Nex & Rian in:

(Artikel)
Rian Voß, 05. September 2008

Nex & Rian in:

Besuch des Todesengels

Da waren wir also für verschiedene Videospielepräsentationen bei Electronic Arts eingeladen und wurden relativ herzlich von einem EA-schen Pressemann in der hochdekadenten Presselounge +1, also im ersten Stockwerk des Business-Centers (die dachten sich wohl, dass niemandem ihre Teufeleien auffallen, wenn sie sich näher an den Himmel verfrachten! HAH!), empfangen. Das fanden wir schon einmal sehr verdächtig, denn nachdem wir schamlos über FIFAs läppischen, jährlichen Cover-Austausch berichteten und EA Sodom & Gomorrha oder den Vier Apokalyptischen Reitern verglichen, dachten wir eigentlich, man würde uns bereits in der Nähe des B-Centers auf Sicht erschießen. Hm...

Da waren wir also in der weißen (war klar, oder?) Lounge, bekamen belegte Brötchen und Getränke angeboten, die wir aus Angst vor Giftanschlägen natürlich ablehnten, und schlichen uns in den engen Gängen zwischen den Präsentationsräumen an den wunderschönen, lüsternen Succubi vorbei, von denen jedes gewisperte Versprechen himmlisch klang, doch für unsere fein eingestellten Sinne höllisch stank. So schlugen wir uns durch Spielevorstellungen der armen, versklavten Entwickler (eines Tages werden wir euch befreien!) und hingen mit dem Dance-Man von Boogey ab. Wir wollten uns grade verabschieden, da wir alles gesehen hatten, was wir brauchten, als ein grauenvoller Ton durch die Lautsprecher schnarrte und eine liebliche Telefon-Kundenservice-Dame-Stimme sprach:

"Das Daily DPad bitte in Empfangsraum 15 zur Geschenkübergabe."

Meine Nackenhaare sagten mir, dass das gefährlich nach einer Falle klang und wir uns so schnell wie möglich verdünnisieren sollten - wenn es sein muss unter der Zunahme von Geiseln. Aber das diabolische EA hatte bereits unseren einzigen Schwachpunkt ausgemacht: Freebies. Für meinen Dragon Age-USB-Stick würden andere Leute töten - und ich sie für den Versuch. Also humpelten wir wie hirnlose Zombies in Richtung Empfangsraum, während die Succubi - deren Raubtierzähne man beim Lächeln aufblitzen sehen konnte! - uns links und rechts den Weg zeigten, so dass wir von menschlich anmutenden Mauern in eine Richtung gedrängt wurden.

Bevor wir in den Raum eintraten, sollten wir an der Tür klopfen. Und was das für eine Tür war: Doppelt und aus schwerem Ebenholz, hoch wie Thomas und mit Runen beschlagen, die irgendwie nicht so wirkten, als würden sie das Böse abwehren. Unter dem Türspalt trat natürlich Rauch hervor. Als Nex grade anklopfen wollte, klackte das Schloss und die Tür schwang von alleine auf. Davon war ich so erstaunt, dass ich glatt meinen Gedanken vergaß, dass so eine dicke Holztür an einer weißen Sperrholzwand ziemlich scheiße aussieht. Sofort nachdem die Tür ein paar Zentimeter geöffnet war, kam uns ein Heuschreckenschwarm entgegengeflogen, der mit seinem kreischenden Geschrei unsere Ohren betäubte. Wir hielten die Augen geschlossen und vermieden es zu sprechen und nach bestem Willen versuchten wir nicht in Panik auszubrechen. Der Ansturm an Ungeziefer wollte gar nicht abreißen, da entschieden wir uns, hineinzugehen. Langsam, wie bei einem Sandsturm, setzten wir einen Fuß vor den anderen und kämpften uns unseren Weg in das Zimmer - entgegen besseren Wissens und meines stechenden Gefühls in der Magengegend. Nex meinte später, er hätte das auch gehabt, aber ich glaube, er hatte nur eine Heuschrecke verschluckt.

Nach ein paar Schritten in die Dunkelheit hinein schloss die Tür hinter uns mit einem lauten Knall und die Heuschrecken verschwanden. Wir wagten es nicht, ein Wort zu sprechen, da wir nicht wussten, was für Kreaturen wir in den Schatten auf uns aufmerksam machen würden. So verbrachten wir einige Minuten stumm und wie gelähmt an derselben Stelle. Grade, als sich meine Augen an die Finsternis gewöhnen wollten und eine hellere Stelle vor uns ausmachten, sprang ein Schalter um. Helles, künstlich-weißes Flutlicht durchgleißte den Raum und blendete uns. Während wir uns schmerzlich die Augen hielten, tönte eine Stimme durch den Raum:

"Ich habe gehört, dass ihr über uns geschrieben habt."

Ein Zucken fuhr durch meine Glieder: Ich kannte diese Stimme. Ich hatte sie vor Kurzem erst gehört. Aber... das konnte doch eigentlich gar nicht sein...
Mit Mühe erhob ich meinen Kopf und mit jedem Blinzeln konnte ich immer mehr ausmachen, was da vor uns lag: Ein Schreibtisch von der Bauart wie sie eigentlich nur Präsidenten im Weißen Haus zusteht. So ein Gerät, das das ganze Zimmer einnimmt, unendlich viel Raum für alle möglichen Geheimnisse bietet und selbst dann nicht zerschrotet, wenn man mit einer Feueraxt mehrmals auf die breiten, verstärkten Holzplatten schlug. Und an dieser königlichen Schreibunterlage saß... ich mochte es kaum glauben: Peter Moore!

Ganz verblüfft davon, dass er anscheinend perfekt Deutsch sprach - wahrscheinlich eine seiner dunklen Kräfte, die er bei Übertritt zu seinem neuen Meister empfing - brachte ich kein Wort heraus. Inzwischen waren unsere Augen ans Licht gewöhnt und Nex und ich konnten aufrecht stehen. Da sprach Moore weiter: "Dieses Magazin, dieses... DPad..." Er hielt einige Zettel vor sein Gesicht, auf dem er sich anscheinend das Pad hat ausdrucken lassen. Ich rümpfte eine Augenbraue. "...Ihr vergleicht uns mit dem Teufel, Todsünden, Unheil und Verderben. Zuerst haben wir das noch gnädig übergangen, weil ihr kaum jemanden mit euren Worten erreicht habt, aber jetzt seid ihr so unverschämt und bucht euch Termine mit uns? Da frage ich mich doch: Seid ihr unbeschreiblich mutig oder unbeschreiblich dumm?"

Nex und ich sahen uns an und wollten eigentlich "beides" sagen, aber irgendwie war die Situation noch zu unglaublich für derlei witzige Wahrheiten wie sie das DPad immer utilisiert. Moore stand an seinem Tisch auf: "Nun, das wird in Zukunft ja kein Problem mehr sein. Lebt wohl, Nex und Rian!"

Er drückte einen roten Knopf an seinem Tisch und dieser verschwand samt Moore im Boden, über denen sich dann eine Klappe schloss. So standen wir alleine für einen Moment in dem weißen, leeren Raum. Nur wenige Sekunden später brach dann plötzlich ein Zischen los und grünliches Gas schoss aus kleinen Düsen in der Wand. Es füllte langsam und sichtbar den gesamten Raum und wir dachten uns noch: Es war wirklich dämlich, zu EA zu gehen... Rian

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