Gunvalkyrie

(Artikel)
Rian Voß, 15. Oktober 2008

Gunvalkyrie

Break your thumbs, yo!

Da ich ja erwiesenermaßen Sega-Fan bin, schmeiße ich mich natürlich mit Wonne Spielen meiner Lieblingsstudios unter der blauen Fuchtel entgegen. Darunter etwa so schöne Teams wie AM2, From Software oder neuerdings auch Platinum Games. Einen kleinen Extraplatz in meinem Herzen haben sich da zusätzlich noch die Recken von Smilebit erkämpft, die mit Spielen wie Jet Set Radio Future, Panzer Dragoon Orta und GunValkyrie ein erstaunlich qualitatives Aufgebot für die alte Xbox geliefert haben. Und der letzte Titel in der Liste soll einmal Thema der heutigen Stunde sein.

Wie es mein frühes, naives Schreiberleben so wollte, war auch ich einmal ein Sklave der berüchtigten Opferzone, die einen mit mickrigen Preisen für horrende Arbeit über's Ohr haut. Zu der Zeit habe ich ein mehr schlecht als rechtes Review zum ziemlich coolen Alternate-Reality-Third-Person-Sci-Fi-Shooter gemacht. Aber hey - ich war jung und dachte, ich würde das Geld bekommen. Wobei das Fazit immer noch ziemlich ordentlich ist:

Gun Valkyrie zeigt mal wieder sehr schön, dass Smilebit und Sega auf irreale Szenarien stehen. Mir gefällt´s. Soundtechnisch ist GV obere Mittelklasse. Es gibt nur wenig unterschiedliche Musik, aber die ist schön eingängig und originell. Grafisch ist Gun Valkyrie sehr gut. Die (meistens Außen-)Level sind phantastisch und abwechslungsreich, die Gegner genauso häßlich wie gefährlich. Aber das ist natürlich Absicht.

Einziges Manko an GV ist die Steuerung, bei ich mir nicht nur einmal einen Finger verrenkte. Nach einiger Zeit kann man die Steuerung zwar, aber sie bleibt schwer. Auch ist der Schwierigkeitsgrad fast unschaffbar schwierig. Meist umrunden einen zig Insekten mit einem Mal, sofort töten kann man sie nicht, die schlechte Steuerung tut den Rest. Energie und Treibstoff sind rar über die Level gesät und dienen eigentlich nur einem kleinen Todes-Aufschub. Am besten, man läßt sich erst gar nicht treffen, dann bekommt man auch mehr Geld, welches man für bessere Sachen im Shop ausgeben kann.


Als Ein-Mann/Frau-Soldaten-Spezialeinheit wird man auf den Kolonieplaneten Tir Na Nog geschickt, der irgendwann so zur Jahrhundertwende des zwanzigsten Jahrhundert besiedelt wurde und auf dem merkwürdige Dinge passieren. Kontakte zu Basen reißen ab und eine beunruhigende Funkstille ist das Einzige, was das Hauptquartier zu hören bekommt. Zeitgleich wird der führende Wissenschaftler der Weltgeschichte, Dr. Hebble Gates - der Erfinder und Vorantreiber der Hebble-Technologie, die aufgrund des Eintritts des Halleyschen Kometen in die Erdatmosphäre für explosionsartige Forschungsfortschritte in Gebieten von der Atomtechnik bis zur Entschlüsselung der menschlichen DNA sorgte -, vermisst. Parallelen zwischen diesen beiden Ereignissen werden erst gezogen, als klar wurde, dass sich alle Siedler von Tir Na Nog in Monster verwandelt haben. Da hat wohl jemand an ihrem Gen-Code rumgefummelt und, wie man sich denken kann, war das kein Geringerer als Jesus H. Hebble selbst. Vertrackt.

Naja, zum Glück gibt's ja noch Halleys Jünger, die Soldaten der GunValkyrie, die mit mächtigen Kanonen ganze Monsterbrigaden auslöschen können. Die Leute in dem Verein haben schließlich Jet Packs und wann war jemand mit einem Jet Pack schon mal nicht über-awesome? Na? Genau. Nie.

