Zombie Army 4: Dead War Review

(Artikel)
Benjamin Strobel, 04. Februar 2020

Zombie Army 4: Dead War Review

Für den Highscore gegen Nazi-Zombies

Die Toten sprechen! Europa hat eine mysteriöse Übertragung empfangen, eine Drohung der RACHE in der finsteren Stimme von ADOLF HITLER. - Als wäre unser Nazi-Problem nicht schon groß genug, verlangt Zombie Army 4 uns die Vorstellung ab, die toten Faschisten würden sich wieder erheben. Immerhin, auf der Gegenseite diesen unwirklichen Krieges dürfen sich bis zu vier Spielerinnen und Spieler erheben, um in Rebellions Version von Left 4 Dead das zu tun, was sich viele schon gewünscht haben: Nazis verprügeln.

Nun, etwas blutiger geht es in dem Third-Person-Shooter dann doch zu. Aber das Studio hinter der Sniper-Elite-Reihe hat sich alle Mühe dabei gegeben, dass wir uns dabei nicht schlecht fühlen müssen. Nazi-Zombies - ein Geniestreich der Feindbildkonstruktion, das zwei der größten Videospielgegner zu einem Superstimulus vereint. Wem Zombies bislang noch zu menschlich waren, der kann mit dem Nazi-Zusatz schließlich einsehen, dass er einen Satz Tontauben gefunden hat, auf die sich zu Schießen nicht nur lohnt, sondern vielleicht sogar etwas Spaß machen darf. Killcams und Röntgen-Kamerafahrten von kritischen Treffern sind dabei, lassen sich in den Einstellungen aber abschalten.

Lässt man sich darauf ein, taucht man in eine alternative Geschichte der 1940er Jahre ein, die unterhaltsam mit Nazis, Okkultismus und der Ästhetik alter B-Movies hantiert. Diese Atmosphäre setzt das Spiel bereits mit seinen charmanten Ladebildschirmen, die an Filmplakate alter Horrorstreifen erinnern. Wer sich dagegen mehr für eine ernsthafte Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus interessiert, sollte sich stattdessen Through the Darkest of Times ansehen, das ebenfalls kürzlich erschienen ist.

Zombie-Army-4-Dead-War-Level

Gemeinsam gegen Nazi-Zombies
Nicht zuletzt durch das Setting hat Zombie Army 4 einige Ähnlichkeiten mit Valves Left 4 Dead. In der umfangreichen Kampagne des Spiels hangelt man sich allein oder mit bis zu vier Personen durch mehrere Abschnitte eines Levels von einem Safe Room zum nächsten. Dabei glänzt das Spiel mit abwechslungsreichen Schauplätzen wie dem Zombie Zoo und der Rotten Coast. Obwohl es abseits der vorgegeben Pfade nicht viel zu holen gibt, springen immer wieder skurrile Details aus der Kulisse hervor - gruselige Puppen, die plötzlich verschwinden, okkulte Artefakte, die wegschmelzen oder zu Asche zerfallen dekorieren den Weg von einem Zombie-Gemetzel zum nächsten.

Spielerisch erinnert es mich aber auch an Gears of War - nur dass es mehr auf Bewegung setzt und weniger auf Deckung. Denn neben kurzen, ruhigen Passagen, in denen hier und da ein Zombie vorbei gewackelt kommt, setzt das Spiel vor allem auf große Fluten von Gegnerhorden. Kann man sich anfangs noch aus der Ferne wehren, wird man jedoch schnell umringt und muss mit Nahkampf und geschickter Bewegung durch die Zombie-Massen navigieren. Glücklicherweise können die meisten Untoten keine Waffen mehr bedienen, sodass man mit etwas Abstand zur stöhnenden Masse ziemlich gut fährt. Zombie Army 4 variiert seine Herausforderungen aber geschickt mit immer neuen Gegnertypen, die einem unterschiedliche Strategien abverlangen. So gibt es beispielsweise Zombies, die Flammenwerfer mit sich herumtragen, solche die Rüstungen tragen und sogar welche, die ihre besiegten Kollegen abermals wiederbeleben. Auf der anderen Seite stehen einem die unterschiedlichsten Waffen und Werkzeuge wie Minen und Granaten zur Verfügung. Ihr könnt sogar Zombie-Haie dazu bringen, ihre untoten Kollegen wegzufrühstücken! Und so ein Flammenwerfer, der einem besiegten Zombie aus nekrotischen Händen gleitet, lässt man natürlich auch nicht schlecht werden lassen.

