, denn jeder Spieler dieses Entweder-Machen-Drei-Mit-Oder-Gar-Keiner-Ringelpiezes (wenn zu wenig menschliche Spieler da sind, übernimmt die CPU) bekommt genau eine Fraktion dieses klassischen Spieles zugeschustert und das Ziel ist es, am Ende als einziger mit allen drei Artefakten dazustehen, von denen jeder Spieler zu Beginn eines hat.
Das ist gar nicht so leicht: Wenn man Papier spielt, kriegt man zwar die Steine locker klein, muss sich aber andererseits wieder vor den Scheren in Acht nehmen. Vertrackt! In meinem Testspiel war ich zufälligerweise eben gerade Papier und wusste nicht so recht, was ich tun sollte, konnte mich aber ganz gut gegen die vereinzelt angreifenden Scheren behaupten. Aber wehe wenn die gebündelt kommen!


Da das Spiel insofern einen großen Kreislauf aus Jagen und Gejagtwerden darstellt, bietet es sich an die "Basen" von Natur aus mobil zu gestalten, hier in Form von Schamenen. Die beschwören nicht nur Einheiten, sondern bauen auch den einzigen Rohstoff ab, den man zum Bezahlen verwenden kann: Licht. Stellt man seinen Beschwörer an eine Lichtquelle, zieht er sich automatisch die Energie raus, wobei unterschiedliche Quellen andere Eigenschaften haben: Ein Kamin gibt (entgegengesetzt der Intuition) langsam was dazu, Kerzen dagegen sorgen für einen rasanten Energieboost, gehen dafür aber auch sehr schnell aus.
Letztlich kann der Schamane auch noch bis zu zwei weitere Schamanen beschwören, was schnellere Einheitenproduktion und besseren Rohstoffabbau bedeutet. Außerdem ist der Besitz von drei solchen Priestern zwingend notwendig, denn um das Spiel zu gewinnen muss jeder von denen ein Artefakt tragen.


Der Mann aus Schweden hat mir beim Spielen offenbart, dass ich an einer etwas veralteten Version saß, was sich leider auch zeigte: beim Beschwören hat's keine Einheitenpreise, so dass ich immer wieder auf dasselbe Icon klicken musste, bis ich dann mal zufällig genug Rohstoffe zusammen hatte, zudem war das Attackierungssystem relativ greulich, da man seine Truppen keinen Gegner direkt anvisieren lassen kann, sondern sie nur in ein Gebiet schickt, wo sie dann alles niedermetzeln, was ihnen in den Weg kommt. Das ist vollkommen bescheuert, wenn man gegnerische Einheiten automatisch verfolgen und zerstören lassen möchte. Außerdem wurden Truppen immer genau im Beschwörer gespawnt, so dass ich ihn immer erst bewegen musste, bevor ich an das beschworene Ding herankam.

Ich war vom Spielprinzip von Midnight auf jeden Fall schon mal ziemlich angetan, auch wenn im Detail noch gearbeitet werden muss. Um an "große" RTS heranzukommen ist es nicht komplex genug, für ein Spiel für zwischendurch ist es noch nicht schnell genug und am Interface wie am Pathfinding muss noch gewerkelt werden. Ansonsten könnte uns über Steam (vielleicht?) nächstes Frühjahr ein ganz ordentliches Budget-Strategiespiel entgegengeflogen kommen. Rian

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