Far Cry 6 Review
Far Cry 6 Review
Knarren, Zigarren und Revolution
Far Cry hat uns allerhand Orte gezeigt: den Pazifik, das Himalaya-Gebirge und das dünn besiedelte Montana in den USA. In Far Cry 6 verschlägt es uns in die Karibik, auf die Kuba-inspirierte Insel Yara. Alles andere bleibt weitgehend gleich: wir schießen uns den Weg frei, fahren, segeln oder fliegen durch die offene Spielwelt und erobern neue Flecken auf der bisher größten Landkarte der Reihe. Aber reicht das - oder braucht die Reihe eine Revolution?
Revolution mit Persönlichkeit
Gebeutelt von Aufständen, Handelsembargos und zunehmender Abschottung nach außen befindet Yara sich im wirtschaftlichen Niedergang. El Presidente, Anton Castillo, macht die vermeintliche Entdeckung eines Medikaments gegen Krebs und möchte Yara mit dem Verkauf seines Wundermittels in ein wirtschaftliches Paradies verwandeln. Da wäre nur ein Haken: für die Herstellung werden Toxine über dem Tabak versprüht, Sklaven müssen ihn ernten und die Droge wird im unfreiwilligen Menschenversuch getestet. Als die ersten Einwohner aufbegehren, verwandelt Castillo das Land in eine Diktatur und setzt seine Vision mit Gewalt gegen die Bevölkerung durch. Die politische Dimension der Geschichte wird zum Start des Spiels sehr gut gesetzt, allerdings wird ihre Tragweite im Spielverlauf nicht wirklich eingelöst.
"Wir brauchen eine Revolution", heißt es von den Figuren im Spiel. Und da sind wir, Dani, ein Weisenkind, das nichts zu verlieren, aber viel zu gewinnen hat. Wir sind der Mann oder die Frau - das können wir uns aussuchen - für den Job. Anders als in den meisten Vorgängern sind wir in Yara eine Eingeborene, ein Kind des Landes, das wir befreien wollen, und kein weißer Actionheld, der aus den USA eingeflogen wird, um die Welt zu retten. Vermutlich hatte kein Protagonist in Far Cry je so viel Persönlichkeit wie Dani - und sogar ein paar Meter Charakterentwicklung dürfen wir mit ihm oder ihr noch gehen.
Anschnallen in der Action-Achterbahn
Der Rest von Far Cry 6 läuft in den üblichen Bahnen. Achterbahnen, möchte man sagen, wenn man die actionreiche und turbulente Kampagne des Spiels betrachtet: Stützpunkte sprengen, Basen einnehmen, Ziele eliminieren und - ein Klassiker - ganze Felder mit dem Flammenwerfer in Asche verwandeln, Soldaten inklusive. Es ist eine Achterbahn, die uns in den besten Momenten immer noch das Adrenalin durch den Körper befördern kann, aber sie ist auch erwartbar und altbekannt. Denn es sind dieselben Kurven, steilen Hänge und Loopings, durch die wir seit Far Cry 3 geschossen werden und nach vierten Runde setzt die Gewöhnung ein.
Dabei hat mir auch nicht geholfen, dass Yara die bisher größte Open World eines Far Cry ist. Sie ist unbestreitbar wunderschön - ich habe auf der Xbox Series X gespielt und mich in so manchen Sandstrand mit seinen Palmen und der kleinen Hütte mit Steg verliebt. Wer sich gern in diesen Welten verliert, wird in Far Cry 6 viel zu sehen bekommen und kann durch zahlreiche Landschaften streichen. Allerdings hat die Größe mittlerweile einen Punkt überschritten, der praktisch für die Quest-Abläufe dieser Spiele sind. Natürlich muss man regelmäßig in den Lagern vorbeischauen um einzukaufen und, ähnlich wie in Assassin’s Creed Valhalla, neue Einrichtungen zu bauen, um Upgrades freizuschalten. Und während die Anführer:innen der Revolution zuhause sitzen und Domino spielen (was wir als Minispiel übrigens auch tun können), jagen sie Dani von einer Ecke der Karte in die andere. Deshalb war ich sehr erleichtert, dass die Schnellreise auf der Xbox Series X in wenigen Sekunden abgefrühstückt ist. Ich hatte nämlich überhaupt keine Lust, all diese Wege selbst zu laufen oder mit dem Boot Kilometer an Wassermassen zwischen den verschiedenen Inseln des Spiels zu durchqueren.
