Sind Konsolenspiele zu kompliziert?
Sind Konsolenspiele zu kompliziert?
So viele Knöpfe für so wenige Finger
"Von Gamern für Gamer" ist eigentlich ein tolles Motto. Wenn ich ein neues Spiel zocke, dann will ich natürlich, dass hinter dem Entwickler so ausgebuffte Padjongleure wie ich stecken, die Tage um Tage in unser aller Lieblingshobby gesteckt haben, und nicht so Publisherfuzzis, die den kreativen Köpfen in ihre Arbeit reinlabern. Allerdings kann das auch zu Problemen führen. Mir drängt sich langsam der Verdacht auf, dass viele Spiele nicht von Gamern für Gamer sind, sondern "von der Elite für die Elite".
Eine überladene Steuerung ist heutzutage keine Seltenheit mehr. Nicht nur hat ein richtig breites Mainstream-Spiel wie Assassin's Creed für jede Aktion eine Taste, sondern durch Gedrückthalten eines Triggers führt jede Taste wieder eine andere Aktion aus. Dann behelfen sich noch viele Spiele mit dem berüchtigten Waffenrad (oder auch mal zweien) zur Auswahl eines Schießprügels und das D-Pad dient als Schnellmenü oder um Befehle an PC-Kumpanen oder Multiplayerkameraden zu verteilen. Sogar die Behelfstasten unter den Analog-Sticks bekommen immer häufiger wichtige Aufgaben. Sprinten, schlagen, anvisieren.
Wenn man über die Menge an Aktionen, die man mit einem heute typischen 12-Tasten-Gamepad ausführen kann, einmal nachdenkt, dann ist es eigentlich nur lächerlich. Wer schon jahrelang so weitverbreitete Genres wie Shooter oder Action-Adventures auf Konsole zockt, hat sich ans glücklicherweise relativ gut einstandardisierte Layout gewöhnt, aber neue Spieler sind aufgeschmissen.
Und mit aufgeschmissen meine ich: richtig aufgeschmissen. Mein Vater zockt schon seit 20 Jahren Videospiele, aber mit dem zweiten Stick wurde er abgehängt. Gut, jetzt ist mein Vater ein alter Mann und war ein Teenager, als Pong das Licht der Welt erblickte. Ist vielleicht nicht ganz der Maßstab. Aber ich denke da auch an Freunde in meinem Alter, die zwar mit den Konzepten aktueller Videospiele vertraut sind, aber sich mit einem Controller anstellen wie der letzte Mensch. Zumindest in meinen hochqualifizierten, durch lange Bestrahlung rechteckig geformten Augen. Und wer jetzt denkt: "Ach, der meint bestimmt Frauen", der soll sich bitte sofort in die Ecke stellen und schämen. Ich habe genügend Männer in meinem Freundeskreis, bei denen ich mir denke: "Okay, mit dem will ich 90 Prozent meiner Spielesammlung niemals spielen." Zum Schutz meiner Psyche, versteht sich.
Dass Konsolenspiele, und insbesondere Controller, so kompliziert sind, ist ein Riesenproblem - auch für uns "Elitegamer". So wird nämlich ein eigentlich mal als überaus zugänglich gedachtes Hobby auf einen so übertrieben hohen mechanischen Skill-Level gehoben, dass man den Spaß nicht mal wirklich mit Leuten teilen kann, die eigentlich auch gerne zocken - nur halt nicht so viel. Und selbst in simpleren Games ist man als versierter Tastendrücker dann doch irgendwo überlegen.
Es ist ein bisschen wie in einem Verein Fußball zu spielen und dann mit dem Neffen den Ball über den Platz zu kicken. Es macht schon Spaß und vor allem unterm sozialen Gesichtspunkt kann man ein oder zwei Stunden vergnügt rumblödeln, aber komplett stimulierend ist es dann auch wieder nicht.
Und, um mal etwas zu fabulieren: Könnte die komplexe Steuerung nicht auch der Grund sein, warum Spiele wie Assassin's Creed für den "Elitegamer" so frustrierend einfach sind? Vielleicht haben die Entwickler beim Testen entdeckt, dass die Controllereingaben für viele Otto-Normal-Menschen einfach zu viel sind, konnten aber die Steuerung nicht vereinfachen, ohne das Spiel zu verstümmeln. Stattdessen wurde der Schwierigkeitsgrad so angepasst, dass man nicht alle zur Verfügung stehenden Werkzeuge benutzen muss, um ans Ziel zu kommen - für den Fall, dass jemand nur mit einer Waffe und einem Stück Herumgesneake zurechtkommt.
