Trackmania Review

(Artikel)
Torsten Ingendoh, 06. August 2020

Trackmania Review

Der Baukasten-Racer ist wieder da

Hach, Trackmania. Da werden Erinnerungen wach! Nadeos geniales Rennspiel beschäftigte mich schon früher viele Stunden und es freut mich zu sehen, dass es immer noch einen Platz in der Spielewelt hat. Das Original, Sunrise, Nations, United (Forever), Trackmania 2 und schließlich Turbo. Alles Klassiker, die sich auch heute noch gut spielen lassen, selbst wenn United Forever praktisch das Original, Sunrise und Nations überflüssig machte. Jetzt geht es zumindest Namentlich wieder zurück zum Ursprung mit Trackmania (2020), doch diesmal sieht das Verkaufsmodell anders aus. Wir schauen uns an, was es Neues bringt.

Das Spiel mit den verrückten Strecken
Trackmania kann man als einen Urvater der User-Created-Content-Spiele ansehen. Jede Strecke wurde mit dem integrierten Editor gebaut, auch die von Nadeo bereits vorgegebenen. Neuer Content kommt daher direkt von den Spielerinnen und Spielern und kann auch direkt im Spiel selbst geteilt werden. Der Kreativität sind dabei kaum Grenzen gesetzt. Der mächtige Editor macht es möglich.

Trackmania bietet nur eine Umgebung und zwar das aus Nations bekannte und beliebte Stadium und dem entsprechenden Fahrverhalten. Wer ein Gamepad besitzt, darf es gerne verwenden. Doch selbst mit den Pfeiltasten einer normalen Tastatur ist man konkurrenzfähig. Die Kunst ist es zu wissen, wann man vom Gas geht und wann man bremst, um möglichst fehlerfrei die Strecke zu absolvieren, damit man die beste Zeit hinlegt. Manche Strecken kann man rasen ohne den Finger vom Gas nehmen zu müssen, andere Strecken erwarten geschicktes Bremsen, damit man in der Kurve knapp die Wand verfehlt, um keine Zeit und Geschwindigkeit zu verlieren. Und man kann nach wie vor in der Luft bremsen, um nicht so weit zu fliegen, was auch manchmal notwendig ist.

ScreenShot01

Online wie offline zählt dabei einzig eure Zeit. Je nachdem wie gut ihr seid, werdet ihr dann mit Bronze, Silber oder Gold belohnt. Damit die Strecken offline aber nicht so leer sind, könnt ihr euch eine Mischung verschiedenen Geisterfahrer geben lassen, die aus Bronze, Silber und Goldzeiten bestehen. So hat man bei unbekannten Strecken auch gleich eine ungefähre Ahnung wie man fahren muss. Online bleibt alles praktisch beim Alten: innerhalb von 5 Minuten muss jeder seine beste Zeit hinlegen und die schnellste Person gewinnt. Kollisionen mit anderen gibt es weiterhin nicht.

Ein mächtiger Editor
Damit man als Anfänger nicht gleich komplett von dem Editor erschlagen wird, gibt es die Option, zwischen dem vollen und dem vereinfachten Editor zu wählen. Im vereinfachten Editor kann man einen großteil der Streckenteile platzieren, aber nicht alle. Wählt man den vollen Editor lassen sich das Terrain verändern, die vom Terrain abhängigen Bauteile einsetzen und auch Spezialeffekte wie Kamerawechsel oder Kamerafahrten einsetzen, beispielsweise die Cockpit-Perspektive für Loopings. Einziger Nachteil des Systems ist, dass Strecken, die im einfachen Editor erstellt wurden, nicht im vollen Editor weiter bearbeitet werden können. Irgendwie schade.

