Surviving Mars im Test

(Artikel)
Benjamin Strobel, 15. März 2018

Surviving Mars im Test

Sim City auf dem roten Planeten

Ihr habt erfolgreich eine Stadt in Sim City oder Cities: Skylines errichtet und verwaltet? Pah, das kann ja jeder. Versucht dasselbe doch mal auf dem Mars! Mal schauen, wie selbstsicher ihr noch dasteht, wenn eure Siedler unter einer Glaskuppel verenden, weil irgendwo Sand im Getriebe ist.

Surviving Mars ist ein Aufbau-Strategie-Spiel von Haemimont Games. Man führt hier nicht das Militär in den Kampf gegen andere Mächte. Viel eher ist es ein Sim City mit permanenten Naturkatastrophen. Man kämpft nicht mit anderen Parteien, sondern gegen die widrigen Umstände in einer menschenfeindlichen Umgebung. Gebäude nehmen ständig Schaden durch Sand und sonstige Umwelteinwirkungen, alle naslang müssen Kabel repariert oder ein Leck im Rohrsystem gestopft werden. Die Rohstoffe sind rar und der Bedarf steigt ständig. Ihr habt Recht, wenn ihr denkt, den Mars zu besiedeln war eine Scheißidee.

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Surviving Mars
Die autarke Selbstversorgung auf dem Mars ist zunächst unmöglich. Lebenswichtige Ressourcen wie Sauerstoff und Wasser sind rar und müssen mühsam mit modernster Technologie gewonnen werden. So kann ich beispielsweise Vaporatoren bauen, um Wasser aus der Umgebungsluft umzuwandeln. Diese und andere Technologien fallen in Surviving Mars wortwörtlich vom Himmel: sie müssen mit Raketen von der Erde eingeflogen werden. Entsprechend kann ich im Rahmen des Forschungsbudgets immer wieder Raketen mit dem modernsten Shit beladen und zum Mars schicken. Einige Rohstoffe wie Beton und Metalle lassen sich schon früh auf dem Mars finden, doch moderne Elektronik und Maschinenteile können erst dann vor Ort hergestellt werden, wenn man Siedler auf den roten Planeten entsendet.

Damit die ersten Menschen auf dem Mars Fuß fassen können, benötigt man Wohnräume. Für Wohnräume benötigt man eine Kuppel. Die Kuppel benötigt ausreichend Wasser, Sauerstoff und Strom. Geräte, die Wasser und Sauerstoff aus der Umgebung gewinnen, benötigen noch mehr Strom. Um Strom zu generieren, kann ich Solarzellen und Windräder bauen. Aber die Solarzellen stellen nachts den Dienst ein, also brauche ich einen angemessenen Überschuss an Strom über Tag und Akkus mit genug Kapazität für die Nacht. Oder ich baue Windräder, die auch nachts funktionieren. Allerdings benötige ich für die Wartung seltene Ressourcen, die ich erst kaufen und einfliegen muss, weil ich Menschen auf dem Mars benötige, um sie selbst herzustellen. Ohnehin muss alles ständig gewartet werden. Dabei muss man darauf achten, dass man alle Gebäude in Reichweite eines Drohnenzentrums errichtet, denn nur dann kümmern sich die kleinen Racker auch um die Wartungsarbeiten. Natürlich braucht alles Strom und muss entsprechend auch verkabelt werden. Zu allem Überfluss erklärt das Spiel leider nichts von alledem. Man benötigt einige Spiele der Marke “Learning by Failing” bis man die Fallstricke der Marsmission langsam kennt und sich beim nächsten Versuch etwas klüger anstellt.