An dieser Stelle denke ich, dass PC-Spiele mit Maus und Tastatur teilweise einsteigerfreundlicher sind. Eine Maus benutzt jeder. Eine Tastatur benutzt jeder. Das sind keine weltfremden Klötze mit bunten Tasten, bei denen man keine Ahnung hat, was sie tun. "LT? Was ist das?" oder "Was soll denn das runde Symbol mit R3 bedeuten?" Wer außerdem viel tippt, der muss nicht runter gucken und "die Taste suchen", wie ich es viel zu häufig beobachten musste. Natürlich ist das aber auch bei vielen Leuten nicht gegeben. Das Zweifinger-Suchsystem ist real, genauso wie die Spieler, die fragen, wo denn die Tabulator-Taste sein soll.
PC-Spiele haben nicht zuletzt dank der Maus als universelles und leicht zu bedienendes Werkzeug die Möglichkeit, schnell zugänglich zu sein - das gilt auch für Core-Spiele, zu denen sich beispielsweise Dota 2 oder LoL avanciert haben. Auch altbackenere Strategiespiele, wie Civilization 5 oder StarCraft 2, benötigen anfangs kaum mehr als einen Wackler mit dem Handgelenk und einen Klick. Allerdings ist das mehr ein Zeichen dafür, dass der Entwickler gute Arbeit geleistet hat und ein schönes Interface kredenzen konnte, als dass die PC-Eingabegeräte komplexe Spiele generell vereinfachen. Auf dem Rechner wird Assassin's Creed durch die andere Steuerung auch nicht intuitiver. Bei solchen Spielen bleibt es dabei, dass sich Spieler ein Muskelgedächtnis antrainieren müssen.
Ich liebe meinen Xbox-Controller. Für mich ist er so etwas wie ein Symbol meiner Zunft. Eine Zunft bedeutet aber auch, dass alle ausgeschlossen werden, die nicht jahrelang das Handwerk gelernt haben. Damit ist der heutige Controller auch so etwas wie ein Symbol für Übermut, Elitismus und Einsamkeit - und vielleicht auch ein Symbol für eine Fehlentwicklung unserer Kultur.
Die Meinung in Beiträgen mit dem Tag "Jetzt spreche ICH!" muss nicht unbedingt der des ganzen DPads entsprechen. Kann! Muss aber nicht.
Eine überladene Steuerung ist heutzutage keine Seltenheit mehr. Nicht nur hat ein richtig breites Mainstream-Spiel wie Assassin's Creed für jede Aktion eine Taste, sondern durch Gedrückthalten eines Triggers führt jede Taste wieder eine andere Aktion aus. Dann behelfen sich noch viele Spiele mit dem berüchtigten Waffenrad (oder auch mal zweien) zur Auswahl eines Schießprügels und das D-Pad dient als Schnellmenü oder um Befehle an PC-Kumpanen oder Multiplayerkameraden zu verteilen. Sogar die Behelfstasten unter den Analog-Sticks bekommen immer häufiger wichtige Aufgaben. Sprinten, schlagen, anvisieren.
Wenn man über die Menge an Aktionen, die man mit einem heute typischen 12-Tasten-Gamepad ausführen kann, einmal nachdenkt, dann ist es eigentlich nur lächerlich. Wer schon jahrelang so weitverbreitete Genres wie Shooter oder Action-Adventures auf Konsole zockt, hat sich ans glücklicherweise relativ gut einstandardisierte Layout gewöhnt, aber neue Spieler sind aufgeschmissen.
Tastenlayout von Assassin's Creed. Quelle: assassinscreed.de
Und mit aufgeschmissen meine ich: richtig aufgeschmissen. Mein Vater zockt schon seit 20 Jahren Videospiele, aber mit dem zweiten Stick wurde er abgehängt. Gut, jetzt ist mein Vater ein alter Mann und war ein Teenager, als Pong das Licht der Welt erblickte. Ist vielleicht nicht ganz der Maßstab. Aber ich denke da auch an Freunde in meinem Alter, die zwar mit den Konzepten aktueller Videospiele vertraut sind, aber sich mit einem Controller anstellen wie der letzte Mensch. Zumindest in meinen hochqualifizierten, durch lange Bestrahlung rechteckig geformten Augen. Und wer jetzt denkt: "Ach, der meint bestimmt Frauen", der soll sich bitte sofort in die Ecke stellen und schämen. Ich habe genügend Männer in meinem Freundeskreis, bei denen ich mir denke: "Okay, mit dem will ich 90 Prozent meiner Spielesammlung niemals spielen." Zum Schutz meiner Psyche, versteht sich.
Dass Konsolenspiele, und insbesondere Controller, so kompliziert sind, ist ein Riesenproblem - auch für uns "Elitegamer". So wird nämlich ein eigentlich mal als überaus zugänglich gedachtes Hobby auf einen so übertrieben hohen mechanischen Skill-Level gehoben, dass man den Spaß nicht mal wirklich mit Leuten teilen kann, die eigentlich auch gerne zocken - nur halt nicht so viel. Und selbst in simpleren Games ist man als versierter Tastendrücker dann doch irgendwo überlegen.
