Charlie Brooker's Gameswipe

(Artikel)
Haris Odobašic, 07. Oktober 2009

Charlie Brooker's Gameswipe

Nicht zum Hintern abwischen!

29: September 2009: Ein öffentlich rechtlicher Sender zeigt ein Programm über Videospiele, das fundiertes Wissen vermittelt und gleichzeitig wunderbar unterhält. Nein, natürlich nicht hier bei unseren Steinzeitlern von ARD und ZDF: Dafür aber in England bei der BBC. Es handelt sich um Charlie Brooker's Gameswipe!

"Hey, das ist doch MEIN Wohnzimmer.."

Gameswipe beginnt mit, man könnte es schon fast ahnen, Vorurteilen. Angst vor dem "Real Life", soziale Inkompetenz und Ähnliches wird einem an den Kopf geworfen, bevor der Präsentator sich outet -- er ist auch einer von uns! Und das stimmt sogar wirklich. Charlie Brooker, der die Sendung geschrieben hat und sie moderiert, war am Anfang seiner Karriere als Schreiber für ein britisches PC-Spiele-Magazin tätig. Er weiß wovon er spricht!

Die Sendung spielt sich dann als eine Art "Videogames for Dummies" ab. Neben einer kurzen Geschichtsstunde, die vor allem zeigt wie mit Videospielen normalerweise im Fernsehen umgegangen wird, und ein paar Zwischeneinwürfen wie Reviews oder Gastbeiträgen werden primär die wichtigsten Videspielgenres an älteren, aber auch aktuellen Beispielen erklärt.

"..but Mario is the undoubted king bitch in plattformer prison."

Ich fand die von Gästen erbrachten Zwischenspiele dabei besonders interessant. Dazu gehören, neben einer musikalischen Review von Madworld, vor allem zwei Segmente, die sehr kritisch auf den heutigen Videospielmarkt blicken. In dem einen geht es darum, dass Spiele zuviele Hürden auf dem Weg zum Content platzieren. Denn Herausforderung ist gut, aber muss man Spieler dafür wirklich repetitive Aufgaben aufzwingen? Dazu wird Guitar Hero/Rock Band als Beispiel genannt, wo man teilweise nur um EINEN bestimmten guten Song zu spielen (bei Guitar Hero: Legends of Rock wäre das beispielsweise Dream Theater mit Pull Me Under) ungefähr 50 müllige Songs spielen muss.

Das andere Segment beschäftigt sich mit der Fantasielosigkeit heutiger Spiele. Während man damals allerlei wilde Konzepte hatte, wie beispielsweise Rasenmähen und gleichzeitiges entkommen des Nachbars und seines Hundes (und das in bunten Welten), sind die meisten Spiele heute matsch-braun und dunkel und meist auf die ein oder andere Weise gewalttätig. Aber andererseits, Rasenmähen vor 20 Jahren mag vielleicht spannend gewesen sein, aber brauchen wir wirklich Rasenmähen 3D?
Winksimulator für Wii. Leider nicht Realität.

Auch wenn sich die Sendung eher an den Nicht-Kenner von Videospielen richtet, wird man auch als Coregamer bedient. Einerseits, weil der Humor großartig ist. Charlie Brooker hat nämlich schon massig Erfahrung im Machen solcher Sendungen, ist er doch für Screenwipe und Newswipe verantwortlich, die sich mit TV bzw. Nachrichten beschäftigen, und sorgt für eine große Portion britischen Humors, sei es mit zynischen Kommentaren beim Zocken oder in den Voice-Overs bei den Genre-Erklärungen. Andererseits ist es wirklich eine große Abwechslung eine Sendung zu sehen, die einen balancierten Blick auf Videospiele wirft.

Von Gameswipe gibt es bisher nur eine Folge, allerdings soll die gute Quoten eingefahren haben und da Brookers andere Formate Screenwipe und Newswipe ebenfalls mehrere Staffeln spendiert bekommen haben, könnte dies auch für Gameswipe der Fall sein. Wünschenswert wäre es. Oh, und liebe öffentlich-rechtliche in Deutschland: Ich fände es nett, wenn ihr mal meine GEZ-Gebühren statt an das Musikantenstadtl vielleicht so investiert, dass Gameswipe entweder nach Deutschland kommt oder ihr ein eigenes Format entwickelt, das sich mal mit Videospielen ORDENTLICH beschäftigt.Evil

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