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Surviving Mars vermittelt das Gefühl einer widrigen Umgebung ziemlich gut. Mehr als einmal musste ich an Mark Watney denken, der in The Martian vor ganz ähnlichen Problemen stand. Die Idee, sich mit der Natur auseinanderzusetzen, sich damit zu arrangieren oder sie vielleicht sogar im Zaum zu halten, übt eine gewisse Faszination auf mich aus. Ich finde dieses Setting durchaus interessanter als ein militärisches Strategiespiel, bei dem ich aus dem Nichts von meinen Gegner überfallen werden kann. In Surviving Mars kommt es vielmehr darauf an, wie gut ich mich an die Umstände anpasse und wie ich auf Probleme reagiere, die sukzessive mit der Besiedlung des fremden Planeten einhergehen. Oft ist es ein Abwägung, ob man eine Knappheit oder Schwierigkeit auf eigene Faust meistert oder Hilfe von der Erde anfordert (und dafür natürlich jede Menge Geld verbrennt). Für mich ist das auf dem einfachsten Schwierigkeitsgrad bereits anspruchsvoll, aber Genre-Veteranen können sich auf höheren Schwierigkeitsgraden das Leben schwerer machen, indem sie auf zusätzliche Raketen verzichten oder mit deutlich kleinerem Budget starten.

Surviving Surviving Mars
Auf Konsole müssen wir alle allerdings mit einem zusätzlich Problem kämpfen: Die Steuerung ist nicht ganz einfach. Was mit der Maus wenige Klicks sind, braucht am Controller mehrere Tasten und oft eine mühselige Auswahl zwischen verschiedenen Icons, durch die man erst scrollen muss anstatt sie direkt anklicken zu können. Mit der Zeit prägen sich einige Tastenkombinationen ein, mit denen man Aktionen schneller ausführen kann. Die Bewegung über die Karte, die Auswahl und Kontrolle von Einheiten sind im Vergleich zur PC-Steuerung allerdings schleppend. Da ist es durchaus zu empfehlen, die Spielgeschwindigkeit niedriger zu stellen oder das Spiel zu pausieren, bis man erfolgreich über die Karte navigiert und den ein oder anderen Befehl erteilt hat. Wer hingegen auch einen PC zur Verfügung hat, sollte Surviving Mars vielleicht lieber dort spielen.

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Fazit
Surviving Mars ist eine fähiges Aufbau-Strategiespiel aus dem Hause Haemimont Games, die ihre Genre-Expertise zuletzt mit Tropico 5 unter Beweis gestellt haben. Der Twist, die Städtesimulation auf den Mars zu verlagern, ist eine reizvolle Idee und macht die widrigen Umstände des roten Planeten wirklich fühlbar. Für Anfänger ist der Einstieg allerdings nicht leicht, da das Spiel selbst nur wenig erklärt. Auf der Konsole wird die Marsmission zusätzlich von der Steuerung erschwert, die auf dem PC doch etwas leichter von Hand geht.

Surviving Mars wurde auf der PS4 getestet. Ein Testmuster wurde uns von Kochmedia zur Verfügung gestellt.

Surviving Mars

(Ranking)
A
RANK
Reife Leistung. A-Spiele machen alles richtig oder sind nah dran. Kleine Schwächen werden durch Stärken mehr als wett gemacht. Das ist Spieldesign auf hohem Niveau.

Kommentare

LordFaethor
Gast
15. März 2018 um 16:11 Uhr (#1)
Schöner Artikel, schade dass die Steuerung dann doch zu einem anderen Spielgefühl führt. Vielleicht für kleines Geld mal reinschauen.
Gast
19. April 2024 um 01:49 Uhr
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RELEASE
15. März 2018
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PC
Plattform - PC-Spiele haben mit die älteste Tradition. Heutzutage laufen die meisten Games unter dem Microsoft Windows.
Playstation 4
Plattform - Die Playstation 4 (PS4) von Sony ist eine Spielkonsole der 8. Generation. Sie erschien am 29. November 2013 europaweit als Nachfolger der Playstation 3.
Xbox One
Plattform - Nachfolger der Xbox 360 von Microsoft. Angekündigt am 21. Mai 2013, ist die Heimkonsole am 22. November 2013 in Deutschland und weiten teilen Eruopas erschienen.

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