Pro Evolution Soccer 2010

(Artikel)
Haris Odobašic, 02. November 2009

Pro Evolution Soccer 2010

Das andere Spiel mit dem 360°-Dribbling

Nach dem Fiasko in den letzten Jahren hatte Konami dieses Jahr beschlossen, besonders auf die Fans zu hören. Man schaute genau auf die Vorschläge und Kritik der Spieler und hat versucht, es im Spiel so gut umzusetzen wie möglich. Und dazu muss man sagen, dass das zum größten Teil wunderbar geklappt hat!

Die wohl größte Neuerung bezieht sich auf den Meister Liga Modus. Dieses Herzstück von PES war einer der Gründe, wieso es das Spiel damals geschafft hatte, den Thron der Fußballspiele zu erobern. Mehr als nur stupides Abspulen von Matches: der Modus bot Spielerentwicklung und Transfers, was zu einer hohen Motivation führte.
Und Seabass war scheinbar so stolz auf diesen Modus, dass er in den letzten paar Jahren bis auf Kleinigkeiten nichts geändert hatte und jahrelang war das ein großer Kritikpunkt seitens der Fans. Doch dieses Jahr ist es anders: eine komplette Frischzellenkur wurde der Meister-Liga spendiert.


Dass es endlich richtige Währungen gibt, ist da noch die kleinste Neuerung. In diesem Jahr kann man Mitarbeiter einstellen, die je nach Fähigkeitenstufe das Training, Verhältnis zu den Fans oder das Verhandlungsgeschick verbessern. Dazu kommt, dass es eine Jugendmannschaft gibt, die euch mit frischen Talenten versorgt. Auch wurde Champions League und Euro League in die ML integriert und ihr könnt das ganze Jahr über Spielerkäufe und -verkäufe arrangieren, die dann in den zwei Transferphasen durchgeführt werden. Insgesamt ist dabei ein Spielmodus herausgekommen, der auf den alten Stärken aufbaut, nun aber endlich die nötige Tiefe spendiert bekommen hat und damit zu einem schwarzen Loch für Freizeit mutiert.


Gewohnt mager: das Lizenzpaket. Man hat sich zwar die Rechte an der UEFA Euro League gesichert, aber was bringt diese Lizenz sowie die Champions League, wenn man nur mit einem Bruchteil der an diesen Wettbewerben teilnehmenden Teams auch spielen kann?
Die nächste große Neuerung ist das 360°-Dribbling. Irgendwie hatten nämlich die Entwickler bei EA und Konami dieselbe Idee für dieses Jahr. Aber genau wie bei Fifa 10 hat das neue Kontrollsystem im Endeffekt nur einen minimalen Einfluss auf das Spielgeschehen.
Etwas größer ist der Einfluss aber durch die gesenkte Spielgeschwindigkeit, die auch letztes Jahr im Endeffekt zu schnell war. Durch das nun eher gemäßigte Tempo ist PES wieder eine waschechte Simulation, auch wenn dies leider auf Kosten der Dynamik geht. Der Ball rollt nicht unbedingt immer flüssig durch die Reihen. Leider wird das durch das etwas komische Passsystem (drei "s"!) noch unterstützt. Will man einen Ball direkt weiterspielen, verliert er immer ein bisschen an Geschwindigkeit, sodass die Kugel nach der dritten oder vierten Station nur noch langsam kullert. Auch mit der Genauigkeit hapert es manchmal, sodass, obwohl man genau in die Richtung eines Spielers drückt, der Ball trotzdem zu irgendeinem anderen Teammitglied fliegt.


Das wird vorallem auf einem höheren Schwierigkeitsgrad haarig, denn die KI ist diesmal echt schlimm. Stellt euch einfach vor, der Teufel und Itagaki würden sich bei einem Glas Wein zum KI programmieren treffen: Menschenverachtende Grausamkeit gepaart mit Perfektion. Wenige Fehlpässe, kompromisslose Angriffe auf den ballführenden Spieler und die Tendenz, keine Fehler zu machen zeichnen sie aus. Sogar ein paar lahme Tricks von richtigen Spielern hat sich der Computer abgeguckt! Liegt die CPU gegen Ende des Spiels vorne oder steht es unentschieden hält sie den Ball in den eigenen Reihen und spielt defensiver als ein Drittligist gegen den FC Bayern München.

Leider ist die Grafik eine etwas gemischte Angelegenheit. Während die Gesichter brillant sind und manche Spieler tatsächlich aus dem Uncanny Valley grüßen, sind die Animationen schrecklich. Schüsse, Grätschen oder Kopfbälle sehen super aus, aber leider sind gerade die Laufanimationen abgehakt, veraltet und im Endeffekt teilweise sogar lächerlich. Neben ein paar normalen Animationen sieht man bei Spielern vor allem den Stock-Im-Hintern-Sprint sowie den Gorilla-Lauf.

Immer wieder beliebt: Synchronschwalben.

Und lasst mich bloß nicht vom Sound anfangen! Die Fans sorgen für minimale Stimmung und reagieren manchmal gar nicht auf das Spielgeschehen. Aber die Höhe sind die lächerlichen Kommentatoren! Wie kann man Schlafpille und seinen Kumpel tatsächlich mehrere Jahre das Spiel kommentieren lassen und dann nicht einmal regelmäßig neue Zeilen aufnehmen? Ich schwöre: 95% der Sprüche habe ich so über die Jahre hinweg gehört. Außerdem tendieren die Beiden dazu, am Spielgeschehen vorbei zu kommentieren, wiederholen sich und zwingen einen sogar zum Leisestellen.

Insgesamt ist Pro Evolution Soccer 2010 das wohl realistischste Fußballspiel aller Zeiten. Ob es aber auch das Beste ist? Das erfahrt ihr im bald kommenden Vergleichsartikel.
Dennoch kann man resümieren, dass die Stärken des Spiels (wie z.B. ein unvorhersehbares Spielgeschehen) definitiv da sind und besser als jemals zuvor, dazu kommt eine taktische Tiefe, die einen Anfänger womöglich überfordern könnte aber den Profi lange grübeln lassen wird und ein wunderbarer Meister-Liga-Modus. Doch Konami darf sich nun nicht ausruhen, es gilt auch im nächsten Jahr massiv zu verbessern! Die Animationen gehören überarbeitet und die Spieldynamik muss aufgepeppt werden. Nochmal wird man nicht mit einer Serie von jährlichen Updates davonkommen! Evil

Kommentare

Ben
02. November 2009 um 00:19 Uhr (#1)
Ich persönlich finde PES ja immer noch einen Tick besser als Fifa. Aber da das Geshcmackssache ist, warte ich mal deinen großen vergleich ab!
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16. April 2024 um 11:07 Uhr
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