Man macht also eigentlich nicht viel mehr als durch Levels laufen, Monster zu killen, Missionsziele, die vom typischen "Töte alles!" oder "Töte den Endgegner!" bis zu netten Abwechslungen wie "Fliehe!" oder "Gelange zum Ende des Levels!" reichen, erfüllen, dann noch die bereits erwähnten, häufig ziemlich schwabbeligen Bossgegner besiegen und Halley-Kerne einsammeln, die dazu beitragen, dass Kellys Rüstung von Zeit zu Zeit in einer Sailor Moon-artigen Sequenz upgegraded wird. Insgesamt nichts Dolles, aber die Stimmung ist da, vor allem wenn man durch steril-bizarre Basen oder Sümpfe tobt, die mich irgendwie an Metroid Prime erinnern. Und dabei habe ich das noch nicht einmal gespielt!

Sehr genial sind, wenn ich mal gegen mein altes Review angehe, die Steuerung und der Sound. Ich will da natürlich keine falsche Hoffnung machen: Die Steuerung ist knüppelhart! Also echt mal so richtig wurstig kack-schwer. Da muss man sich erst mal ein paar Tage an den Kopf fassen und sich fragen, was sich diese Spinner dabei gedacht haben, die verschiedenen Boost-Sequenzen auf den linken Thumb-Button zu packen. Das funktioniert im Spiel so, dass man, wenn man quasi nach links strafen will, den Stick nach links einschlägt und dann klickt. Und dasselbe gilt für den Front-Boost, den Back-Boost und natürlich den Right-Boost. In Kombination mit einem Klick auf den rechten Thumb-Stick zusammen mit einer der vier Ausrichtung, was für einen 90°- oder 180°-Dreher sorgt, lassen sich damit zwar einige beeindruckende Air-Combos herzaubern, was auch durch eine Combo-Anzeige und daraus resultierende Power-Aufpowerung belohnt wird, aber, kacke:

DAS TUT VERDAMMT WEH, VERFLUCHTE SCHEIßE VERDAMMT!

Meine Daumen sind ja heutzutage einiges gewohnt, aber ein paar Jahre zurück lag ich da echt mit gebrochenen Fingern im Dreck und konnte nichts mehr! Nicht mehr schreiben, nicht mehr essen, nicht mehr Daumencatchen! Und ich bin der verdammte Daumencatch-Regionalmeister! Meine Daumen werden nicht gebrochen, die BRECHEN! Dich! Und deine Mudda! Ich musste mich in der Schule krankmelden, weil ich solche Daumenschmerzen hatte! Wir mussten bei den Kraftwerken anrufen und unsere Wasserleitung ummelden! Haben einen Deal mit den Krankenhäusern gemacht, so dass wir frisches Morphin zapfen konnten! GAH!

Aber wenn man erst einmal den Schmerz überwunden hat, dann ist die Steuerung eigentlich ziemlich gelungen. Man muss nur mal wieder einen Doktor in Segalogie ablegen, sprich: Extrem lange Lernzeit, dafür ein gutes Gefühl, wenn man's beherrscht. Hat sowas von einem Skill-Meister-Gefühl. Das ist genau so wie bei Otogi, aber dazu ein andernmal was.

Was ich ebenfalls korrigieren möchte, ist meine Wertung über den Sound: Der Geräuschkulisse, aber vor allem die Musik, die von trashig bis beklemmend-mysteriös geht, ist verdammt noch mal genial. Alleine wegen der Spielzeuguhrenklänge in Naglfars Grube, die ich bis zum heutigen Tage nicht in mp3-Form finden konnte und mich deshalb in den totalen Wahnsinn treibt, weil die unbedingt in meine Favoritensammlung muss, bekommt der Sound eine 1. Echt Sahne.

Insgesamt ein grundsolides Spiel für den corigen Gamer, wenn man Freude an einer Gameplay-Mischung aus Metroid Prime und Earth Defense Force 2017 hat und nicht davor zurückschreckt, sich die Daumen schienen zu müssen. Rian

Kommentare

Bisher hat dieser Artikel keine Kommentare. Sei der erste, der einen Kommentar veröffentlicht!
Gast
29. März 2024 um 12:37 Uhr
GASTNAME
E-MAIL (nicht öffentlich)
      
SICHERHEITSFRAGE
Mit wie vielen "d" schreibt sich "dailydpad"?
ANTWORT

Themen

Review
Sparte - Wenn es nicht bei drei auf dem Baum ist, testen wir es.

Gefällt dir unser Artikel?

Ähnliche Artikel