100 Prozent ohne Feenstaub!

(Artikel)
Haris Odobašic, 29. Januar 2010

100 Prozent ohne Feenstaub!

Vampire the Masquerade: Bloodlines

Stellt euch vor ihr schleppt jemanden in der Bar ab, mietet euch ein schönes Hotelzimmer und während es gerade besonders heiß hergeht kriegt ihr von eurem Fang das Angebot "etwas gezeigt zu kriegen". Dann wird eure Welt dunkel und ehe ihr euch am nächsten Morgen einen Kaffee machen könnt, werdet ihr verschleppt und dürft fortan damit klarkommen, dass ihr nicht nur ein Vampir seid, sondern auch noch Regeln, der sogenannten Maskerade, folgen müsst. Sonst heißt es Kopf ab, was euer "Schöpfer" auch schnell zu spüren bekommt, doch der Obermacker in eurer Stadt hat Mitleid mit euch und nimmt euch unter seine Fittiche.

Verglichen mit anderen RPGs fällt gleich auf, dass es bei Bloodlines keine Klassen gibt -- ihr habt viel Freiheit, wie und worauf ihr euren Charakter fokussiert, ähnlich der Fallout-Reihe. Ungleich wichtiger allerdings ist, welchem Vampir-Clan ihr angehört. Das hat dabei nicht nur minimale Skillpunktunterschiede zur Folge, sondern kann sich teilweise total darauf auswirken, wie ihr das Spiel spielt. Malkavianer sind beispielsweise total und unheilbar verrückt, was sich gerne in Dialogoptionen niederschlägt, während hingegen Nosferatu so hässlich-grausig aussehen, dass sie die Stadt nur durch die Kanalisation navigieren sollten, denn wenn sie ein Normalsterblicher sehen würde, wäre der Aufruhr riesig.

Doch auch als Vampir eines anderen Clans kann das Leben durchaus schwierig sein. Seid ihr zwar mit übermenschlichen Kräften und nützlichen Vampirfähigkeiten ausgestattet, habt ihr gleichzeitig auch das immerwährende Verlangen nach Blut. Zu jeder Zeit findet sich auf eurem Bildschirm eine Blutanzeige. Habt ihr zu wenig Blut, kann euch die Kontrolle über euren Charakter entgleiten, der dann selbstständig NPCs anfällt und versucht sie auszusaugen. Vor allem wenn ihr in der Öffentlichkeit seid, kann das fatale Folgen auf mehreren Ebenen haben, denn wenn ein Zivilist euch sieht, wie ihr Vampirkräfte nutzt oder Leute aussaugt, führt das zu einem Verlust der Maskerade-Punkte. Verliert ihr alle, ist das Spiel vorbei. Genauso müsst ihr auch immer aufpassen, dass ihr genug Menschlichkeitspunkte behaltet. Wer unbedingt darauf besteht jedes seiner Opfer bis zum letzten Tropfen zu entleeren wird schnell keine mehr haben und auch dies hat zur Folge, dass das Spiel endet. Beides kann man aber durch Missionen regenerieren.

Die Freiheit, die euch bei der Charaktererstellung gewährt wird, findet man auch in vielen Aspekten des Gameplays wieder. Auch wenn Bloodlines im FPS-Gewand daherkommt, ist Gewalt nicht unbedingt eine Lösung -- so gut wie jede Mission lässt sich auf mehrere, Wegen lösen. So kommen sowohl Hau-Drauf-Barbaren, als auch geschickte Verhandler und Schleichspezialisten voll auf ihre Kosten.
Zusätzlich bietet das Spiel einen sehr non-linearen Ablauf. Auch wenn es einen roten Storyfaden gibt, laden viele Nebenmissionen zum Abschweifen ein. Zudem bietet auch die Hauptstory multiple Wege inklusive vier Endings.

Bloodlines ist grimm und dreckig. Das zeigt dabei nicht nur die Grafik, die atmosphärisch-düster gehalten ist, sondern vor allem der Inhalt. Das Spiel ist voller kranker, psychopatischer Charaktere, sei es die Besitzerin des Asylum Clubs Jeanette oder Mercurio, ein Mensch der in tiefe Geschäfte mit den Vampiren verwickelt ist -- die Story lässt euch oft nur die Wahl zwischen bösem Verhalten und ganz bösem Verhalten und das alles wird angereichert durch eine große Portion Sex und Gewalt.

Leider ist es auch sehr dreckig programmiert. Langer Entwicklungszyklus, erstes Spiel mit der Source-Engine und Druck vom Publisher führten dazu, dass das Spiel in der ersten Version ziemlich unspielbar war. Es wurden zwar noch ein paar halbherzige Patches nachgereicht, aber da das Troika kurz nach Release dicht gemacht hatte, und selbst später erschienene Fan-Patches nicht alles ausbügeln konnten, muss man sich darauf einstellen, dass das Spiel einen gerne mal mit Crashes belohnt. Darum sollte man vor dem Spiel sich durchaus die ein oder andere FAQ bei GameFAQs anschauen, da dort aufgelistet ist, welches Verhalten einen Crash produzieren kann.

Mit Vampire The Masquerade: Bloodlines könnt ihr euch perfekt an die gute, alte Zeit erinnern, als spitze Eckzähne noch nicht das Zeichen von glitzernden Weicheiern waren. Die Zeit in der Leute wie Blade, Angel oder auch Lestat de Lioncourt die Dunkelheit unsicher machten und man sich nicht in der Öffentlichkeit schämen musste, ein Interesse an den Kindern der Nacht zu haben. Ein fantastisches Rollenspiel, das FPS und RPG so gut vermischt wie es einst nur Deus Ex gelang und insgesamt einer der wohl größten Rollenspielgeheimtipps der letzten 10 Jahre! Evil

Kommentare

Rian
29. Januar 2010 um 20:51 Uhr (#1)
War am Ende nur ein bisschen scheiße, als ich mit meinem schleichenden, hackenden, charismatischen Malkavianer gegen den fetten Leibwächter des Oberfieslings kämpfen MUSSTE. Habe immer verloren, weil ich nun mal keinen Schaden an dem Ding anrichtete und musste, um das Ende sehen zu dürfen, dann mit einem neuen Vampir anfangen.
Ben
30. Januar 2010 um 03:32 Uhr (#2)
Mir hat das Spiel auch damals schon sehr gut gefallen. Besonders auch wegen der tollen Quests, z.B. das Geisterhaus etc.
Undead
30. Januar 2010 um 12:57 Uhr (#3)
Shemale als Tag... What the?!
Rian
30. Januar 2010 um 14:55 Uhr (#4)
Many weird ladies.
Jozu
30. Januar 2010 um 16:17 Uhr (#5)
Ich mochte das Spiel auch sehr, habe es aber ob seiner Unspielbarkeit nicht beendet. Und Evil spricht mir mit dem letzten Absatz aus der Seele xD
Gast
19. April 2024 um 06:45 Uhr
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