Die neuen Bauteile bieten gute Vorlagen für neue Strecken-Ideen. So gibt es jetzt einen Zeitlupen-Block, mit dem das Spieltempo für ein paar Sekunden halbiert wird ohne die Geschwindigkeit zu verringern, während die Uhr normal weiterläuft. Vielleicht will man damit eine knifflige Kurve leichter machen, oder den Block praktisch als Strafe für einen misslungenen Sprung einsetzen. Ein anderer Block verhindert, dass man Gas geben kann und man muss mit dem Rest Schwung zurechtkommen. Ganz wild wird es mit den zwei Raketenantrieb-Blöcken. Einer davon sorgt dafür, dass man anfängt zu schweben, wodurch der Untergrund das Fahrverhalten nicht mehr beeinflusst. Bei Sprüngen gleitet man dadurch auch zu Boden, so ähnlich wie bei Mario Kart. Der andere Raketenantrieb drückt das Auto hingegen nach unten, sodass man an Wänden hoch und sogar an der Decke fahren kann. Looping mit Kurve gefällig?

ScreenShot02

Neue Untergründe sind auch dabei. Neben dem bekannten Asphalt und Erde kann man jetzt auch Strecken auf Sand oder Rasen bauen, die den Grip der Reifen jeweils verändern, sodass man somit leichter ins Schlittern kommt. Oder man verzichtet gleich auf Haftung und klatscht eine Eisfläche auf den Grund, sowohl als Terrain als auch als Fahrbahn. Das kann man dann auch super mit dem Block verbinden, der die Beschleunigung deaktiviert um eine Bobbahn zu erstellen. Hohe Kurven sind dabei auch möglich. Interessant sind die Streckenteile, in denen der Asphalt nach oben ausgebeult ist. Hier muss man die Kurven möglichst eng nehmen da man sonst aus der Spur fliegen kann.

Mir gefallen die Erweiterungen der Stadium-Umgebung. Nadeo hat dort gute Arbeit geleistet. Leider werden sie den Beigeschmack nicht so ganz los, dass es eben nicht mehr als das ist: Erweiterungen. Es hilft hier nicht, dass Stadium die einzig verfügbare Umgebung ist, sodass es trotz der großen Auswahl ein wenig an optischer und spielerischer Abwechslung fehlt. Ich weiß, es klingt komisch, das zu sagen, während der Editor doch die wildesten Strecken erlaubt, die unterschiedlicher nicht sein können. Aber die Basis ist eben immer identisch. Vielleicht kommen später noch neue Umgebungen dazu, doch bisher wurde nichts in der Richtung angekündigt.

Drei Möglichkeiten, Trackmania zu spielen
Auf welchen Wegen kann man Trackmania spielen? Gute Frage, denn da gibt es mehrere Modelle. Trackmania (2020) ist im Grunde Free to Play. Alle, die einen Uplay-Account haben, können es gratis herunterladen und spielen. Hier dürft ihr die 25 mitgelieferten Nadeo-Strecken fahren, allerdings nur die aus der aktuellen Saison, welche drei Monate anhält. Zudem wird euch Zugang auf eine kleine Auswahl von Community-Strecken gewährt, die alle Stunde wechseln. Gesperrt ist der Zugang zum erweiterten Editor, ihr dürft lediglich den vereinfachten verwenden. Dazu noch Werbeeinblendungen. Klar soweit? Gut.

Eine Vollversion könnt ihr nicht kaufen, stattdessen gibt es ein zweistufiges Abo-System, das im Vorfeld nicht als so bezeichnet wurde, obwohl es genau das ist: Für 10 Euro im Jahr könnt ihr den Standard-Access erwerben, mit dem euch der Zugriff auf die Strecken vergangener Saisons erhalten bleibt. Zusätzlich erhaltet ihr Zugang zu den von Nadeo kuratierten Strecken des Tages aus der Community. Außerdem dürft ihr Clubs beitreten, quasi offizielle Trackmania-Clans und Strecken-Tauschbörsen für Mitglieder.