Was Far Cry 6 von seinen Vorgängern positiv abhebt, sind die zahlreichen Tiere, mit denen wir durch die Welt ziehen können. So gibt es Pferde, auf denen wir reiten dürfen - sogar die Fellfarbe kann man sich aussuchen. Und dann wäre da unter anderem ein Krokodil als Haustier, das uns auf Schritt und Tritt folgt und darauf dressiert ist, Soldaten den Kopf abzubeißen. Super!
Am Ende kann Far Cry 6 mich aber nicht so gut bei Laune halten wie seine Vorgänger. Ich habe mehr erwartet, vor allem mehr Neues.
Fazit
Far Crys größtes Problem ist der bahnbrechende Erfolg des dritten Teils. Far Cry 3 hat die Videospielwelt begeistert, neue Standards gesetzt und die berühmte Ubisoft-Formel maßgeblich geprägt. Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie ich alle Erfolge in Far Cry 3 gesammelt habe, weil das Spiel mich so sehr fesselte. Rund zehn Jahre und sechs Spiele später hat sich der Zauber langsam gelegt. Es macht noch immer Spaß, durch Feindeslager zu schleichen und zu einem lauten Soundtrack das Maschinengewehr rattern zu lassen. Es ist noch immer ein gutes Spiel, um den Kopf auszumachen und etwas zu erleben. Leider gelingt das immer weniger, sobald man den Kopf wieder anmacht. Dann fühlen sich die Berge und Seen und Straßen und Lager verbraucht und leer an. Die große Revolution, die in der Geschichte von Far Cry 6 heraufbeschworen wird, könnte die Reihe selbst ganz gut gebrauchen.
Far Cry 6 wurde auf der Xbox Series X getestet. Ein Testmuster wurde uns von Ubisoft zur Verfügung gestellt.
Knarren und schöne Landschaften. Und Pferde | Bild: Ubisoft
Revolution mit Persönlichkeit
Gebeutelt von Aufständen, Handelsembargos und zunehmender Abschottung nach außen befindet Yara sich im wirtschaftlichen Niedergang. El Presidente, Anton Castillo, macht die vermeintliche Entdeckung eines Medikaments gegen Krebs und möchte Yara mit dem Verkauf seines Wundermittels in ein wirtschaftliches Paradies verwandeln. Da wäre nur ein Haken: für die Herstellung werden Toxine über dem Tabak versprüht, Sklaven müssen ihn ernten und die Droge wird im unfreiwilligen Menschenversuch getestet. Als die ersten Einwohner aufbegehren, verwandelt Castillo das Land in eine Diktatur und setzt seine Vision mit Gewalt gegen die Bevölkerung durch. Die politische Dimension der Geschichte wird zum Start des Spiels sehr gut gesetzt, allerdings wird ihre Tragweite im Spielverlauf nicht wirklich eingelöst.
"Wir brauchen eine Revolution", heißt es von den Figuren im Spiel. Und da sind wir, Dani, ein Weisenkind, das nichts zu verlieren, aber viel zu gewinnen hat. Wir sind der Mann oder die Frau - das können wir uns aussuchen - für den Job. Anders als in den meisten Vorgängern sind wir in Yara eine Eingeborene, ein Kind des Landes, das wir befreien wollen, und kein weißer Actionheld, der aus den USA eingeflogen wird, um die Welt zu retten. Vermutlich hatte kein Protagonist in Far Cry je so viel Persönlichkeit wie Dani - und sogar ein paar Meter Charakterentwicklung dürfen wir mit ihm oder ihr noch gehen.
El Presidente, Anton Castillo, gespielt von Giancarlo Esposito | Bild: Ubisoft
Anschnallen in der Action-Achterbahn
Der Rest von Far Cry 6 läuft in den üblichen Bahnen. Achterbahnen, möchte man sagen, wenn man die actionreiche und turbulente Kampagne des Spiels betrachtet: Stützpunkte sprengen, Basen einnehmen, Ziele eliminieren und - ein Klassiker - ganze Felder mit dem Flammenwerfer in Asche verwandeln, Soldaten inklusive. Es ist eine Achterbahn, die uns in den besten Momenten immer noch das Adrenalin durch den Körper befördern kann, aber sie ist auch erwartbar und altbekannt. Denn es sind dieselben Kurven, steilen Hänge und Loopings, durch die wir seit Far Cry 3 geschossen werden und nach vierten Runde setzt die Gewöhnung ein.
