Titanfall 2 im Test

(Artikel)
Torsten Ingendoh, 19. November 2016

Titanfall 2 im Test

Der Mech-Shooter macht fantastisch weiter

Oh Titanfall, wie sehr haben wir dich gehypt und wie ernüchternd warst du doch am Ende. In keinster Weise ein schlechtes Spiel, ließ es aber doch einiges zu wünschen übrig. Und genau dafür gibt es Fortsetzungen, denn das Potential war durchaus da. Das sehen EA und Respawn genauso und liefern nun Titanfall 2 nach mit mehr Titans, mehr Waffen und vor allem einem Singleplayer. Die Kritik am Original wollte man sich zu Herzen nehmen und darauf aufbauen. Ob es gelungen ist, berichte ich nun ganz hypefrei.

Fangen wir mit der größten Neuerung an: Singleplayer. So ziemlich jeder war sich einig, dass die "Kampagne" im ersten Teil eine blöde Idee war, bestand sie doch schließlich nur aus Multiplayer-Matches mit ein bisschen Story nebenbei, auf die man absolut keinen Einfluss hatte. Stattdessen liefert Respawn nun einen astreinen Storymodus ab, der sich gewaschen hat. Man spielt dabei Jack Cooper, einen einfachen Infanteristen der Miliz. Cooper ist der Schützling von Captain Lastimosa, ein erfahrener Pilot, der ihn heimlich trainiert, da er fest glaubt, dass Cooper das Zeug zum Piloten hat. Beide werden auf den Planeten Typhoon wegen einer wichtigen Mission geschickt. Die Landung fällt aber denkbar schlecht aus und fast alle Milizsoldaten gehen drauf. Im letzten Moment kommt aber Lastimosa mit seinem Titan BT-7274 (kurz "BT") zur Hilfe und kann zumindest Cooper retten. Doch der Titan nimmt schweren Schaden und Lastimosa wird tödlich verwundet. Er sieht keine andere Möglichkeit die Mission zu retten und überlässt Cooper seine Pilotenausrüstung und seinen Titan. Jetzt kann es losgehen.

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Dieser Singleplayer ist einfach nur fantastisch und bietet kaum einen langweiligen Moment. Abwechslung wird hier groß geschrieben, in jeder Mission gibt es etwas Neues zu entdecken. Das erste Level macht einen erst mal mit der Pilotensteuerung und dem Jumppack vertraut. Und dann kann man endlich als Titan umherstampfen. Der Wechsel von Pilot zu Titan ist erstaunlich flüssig und das Missionsdesign lässt einen genau wissen, wann man wechseln sollte oder sogar muss. Respawn hat hier eine gute Balance hinbekommen. Die Titanabschnitte sind actiongeladen, erfordern aber auch eine gute Taktik, um gegen die feindlichen Giganten zu bestehen. Als Pilot sehen die Kämpfe ganz anders aus, sie sind voller Tempo und besonders auf den höheren Schwierigkeitsgraden empfiehlt sich eine gewisse Hit-and-Run-Taktik. Und immer wieder ist es notwendig durch Wallruns und Doppelsprünge im Level weiter zu kommen, oder einfach nur um alternative Angriffswinkel zu finden.

Titanfall 2 zeigt, wie man einen Singleplayer mit frischen Ideen füllen kann und erfolgreich alte Klischees vermeidet. Ein Highlight sind die Bosskämpfe gegen Elitesöldner mit ihren eigenen Titans. Anstatt dem Spieler die Aufgabe zu geben, herauszufinden, nach welchem Schema der Boss agiert, sind die Bosskämpfe richtige Duelle. Es gibt keine "Wenn der Boss X macht, musst du ausweichen und auf Y schießen"-Kämpfe - das Spiel verlangt von euch, dass ihr einfach besser und klüger seid als der Boss. Dazu kann es auch mal gehören, mitten im Kampf das Titanloadout zu wechseln. Man kann zu jeder Zeit mit seinem Titan zwischen verschiedensten Waffen und den dazugehörigen Fähigkeiten rotieren. Wenn es um den Titan geht, dann hat man nie die falsche Waffe in der Hand. Und wo wir gerade beim Titan sind, die Dialoge zwischen Cooper und BT sprühen über vor Charme. Man gewinnt den Titan richtig lieb im Laufe des Spiels.

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Im Multiplayer hat sich auch einiges getan. Das Grundprinzip ist natürlich immer noch gleich geblieben: Man fängt als Pilot an und kann im Laufe des Spiels seinen Titan rufen, der wie ein ultimativer Angriff fungiert. Sprich: man lädt durch zugefügten Schaden, eingenommene Ziele und über Zeit eine Leiste auf. Ist diese voll, kann man den Titan abwerfen lassen.

Respawn hat die Titans dabei komplett überarbeitet. Anstatt sich ein Loadout aus mehrere Chassis, Waffen und Fähigkeiten zu basteln, gibt es jetzt mehrere Modelle, die ihre festgelegte Waffe und Fähigkeiten haben. Im Loadout kann man nur ein paar Kleinigkeiten einstellen. Dann lädt der Kern schneller oder der Titan fällt flotter, hat aber keinen Schutzschild bei der Landung. Das ist aber nicht so schlimm, da es eine gute Auswahl an Titans gibt, die unterschiedlicher nicht sein können. Ion ist der Allrounder und hat das klassische, absorbierende Vortexshield dabei und nutzt eine Schnellfeuerwaffe. Der Scorchtitan ist sehr langsam, kann dafür ganze Areale in Flammen hüllen. Und dann sind auch Exoten dabei, wie der Ronin, welcher mit einer Schrotflinte und Schwertern daher kommt. Große Auswahl.