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Dann gibt es noch den Club-Access. Für 30 Euro im Jahr (mit der Option schon gleich für drei Jahre zu zahlen) wird alles freigeschaltet. Zu den Standard-Access-Funktionen kommt jetzt noch die Möglichkeit hinzu, Clubs selbst zu erstellen und zu verwalten. Ihr dürft eure eigenen Server für Online-Rennen einrichten und Modding wird auch erlaubt. Modding bedeutet in diesem Fall selbstgemachte Texturen für bestimmte Blöcke. Und für die Besten Fahrerinnen und Fahrer ist wichtig: Nur mit dem Club-Access kann man an den offiziellen E-Sport-Events von teilnehmen.

Der Online-Multiplayer läuft über Server aber nicht wirklich und wenn ihr mit Freundinnen und Freunden spielen wollt, ist das etwas umständlich. Jeder Club kann Räume erstellen, mit eigenem Namen und Titelbild. Dort wählt man aus, welchen Strecken gespielt werden und dann kann man mit anderen spielen. Demnach braucht man für private Matches jemanden mit Club-Access. Nur konnten meine Freunde dem Raum allerdings nicht beitreten. Also haben wir uns einen anderen Raum ausgesucht - dort musste eine Person als erstes joinen, alle anderen mussten dann ihm joinen, damit wir auf denselben Server kamen. Kaum war die Streckenrotation des Raums abgeschlossen, fing es nicht von vorne an, sondern wir wurden ohne Warnung einfach irgendwelchen anderen Räumen zugeordnet.

Das stört natürlich weniger wenn man alleine Online spielt. Man sucht sich in der Liste einfach einen Raum aus dessen Streckenauswahl einem gefällt und dann geht es auf jeder Strecke darum binnen 5 Minuten die beste Zeit hinzulegen. Das ist immernoch die beste Möglichkeit neue Strecken zu finden und zu lernen, da manche Nutzer durchaus zu etwas verwirrendem Streckendesign neigen. Zusätzlich zu Bronze, Silber und Gold Medallien kann man sich hier auch Pokale verdienen wenn man gut genug ist. Diese fließen in das Rankingsystem ein, jedoch kriegt man nur maximal einen Pokal pro Strecke. Das System belohnt daher eher mittelmäßige Vielfahrer als wirklich gute Spieler. Aber das dürfte für die meisten Spieler eh uninteressant sein.

ScreenShot04

Fazit
Ich stehe dem neuen Trackmania zwiegespalten gegenüber. Auf der einen Seite macht es wie immer sehr viel Spaß und die vielen neuen Bauteile erlauben unfassbar viele Möglichkeiten für ausgefallene und interessante Strecken. Aber weil es nur die Stadium-Umgebung gibt, fühlt es sich eher wie ein erweitertes Remake von Trackmania United an. Und dann ist da noch das Bezahlsystem, das man erstmal durchdringen muss. Wer keine Strecken bauen, sondern nur fahren möchte, ist mit der kostenlosen Version gut beraten. Wer aber gern selbst Strecken entwirft, dem würde ich den Standard-Access für 10 Euro im Jahr empfehlen. Der Club-Access ist mit 30 Euro im jahr deutlich teurer und eignet sich hauptsächlich für diejenigen, die in Trackmania als e-Sport einsteigen oder einen eigenen Clan führen möchten. Es bleibt eure Entscheidung wie viel euch die jeweiligen Features wert sind.

Trackmania (2020) wurde auf dem PC getestet. Ein Club-Access wurde uns von Ubisoft zur Verfügung gestellt.

Trackmania (2020)

(Ranking)
A
RANK
Reife Leistung. A-Spiele machen alles richtig oder sind nah dran. Kleine Schwächen werden durch Stärken mehr als wett gemacht. Das ist Spieldesign auf hohem Niveau.

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01. Juli 2020
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Plattform - PC-Spiele haben mit die älteste Tradition. Heutzutage laufen die meisten Games unter dem Microsoft Windows.

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