Zombie-Army-4-Dead-War-Flamethrower

Zombie Army 4 entfaltet seine Reize vor allem durch Arcade-Elemente. Wie in Klassikern der Spielhalle sammelt man für jeden Abschuss Punkte und kann mit schnell aufeinanderfolgenden Treffern die Combo-Anzeige oben halten und die Zahlen weiter in die Höhe treiben. Die meisten Spielabschnitte sind linear, relativ kurz und laden zum Wiederspielen auf Highscore-Jagd ein. Das Punktesammeln ist je nach Level recht herausfordernd, aber ziemlich fair: schießt man daneben, verliert man zwar wertvolle Sekunden auf de Combo-Uhr, aber nicht sofort die ganze Combo. Kleine Fehltritte sind erlaubt, aber am Ende des Tages gewinnt man keinen Blumentopf, wenn man nur wahllos um sich schießt. Wer den Highscore knacken will, muss mit der Munition haushalten, sich geschickt bewegen und treffsicher sein.

Besonders gut funktioniert das im Team. Denn immer wieder gibt es Punkte, die gehalten oder gegen alle Seiten vor den Untoten verteidigt werden müssen. Hier spielt es sich am besten kooperativ, indem man sich gegenseitig den Rücken freihält und wieder aufhilft, wenn jemand von den Horden überwältigt wurde. Leider gibt es für Freunde des Couch-Multiplayers keinen Splitscreen - dem Kampf gegen die Nazi-Zombies kann man nur online beitreten.

Zombie-Army-4-Dead-War-Splatter

Upgrades gegen Nazi-Zombies
Wer Zombie Army 4 allein spielt, hat es schwieriger, kann sich die widrigen Umstände aber etwas versüßen. Das gelingt vor allem durch ein umfangreiches Upgrade-System mit verschiedenenen Perks. So kann man sich etwa mit einem Perk ausstatten, durch das man sich wie bei Borderlands selbst wiederbeleben kann, indem vor Ablauf eines Countdowns einen Abschuss landet. Auch Standard-Items wie Medipacks lassen sich so modifizieren, dass man entweder Teammitglieder heilen oder sich selbst damit wiederlebenen kann.

Natürlich macht die Progression auch vor den verschiedenen Waffen nicht halt. Aus einem umfangreichen Arsenal von Waffen kann man stets zwei plus eine obligatorische Pistole mit sich führen - und jede davon hat ihren eigenen Upgrade-Baum. Mit Upgrade-Kits, die man entweder im Spiel verstreut findet oder sich mit einem Level-Aufstieg dazu verdient, lassen sich Magazine vergrößern, die Nachladezeit verringern und spezielle Effekte wie Schock- oder Explosionsschaden dazu kaufen. Während viele Upgrades auf einen uninspirierten Stat-Boost setzen, gibt es auf den höchsten Upgrade-Stufen durchaus interessante Effekte, mit denen man einer Waffe noch einen neuen Spin geben kann - wie etwa das Vampir-Visier, mit dem man für kritische Treffer eine kleine Menge Lebensenergie zurückerhält.

Die Charakter-Progression funktioniert übergreifend - ihr könnt eure Figur also in die Spiele anderer mitnehmen und dort weiter leveln. Für die kooperativen Spielmodi gibt es sowohl Matchmaking als auch einen Game-Browser, in dem ihr gezielt nach Sessions suchen könnt, die euch gefallen. Wem die Kampagne noch noch zu viel Story ist, kann sich stattdessen im Horde-Modus immer neuen Wellen von Untoten stellen. Allerdings darf man hier nur die erspielten Perks mitnehmen, Waffen muss man im Spielverlauf erst einsammeln. Wie bei der Kampagne gilt auch hier: ihr könnt allein spielen, aber noch besser ist es mit anderen.

Zombie-Army-4-Dead-War-Horde-Mode

Fazit
Zombie Army 4: Dead War ist ein trashiges Zombie-Splatter-Fest mit dem Charme alter B-Movies. Eine ernsthafte Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus ist hier natürlich nicht zu erwarten. Aber Nazi-Zombies sind Tontauben auf die man gerne schießt - so ist Zombie Army 4 ein Arcade-lastiger Shooter für Highscore-Hunter und Koop-Fans.

Zombie Army 4: Dead War wurde auf der Xbox One X getestet. Ein Testmuster wurde uns von Rebellion zur Verfügung gestellt.

Zombie Army 4: Dead War

(Ranking)
A
RANK
Reife Leistung. A-Spiele machen alles richtig oder sind nah dran. Kleine Schwächen werden durch Stärken mehr als wett gemacht. Das ist Spieldesign auf hohem Niveau.

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RELEASE
04. Februar 2020
PLATTFORM
PC
Plattform - PC-Spiele haben mit die älteste Tradition. Heutzutage laufen die meisten Games unter dem Microsoft Windows.
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