Killer spielen

(Artikel)
Benjamin Strobel, 09. September 2008

Killer spielen

(Mal wieder)

Nach einer unfreiwilligen Pause, die Arbeit und meinem löchrigen Gedächtnis zu verdanken ist, melde ich mich zurück. Was sich auch mal wieder zurück meldet ist das Thema Killerspiele. Zwar nur in Bayern, hat also nichts mit der deutschen Medienlandschaft zu tun, aber... warum? Anscheinend braucht die CSU mal wieder ein Thema mit dem sie sich wichtig machen können. Die Zeit hat ein Interview mit dem bayrischen Innenminister geführt. Schaut euch auch mal an, wie gut sie der Herr Herrmann informiert hat:

ZEIT ONLINE: Herr Herrmann, welche "Killerspiele" haben Sie gespielt, um zu der Überzeugung zu gelangen, dass diese verboten werden müssen?

Joachim Herrmann: Ich spiele sie selbst nicht, aber ich habe sie mir intensiv angeschaut. Ich bin erschrocken, wie der Spieler zu brutaler Gewalt animiert wird. Er wird ja selbst sozusagen zum Schwerkriminellen und bringt andere um, um zu Geld zu kommen oder um Punkte zu sammeln. Je grausamer der Mord, umso höher die Punktzahl. Das brauchen wir nicht. Solche Spiele sind unerträglich.

Wie heißt das Spiel noch gleich, in dem man für grausame Morde Extrapunkte bekommt? Na, die Info hat der Herr doch von Frontal 24 bezogen. Außerdem: "Intensiv angeschaut"... -> O_O -> Profi.

ZEIT ONLINE: Sie sprechen offenbar von der Spiele-Serie Grand Theft Auto. Der aktuelle Teil ist ab 18 Jahren freigegeben. Warum sollen Erwachsene nicht solche Spiele spielen dürfen?

Herrmann: Ich kann von einem Kinobetreiber erwarten, dass er tatsächlich nur 18-Jährige ins Kino lässt. Wenn es aber um Computerspiele geht, ist das anders. Wenn ein 18-Jähriger ein Spiel in der Hand hat, gibt er es am nächsten Tag an 17-, 16- und 15-Jährige weiter. Ich glaube nicht, dass es in unserer freiheitlichen Gesellschaft einen Anspruch auf solche Computerspiele gibt. Der Schutz der Kinder und Jugendlichen muss Vorrang haben. Es geht ja nicht um das Spielen allein. Es gibt zahlreiche Untersuchungen, die eindeutig belegen: Je intensiver sich Jugendliche mit solchen Spielen beschäftigen, desto größer ist die Gefahr, dass sie das auch in der Realität nachahmen.

Ahja, und DVDs ab 18 können 18-Jährige nicht an ihre kleineren Geschwister weitergeben, wei~~~~l... der Film nur mit dem Fingerabdruck des Käufers gesehen werden kann! Klar, hatte ich vergessen.

ZEIT ONLINE: Medienforscher sind sich in der Frage aber noch immer nicht einig. Das Problem ist doch nicht, dass es solche Spiele gibt, sondern dass Kinder sie trotz der deutschen Altersbeschränkung bekommen.

Herrmann: Das ist eines der Probleme. Aber je größer die Gefahr ist, dass solche Spiele auch in die Hände von Kindern und Jugendlichen kommen, desto stärker muss der Staat eingreifen. Es ist ja auch für alle verboten, die Verbrechen des Nationalsozialisten zu verharmlosen.

...bitte was? Vergleicht der jetzt Videospieler mit Holocaustverleugnern?

ZEIT ONLINE: Die Indizierung, die es heute gibt, kommt doch schon einem Verbot gleich. Indizierte Spiele dürfen zum Beispiel nicht beworben werden.

Herrmann: Das ist zu wenig. Spiele, die brutale Gewalt verherrlichen, müssen im Strafgesetzbuch generell verboten werden.

Und die Betreiber von Videotheken (oder "Killerspiele-Dojos") gehören in Hessen exekutiert, jawohl!

ZEIT ONLINE: Das Strafgesetzbuch verbietet Gewaltverherrlichung bereits. Ein bayrischer Entwurf für einen neuen Paragrafen fand keine Zustimmung im Bundestag. Auch nach sechs Jahren Diskussion wurde nur das Jugendschutzgesetz geändert, und manche sagen, es sei damit nicht einmal verschärft worden. Meinen Sie wirklich, dass ein Verbot möglich ist?

Herrmann: Wir werden da nicht locker lassen, wir wollen diese Diskussion weiterführen. Mit den völlig unzureichenden Änderungen des Jugendschutzgesetzes ist das für uns nicht abgeschlossen.

ZEIT ONLINE: Die Spieleindustrie würde ein Verbot verfassungswidrig nennen.

Herrmann: Ich hoffe da sehr auf einen Meinungswandel. Es gibt heute schon Hersteller, die sich von dem gesamten Gewaltbereich verabschieden. Die wollen intelligente Spiele machen, Bildungsspiele, und noch ganz andere, spannende Geschichten.

Zum Beispiel Nintendo und... ach ne, die waren ja noch nie brutal, öh... Aber klar! Die Spieleindustrie wird über kurz oder lang so einem Gesetzesentwurf zustimmen. Wer will schon Geld verdienen? Ist doch bei Hartz IV überhaupt nicht mehr nötig!

ZEIT ONLINE: Aber eine Reihe von Herstellern verdient ihr Geld eben mit gewalthaltigen Spielen.

Herrmann: Da gibt es massiven Druck von Herstellern aus den USA. Aber wir haben auch nicht von ungefähr ein anderes Waffenrecht als Amerika, bei uns darf nicht jeder nach Belieben mit einer Schusswaffe durch die Gegend laufen. Wir dürfen bestimmte Fehlentwicklungen der amerikanischen Gesellschaft bei uns gar nicht erst Platz greifen lassen.

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Bei solchen Leuten sollte man aber eine andere Entwicklung der amerikanischen Gesellschaft greifen lassen. Zum Beispiel die Demokratie. Etwa im Sinne von Verbannung durch Massenvotum oder so.

Aber wenigstens steht nicht seine ganze Partei hinter ihm. Aus der Partei selbst kam auch der Spruch, dass das erneute Aufgreifen dieses Themas ein schlechter bayrischer Running Gag in Wahlkampfzeiten sei.

Auch Ihr, Jozu

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