In den Spielmodi findet man auch wieder alte Bekannte, wie Attrition oder Capture the Flag, aber auch ein paar neue, wie Bounty Hunt und Amped Hardpoint. In ersterem Modus kämpfen beide Teams darum, wer die meisten Überbleibsel einer IMC-Flotte zerlegen kann. Die einzelnen Komponenten sind dabei verschiedene Geldsummen wert. Ein Teil des Geldes landet direkt auf dem Konto, den Rest muss man in der Phase zwischen den Wellen auf einer Bank einzahlen. Der Clou: Wenn ihr einen gegnerischen Spieler tötet, dann erhaltet ihr die Hälfte seines Ersparten. Ist ganz lustig, ist aber vor allem neben Attrition der einzige Spielmodus, in denen Minions auftauchen. Alle anderen Modi sind rein den Piloten gegönnt. Amped Hardpoint ist wie das punktbasierte Hardpoint aus dem Vorgänger, mit dem Zusatz, dass man nach der Einnahme eines Hardpoints noch eine Minute länger bleiben kann, um die Punktzahl des Punktes zu verdoppeln. Das ändert durchaus die Dynamik dieser Matches.

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In Titanfall 2 wird einfach so viel mehr geboten als noch im Vorgänger. Hat sich Titanfall 1 noch auf wenige Waffen beschränkt, vermutlich wegen des Balancings, so ist das Arsenal diesmal drastisch gewachsen. Ganz den Call-of-Duty-Weg ist man aber nicht gegangen. Waffen, die eigentlich identisch sind, findet man hier nicht. Jede Waffe ist einzigartig. Mein Favorit ist das Double-Take-Gewehr. Ein halbautomatisches Präzisionsgewehr mit variablem Zoom, welches zwei Kugeln auf einmal feuert. Auf kurze Distanz kann man somit durchaus Gegner mit einem Treffer erledigen, auf Distanz muss man etwas außerhalb des Zentrums zielen, damit zumindest eine der Kugeln ihr Ziel trifft. In den richtigen Händen eine verheerende Waffe.

Nicht alles auf dem Vorgänger wurde übernommen. Die Burncards, welche mir eigentlich sehr, sehr gut gefallen haben, sind Vergangenheit. An ihre Stelle treten die Boosts, Spezialfähigkeiten, welche an die Titanleiste gebunden sind. Hat sich die Titanleiste zum Teil gefüllt, darf man seinen Boost einsetzen. Da ist alles dabei, von Minen über einen einfachen Schadensbuff bis hin zu Geschütztürmen. Überlegt euch gut, wann ihr diese einsetzt. Das Levelingsystem ist zwar weiterhin erhalten, wurde aber komplett anders gestaltet. Man sammelt nun keine Erfahrungspunkte mehr, sondern Merits. So gibt es einen Merit überhaupt dafür, dass man die Runde bis zum Ende gespielt hat. Einen weiteren Merit gibt es für einen Sieg, noch einen Merit, wenn man einer der besseren Spieler im Team war. Zusätzliche Merits sind daran gebunden, ob man seine Waffen oder Titans aufgestuft hat, was rein von den Kills abhängig ist. Ist mal was anderes, auch wenn es nicht viel an der Art des Levelns ändert: spielt viel und gut, dann steigt ihr auch auf.

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Oh Titanfall 2, du bist eine wahre Freude. Der kurzweilige Multiplayer aus dem ersten Teil wurde zum größten Teil sinnvoll erweitert und bietet nun neue Spieltiefe. Und dazu wurde noch einer der abwechslungsreichsten Singleplayer der letzten Jahre abgeliefert. Fans von Egoshootern kommen hier definitiv auf ihre Kosten und wer den ersten Teil mochte, der wird Titanfall 2 lieben. Ich bin jedenfalls begeistert von dem Spiel. Meine einzige Sorge ist der Releasetermin. Titanfall 2 ist eine Woche nach Battlefield 1 und eine Woche vor Infinite Warfare erschienen und es scheint bereits jetzt klar zu sein, dass es sich nicht so gut verkauft. Was mich traurig macht, denn dieses Spiel verdient es von euch gespielt zu werden. Gebt den Titans eine Chance.

Titanfall 2 wurde auf dem PC getestet. Ein Testmuster wurde uns von EA zur Verfügung gestellt.

Titanfall 2

(Ranking)
S
RANK
Herausragend. S-Spiele erweitern Horizonte. Sie bieten intensive Erlebnisse oder halten den Spieler noch lange am Bildschirm gefesselt. Selbst wenn man sie nicht jedem empfehlen kann, will man doch mit jedem über sie reden.

Kommentare

Adrian
20. November 2016 um 11:54 Uhr (#1)
Es ist echt schade, dass dem Spiel so wenig Aufmerksamkeit zukommt, wo es doch mindestens genauso gut erscheint wie die beiden "Großen". :S
Gast
19. April 2024 um 08:48 Uhr
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28. Oktober 2016
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