Dabei hat mir auch nicht geholfen, dass Yara die bisher größte Open World eines Far Cry ist. Sie ist unbestreitbar wunderschön - ich habe auf der Xbox Series X gespielt und mich in so manchen Sandstrand mit seinen Palmen und der kleinen Hütte mit Steg verliebt. Wer sich gern in diesen Welten verliert, wird in Far Cry 6 viel zu sehen bekommen und kann durch zahlreiche Landschaften streichen. Allerdings hat die Größe mittlerweile einen Punkt überschritten, der praktisch für die Quest-Abläufe dieser Spiele sind. Natürlich muss man regelmäßig in den Lagern vorbeischauen um einzukaufen und, ähnlich wie in Assassin’s Creed Valhalla, neue Einrichtungen zu bauen, um Upgrades freizuschalten. Und während die Anführer:innen der Revolution zuhause sitzen und Domino spielen (was wir als Minispiel übrigens auch tun können), jagen sie Dani von einer Ecke der Karte in die andere. Deshalb war ich sehr erleichtert, dass die Schnellreise auf der Xbox Series X in wenigen Sekunden abgefrühstückt ist. Ich hatte nämlich überhaupt keine Lust, all diese Wege selbst zu laufen oder mit dem Boot Kilometer an Wassermassen zwischen den verschiedenen Inseln des Spiels zu durchqueren.
Krokodile sind Freunde. | Bild: Ubisoft
Was Far Cry 6 von seinen Vorgängern positiv abhebt, sind die zahlreichen Tiere, mit denen wir durch die Welt ziehen können. So gibt es Pferde, auf denen wir reiten dürfen - sogar die Fellfarbe kann man sich aussuchen. Und dann wäre da unter anderem ein Krokodil als Haustier, das uns auf Schritt und Tritt folgt und darauf dressiert ist, Soldaten den Kopf abzubeißen. Super!
Am Ende kann Far Cry 6 mich aber nicht so gut bei Laune halten wie seine Vorgänger. Ich habe mehr erwartet, vor allem mehr Neues.
Far Cry 6 ist eine Achterbahn. | Bild: Ubisoft
Fazit
Far Crys größtes Problem ist der bahnbrechende Erfolg des dritten Teils. Far Cry 3 hat die Videospielwelt begeistert, neue Standards gesetzt und die berühmte Ubisoft-Formel maßgeblich geprägt. Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie ich alle Erfolge in Far Cry 3 gesammelt habe, weil das Spiel mich so sehr fesselte. Rund zehn Jahre und sechs Spiele später hat sich der Zauber langsam gelegt. Es macht noch immer Spaß, durch Feindeslager zu schleichen und zu einem lauten Soundtrack das Maschinengewehr rattern zu lassen. Es ist noch immer ein gutes Spiel, um den Kopf auszumachen und etwas zu erleben. Leider gelingt das immer weniger, sobald man den Kopf wieder anmacht. Dann fühlen sich die Berge und Seen und Straßen und Lager verbraucht und leer an. Die große Revolution, die in der Geschichte von Far Cry 6 heraufbeschworen wird, könnte die Reihe selbst ganz gut gebrauchen.
Far Cry 6 wurde auf der Xbox Series X getestet. Ein Testmuster wurde uns von Ubisoft zur Verfügung gestellt.
Far Cry 6
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RELEASE
07. Oktober 2021
PLATTFORM
Plattform
PC
Plattform - PC-Spiele haben mit die älteste Tradition. Heutzutage laufen die meisten Games unter dem Microsoft Windows.
Playstation 4
Plattform - Die Playstation 4 (PS4) von Sony ist eine Spielkonsole der 8. Generation. Sie erschien am 29. November 2013 europaweit als Nachfolger der Playstation 3.
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Xbox One
Plattform - Nachfolger der Xbox 360 von Microsoft. Angekündigt am 21. Mai 2013, ist die Heimkonsole am 22. November 2013 in Deutschland und weiten teilen Eruopas erschienen.
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