Es ist ein bisschen wie in einem Verein Fußball zu spielen und dann mit dem Neffen den Ball über den Platz zu kicken. Es macht schon Spaß und vor allem unterm sozialen Gesichtspunkt kann man ein oder zwei Stunden vergnügt rumblödeln, aber komplett stimulierend ist es dann auch wieder nicht.
Und, um mal etwas zu fabulieren: Könnte die komplexe Steuerung nicht auch der Grund sein, warum Spiele wie Assassin's Creed für den "Elitegamer" so frustrierend einfach sind? Vielleicht haben die Entwickler beim Testen entdeckt, dass die Controllereingaben für viele Otto-Normal-Menschen einfach zu viel sind, konnten aber die Steuerung nicht vereinfachen, ohne das Spiel zu verstümmeln. Stattdessen wurde der Schwierigkeitsgrad so angepasst, dass man nicht alle zur Verfügung stehenden Werkzeuge benutzen muss, um ans Ziel zu kommen - für den Fall, dass jemand nur mit einer Waffe und einem Stück Herumgesneake zurechtkommt.
Die Steuerung von League of Legends sieht bedrohlich aus - ein Anfänger braucht aber nur die Maus und die grauen Tasten.
An dieser Stelle denke ich, dass PC-Spiele mit Maus und Tastatur teilweise einsteigerfreundlicher sind. Eine Maus benutzt jeder. Eine Tastatur benutzt jeder. Das sind keine weltfremden Klötze mit bunten Tasten, bei denen man keine Ahnung hat, was sie tun. "LT? Was ist das?" oder "Was soll denn das runde Symbol mit R3 bedeuten?" Wer außerdem viel tippt, der muss nicht runter gucken und "die Taste suchen", wie ich es viel zu häufig beobachten musste. Natürlich ist das aber auch bei vielen Leuten nicht gegeben. Das Zweifinger-Suchsystem ist real, genauso wie die Spieler, die fragen, wo denn die Tabulator-Taste sein soll.
PC-Spiele haben nicht zuletzt dank der Maus als universelles und leicht zu bedienendes Werkzeug die Möglichkeit, schnell zugänglich zu sein - das gilt auch für Core-Spiele, zu denen sich beispielsweise Dota 2 oder LoL avanciert haben. Auch altbackenere Strategiespiele, wie Civilization 5 oder StarCraft 2, benötigen anfangs kaum mehr als einen Wackler mit dem Handgelenk und einen Klick. Allerdings ist das mehr ein Zeichen dafür, dass der Entwickler gute Arbeit geleistet hat und ein schönes Interface kredenzen konnte, als dass die PC-Eingabegeräte komplexe Spiele generell vereinfachen. Auf dem Rechner wird Assassin's Creed durch die andere Steuerung auch nicht intuitiver. Bei solchen Spielen bleibt es dabei, dass sich Spieler ein Muskelgedächtnis antrainieren müssen.
...aber auch PC-Spiele können es übertreiben.
Ich liebe meinen Xbox-Controller. Für mich ist er so etwas wie ein Symbol meiner Zunft. Eine Zunft bedeutet aber auch, dass alle ausgeschlossen werden, die nicht jahrelang das Handwerk gelernt haben. Damit ist der heutige Controller auch so etwas wie ein Symbol für Übermut, Elitismus und Einsamkeit - und vielleicht auch ein Symbol für eine Fehlentwicklung unserer Kultur.
Die Meinung in Beiträgen mit dem Tag "Jetzt spreche ICH!" muss nicht unbedingt der des ganzen DPads entsprechen. Kann! Muss aber nicht.
Kommentare
Themen
Jetzt spreche ICH!
Sparte - Wir haben eine Meinung und keine Angst, sie auch zu sagen! Manchmal labern wir aber auch nur Anekdoten vor uns her.
Spiele-Industrie
Themengebiet - Alles rund um die Spiele-Industrie.
Spielkultur
Themengebiet - Die Kultur des Spielens. Gepflogenheiten der Zockergemeinde.
Spielosophie
Sparte - Ob Analyse von Gameplay-Elementen, Gedanken zu Entwicklungen und Trends oder höhere Erkenntnisse im Themengebiet Videospiele - die Spielosophie ist das Coq au Vin unter den Pommes Frites.
Ich kann die Hier beschriebene Situation sehr gut nachvollziehen. Komme mit vielen Racern und auch "seriois" Tennisspielen (fernab von Mario Tennis) einfach nicht zurecht. Bin da irgendwie zu spät eingestiegen und habe daher leider auch ein Stück weit aufgegeben...