Mafia

(Artikel)
Rian Voß, 08. September 2009

Mafia

Qualität aus Bella Italia

Tortellini. Bolognese. Lasagne. Ravioli. Mafiosi. Während man über all diese italienischen Spezialitäten sagen kann, dass es sie in Videospielen viel zu wenig gibt, macht es mich doch vor allem bei Letzterem traurig. Der Pate hat's zwar versucht, aber, äh... Nee. Der einzige richtige sizilianische Familiensimulator ist und bleibt für mich bis heute Mafia. Und jetzt hört zu, ich mache euch ein Angebot. Und zwar das Angebot, dass ich im gesamten Artikel dieses eine stereotype Zitat nicht bringen werde. Und das könnt ihr nicht ausschlagen.


So viele Anzeigen?! Ja, und auf alle muss man achten. Kein Auto mit leeren Tank klauen!
Man beginnt die Geschichte im Jahr 1938. Thomas Angelo, einer der größten Handlanger und Henker unter dem berüchtigten, wenn auch fiktiven, Don Salieri, trifft sich mit einem Polizisten in einem Diner. Er möchte aussteigen. Acht Jahre lang hat er für den Paten gearbeitet, Dinge getan, auf die er nicht stolz ist, und nun muss er Anonymität gewinnen, bevor er ausgeschaltet wird. Das tut er nicht nur für sich, sondern auch für seine Familie. Also legt er dem Bullen haarklein dar, was für Dinger er und seine engsten Arbeitskollegen (und Freunde) so gedreht haben, und wie er überhaupt vollkommen unfreiwillig in die Sache reingerutscht ist. Also wird der Spieler zurück ins Jahr 1930 geschickt, wo Tommy, der Taxifahrer, von zwei verfolgt werdenden Gangstern mit vorgehaltener Kanone dazu gezwungen wird, vor den bewaffneten Verfolgern reißaus zu nehmen.


So begann der erste blutige Auftrag...

Bei den ersten Missionen, die hauptsächlich aus simplen Autofahrten bestehen, kommt auch gleich der Open World-Aspekt zur Geltung, der zum ersten mal von einem anderen Spiel als einem Ableger der GTA-Reihe verwendet und deswegen auch kontinuierlich damit verglichen wurde. Dabei merkt man jedoch schnell, dass da herbe Unterschiede herrschen: Während GTA auf die frei begehbare Welt und die Zerstörung, die man darin anrichten kann, offenkundig baut, dient die Stadt Lost Heaven in Mafia in erster Linie der Atmosphäre. Das merkt man alleine schon am Realismusgrad, der dem Spieler aufgezwungen wird: Autounfälle kosten dem Tommy und seinen Mitfahrern viel Energie und häufig das Leben, auf Schadensmodell und Fahrverhalten der verschiedenen Boliden wurde übermäßig wert gelegt. Das Polizeiaufgebot ist nichts, womit sich spaßen lässt: Fährt man schon über dem Tempolimit und wird von einer Streife erwischt, sollte man lieber aussteigen und das Ticket bezahlen, sonst verwandelt sich das lächerlich aussehende Stück Papier am oberen Bildschirmrand ganz schnell in ein Paar Handschellen - jede laufende Mission wäre mit einer Inhaftierung sofort gescheitert. Genau so wie jeder Menschen verletzende Unfall oder sogar allein das Herumlaufen mit gezückten Waffen sofort die blauen Uniformen auf den Plan ruft. Nun denkt man sich vielleicht: "Ach ja, den fahre ich einfach davon, ha-hah!" Nix da. Wir befinden uns hier in den Dreißigern, wo das Verbrechen herrscht. Die Cops wissen, wie man mit Fahrerfluchten umgeht - einer Polizistenkarre kann man vielleicht noch so entkommen, aber zwei rammen einen innerhalb von Sekunden in die Wand und diese Oldtimer-Vehikel springen nun bei weitem nicht schnell genug von 0 auf 100, um nach einem totalen Stopp eine Blitz-Flucht auf vier Rädern nicht total lächerlich unmöglich aussehen lassen.


Die Grafik, die Grafik!
Im Realismus-Bereich lässt auch das Schießen und Geschossenwerden nichts zu wünschen übrig: Verletzungen tun richtig, richtig dolle weh! Wer bei einem hitzigen Feuergefecht nicht ständig in Deckung bleibt und ausschließlich herauskommt, wenn dem Gegner die Munition gerade ausgeht (Stichwort "Schüsse zählen"), der befindet sich schneller bei seinen Ahnen als einem lieb ist. Und wer von Half-Life einen nervösen Nachladefinger hat, der kommt schneller in eine Munitionsflaute als... naja, das ist einem halt auch nicht so lieb! Wenn in einem Magazin beim Nachladen schließlich noch drei Schuss drin sind, dann hat man im Kampf nicht eben genug Zeit, um die Kugeln da herauszupulen und für schlechte Zeiten aufzubewahren - die sind dann halt weg! Da muss man sich ganz genau überlegen, wann man sich so eine Bleiverschwendung erlauben darf. Zuzüglich sind die Gegner ziemlich schlau, wenn sie nicht gerade aufgrund eines Bugs dumm rumstehen und nicht bemerken, wie ihnen jemand in den Hals schießt. Normalerweise gehen sie nämlich gerne vollständig in Deckung und verstecken sich in Räumen, die man für leergeräumt hält, auch mal hinter Türen und schießen einem mit ihren etwa zehn authentischen Waffen in den Rücken! Umschauen heißt da die Devise!

Ihr könnt meinen Ausführungen daher bestimmt schon entnehmen, dass das Spiel verflucht schwer ist. Das ist es auch! Missionen können zum Teil sehr lang sein und es gibt nur ein Checkpoint-System mit Profi-Allüren, welches nur mehr oder weniger an Ladebildschirmen eine Speicherung vorsieht. Außerdem ist da keine Schwierigkeitsgradauswahl, es heißt "Friss oder stirb!".

Zum Glück sind die Auftrage oft recht abwechslungsreich (wobei sich meistens nur Autofahrt mit Leute-Killen abwechselt), allerdings sind Atmosphäre und Setting bei jedem Mal solch eine neue Meisterleistung und die Zwischensequenzen so eine Augenweide (schon die Gesichter waren zu der Zeit "photorealistisch"), dass man dafür auch hin und wieder eine zwanzigminütige Wiederholung eines Missionsblocks in Kauf nehmen kann. Vor allem die Stimme des Don hat es mir angetan, allein um die zu hören würde ich über Leichen gehen! Tu ich ja auch, virtuell. Auf jeden Fall bleibt das Gefühl des Belohntwerden nach einem schwierigen Arbeitstag in Toms Leben nicht aus.

Und wenn ich so die neuesten Trailer zu Mafia 2 sehe, dann bin ich mir fast schon sicher, dass alles, was den ersten Teil gut gemacht hat, auch im Nachfolger enthalten sein wird: Eine dicke Atmosphäre, Realismus und eine Mission, in der man Autos kaputtmachen darf. Gnihihi. Rian

Kommentare

Ben
08. September 2009 um 12:45 Uhr (#1)
Da bekomm ich Lust, mich doch auch nochmal vor Mafia zu setzen! Wenn es nur nicht so kackschwer wäre...
Bronko
08. September 2009 um 23:54 Uhr (#2)
das neue mafia 2 muss!! ist bestimmt das krasseste gangsterspiel
Gast
20. April 2024 um 05:23 Uhr
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