Dragon Age: Origins

(Artikel)
Rian Voß, 25. August 2009

Dragon Age: Origins

Decisions, decisions...

Entscheidungen in Videospielen sind immer eine schwere Sache. Die meisten haben seit geraumer Zeit einen simplen Mittelweg zwischen komplexen Wahlmöglichkeiten und Linearität eingeschlagen, indem ein häufig dreistufiges Gesinnungssystem etabliert wurde - man ist entweder der böse Kerl, der Kinder und Hunde tritt, der notorische Gutmensch, der die bösen Kinder- und Hundetreter dingfest macht, oder ein Söldner, dem alles scheißegal ist, solange er nur genug Kohle bekommt, um diese nervigen Extremisten kalt zu machen.


Eine Ogerfaust ist kein guter Ort zum Rasten.
Dragon Age: Origins möchte da andere Wege gehen: Es gibt keine Gesinnung, die als abstrakte Leiste irgendwo in einem Menü rumbaumelt und einem anzeigt, wie viel kilonazi Bosheit man denn jetzt schon angesammelt hat. Stattdessen wird jede noch so kleine Entscheidung Auswirkungen auf den Spielverlauf, das Ende oder sogar darüber hinaus haben. Beim EA-Stand trafen wir die Entwickler von Bioware, die uns die Tragweite von Entscheidungen präsentierten.


Ich glaube inzwischen, dass jeder Zweite nur Dragon Age kaufen wird, um mit der sexy Morrigan anzubandeln...
Das augenblickliche Hauptquest der Gruppe ist es, die sagenumwobenen, sterblichen Asche-Überreste des Ober-Heiligen des Landes zu finden, um mit diesem Wundermittel die Krankheit eines Königs zu heilen, mit dem wir uns verbünden wollen. Und mit oberheilig meine ich Super-Sayajin-6 auf der Dragonball-Skala. Also viel heiliger wird's nicht mehr. Wir betreten sodann den Altarsaal, zu dem uns irgendein Akademiker gebracht hat, und ein Tempelwächter kommt vorbei, gratuliert uns zum Bestehen der Prüfungen, schüttelt uns die Hand und überreicht uns eine Urkunde. Nur dass nicht. Schnurstracks gehen wir auf die Urne zu, wo zwei unserer drei Party-Mitglieder (alles Frauen und der Spielecharaktere der einzige Mann. Was für ein Pimp!) auch gleich einen Religasmus bekommen, während die Waldhexe Morrigan nicht angeödeter sein könnte. Nun haben wir mehrere Auswahlmöglichkeiten: Die Asche müssen wir nehmen, so oder so. Wir können aber zusätzlich noch das Bisschen Staub durch Drachenblut lustig entweihen und unbrauchbar machen. Das wirkt jetzt auf den ersten Blick ziemlich mies, weil die Asche das Ur-Relikt aller Orden darstellt, aber kann man so eine tickende Zeitbombe der Massenvernichtung guten Gewissens hier so rumstehen lassen? Natürlich nicht! Also, Blut drauf und gu--- Aber unsere fanatischeren Teammitglieder fanden das jetzt nicht so ulkig. Mit denen lässt sich leider auch nicht viel reden. Ein anders geskillter Charakter mit einer anderen Herkunft hätte sie da vielleicht noch beschwatzen können, aber in diesem Szenario hat man keine andere Wahl als seine Verbündeten zu töten. Was wir dann auch machen. Was muss, das muss. Und der Akademiker muss auch weg, der kommt nämlich auf die tolle Idee, Pilgerfahrten zur Urne machen zu lassen, wahrscheinlich noch mit Eintritt. Trink dein Blut, du dreckiges Kalvinistenschwein!

Natürlich bleiben diese Charaktere dann auch für immer tot, genau wie Aeris in Final Fantasy 7, wo plötzlich niemand mehr wusste, wie man eine Phönixfeder bedient. Sämtliche Sidequests mit diesen Figuren sind für diesen Durchgang verloren, allerdings haben sich durch ihren Tod eventuell neue Quests geöffnet. Ein heranpreschender Verliebter, dessen Ische man grade abgemurkst hat? Möglich. Genauer wollten die Herren des Rollespielemachens nicht drauf eingehen.


...Oder mit dieser aufreizenden Dame. Kann man nicht sowieso mit allem Sex haben, was nicht bei drei auf den Bäumen ist? Mit den Wölfen im Hintergrund? Auch mit der Frau im Header?
Eine andere Möglichkeit ist es, die Urne weiterhin voller Heiligkeit stehen zu lassen. Am Ausgang kommt einem dann der Akademiker entgegen und plant schon mal den Urnen-Freizeitpark. Das lassen wir dieses Mal durchgehen. Welche Auswirkungen unsere Handlungen jetzt allerdings genau haben werden, ist nach wie vor ein wenig vage. Wünschenswert wäre es ja, wenn die Leute, die die Urne stehen gelassen haben und Pilgerfahrten zuließen, durch ihre Naivität einmal richtig doll auf's Maul bekämen, indem die Feinde die Asche ausfindig machen und so ihre Armee stärken. Das ist aber bis jetzt noch nicht so, sondern die Sache mit der heiligen Superwaffe kommt nur als Textabschnitt im Epilog vor. Mich persönlich stört das zwar nicht, aber manche Leute könnten sich ein bisschen veralbert vorkommen, wenn da schon so ein großes Aufhebens drum gemacht wird.


Die Grafik ist leider nicht so der Hammer, ist allerdings bei einem richtigen Rollenspiel auch fast so unwichtig wie bei einem Text-Adventure.
Man sollte allerdings einsehen, dass Konsequenzen, wie auch im echten Leben, einen nicht immer umgehend erwischen. Nur die kleinen Dinge bestraft Gott sofort! Manchmal muss man halt etwas warten, etwa bis zur FORTSETZUNG. *zwinker zwinker* Unser guter Freund bei der Bioware-PR, Erik Einsiedel, hat da sehr euphorisch gewirkt, auch auf meine Hinweise hin, dass es für Spieler bei solchen Games wichtig ist, nicht das Gefühl zu haben, um Inhaltsmenge beschissen zu werden, nur weil man sich für irgendwas entschieden hat, dessen Resultate man nicht absehen konnte. Wäre irgendwie kacke, wenn ich ganz viele Sidequests verlöre, weil ich meine ganzen Partymember aus gerechtfertigten Gründen abmurkse (ihre Kleidung passt nicht zu meinem Teint) und dann dafür nichts Brauchbares als Ersatz bekäme. Und fies wie ich bin hoffe ich, dass ihr bei dem Bild mit der grünen, nackten Frau nach oben gescrollt habt, um euch die Libido zu verderben. Hrhrhr. Rian

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