Digimon Story: Cyber Sleuth im Test

(Artikel)
Haris Odobašic, 09. März 2016

Digimon Story: Cyber Sleuth im Test

Das ewige Evolutionsroulette

Das ewige Duell Digimon gegen Pokémon konnte Nintendo schon vor langen Jahren für sich entscheiden. Und während Pokémon, noch immer, einen Erfolg nach dem anderen feiert und immer wieder neue Generationen von Kindern begeistert, lebt Digimon weiterhin im Schatten. Das ist vielleicht umso mehr Grund, dem aktuellen Digimon-Release etwas Aufmerksamkeit zu schenken, denn Digimon Story: Cyber Sleuth markiert das erste Mal in zehn Jahren, dass ein vollwertiges Digimon-Spiel sich auf eine große Konsole wagt, nämlich die PS4. Kann Bandai Namco so gegen Nintendo punkten?

Die Story ist schon mal interessant aufgebaut, wenn auch etwas klischeebehaftet. Durch einen Unfall im Cyberspace findet sich euer Charakter, der sowohl männlich als auch weiblich sein kann, in einer Situation wieder, in der er sowohl in der digitalen als auch der normalen Welt existieren kann. Während euer Körper im Krankenhaus auf der Intensivstation das Koma genießt, springt ihr also fröhlich durch die Welten. Denn Leute, die nach Spaziergang im Cyberspace plötzlich im Koma gelandet sind, findet man mittlerweile häufiger, und ihr sollt nun mithilfe einer Detektivin, die sich eurer annimmt, herausfinden, woran das liegt und wie man es rückgängig machen kann. Eure Begleiter bei diesem Abenteuer? Natürlich die Digimon!

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Meine persönlichen Erfahrungen im Bereich der Digimon-Spiele hat ein gewisses Bild in meinen Kopf gehämmert: alle Titel, die ich gespielt habe, drehten sich stark um die Aufzucht der Monster. Regelmäßiges Training, Fütterung und Säubern von Notdurften. Cyber Sleuth hingegen schlägt in eine ganz andere Kerbe und kommt als quasi traditionelles JRPG daher. Zufallskämpfe, Nebenquests und interessante Charaktere warten auf euch, wobei sich die Originalität meistens zurückhält und nicht abseits vorgestampfter Pfade wandert.

Das Kampfsystem beispielsweise ist der altbekannte Rundenkampf, bei dem sich die Digimon abwechselnd mit Standardangriffen und Spezialattacken prügeln. Taktische Nuance findet sich in Elementschwächen und Statuseffekten wieder, außerdem könnt ihr die Reihenfolge, in der gezogen wird, dezent beeinflussen. Und Digimon, die sich besonders gut verstehen, greifen auch mal zusammen für besonders verheerende Kombi an.

Richtig eigen ist das neueste Digimon-Spiel eigentlich nur, wenn es um die Entwicklung und das Training der Monster geht. Wie man es erwarten würde, könnt ihr eure Digimon entwickeln, wodurch sie zwar zurück auf Level 1 fallen, aber ihr maximales Level sowie ihre Fähigkeiten sich verbessern. Allerdings könnt ihr die Evolution auch rückgängig machen, was wiederum Boni für manche Fertigkeiten mit sich bringt. Das ist insofern wichtig und nützlich, da ihr an vielen Stellen im Evolutionsprozess die Wahl habt, zu was sich euer Digimon weiterentwickeln soll.

Diese einzelnen Evolutionen sind aber an Vorbedingungen geknüpft – beispielsweise ein bestimmter HP-Wert oder ein bestimmtes Level, die eben die Motivation dafür bieten, konstant mit den Evolutionsstufen eurer Digimon zu experimentieren, um immer stärkere Monster hervorzubringen und natürlich den Sammeltrieb zu befriedigen. Ohne Frage ist das auch eines der besten Elemente im Spiel: das Gotta-catch-em-all-Prinzip wirkt auch bei Digimon hervorragend.

Digimon-Cyber-Sleuth-Kampf

Was leider ziemlich enttäuscht, ist die Präsentation. Gute japanische Sprecher, ein passender Soundtrack sowie ein farbenfrohes und ansprechendes Artdesign sind zwar auf der Haben-Seite, aber Cyber Sleuth kann nicht verbergen, dass es eigentlich ein Vita-Titel ist. So sind die Areale häufig etwas trist und detailarm und zu keinem Zeitpunkt hatte ich das Gefühl, dass die PS4 sich hier überhaupt irgendwie anstrengen muss. Man kann ja nicht mal die Kamera drehen, was sich in Dungeons als ziemlich nervig herausstellt. Und auch im Animationsbereich wurde gespart: viele Attacken sind nicht komplett animiert! Stattdessen sieht man erst, wie euer Digimon eine Angriffsbewegung macht, dann Kameraschwenk zum feindlichen Digimon, wie es auf den Angriff reagiert, und fertig.

Auch Cyber Sleuth verhilft Digimon nicht zum Sieg über Pokémon. Auch wenn es ambitionierte Ideen mitbringt, wie eine vergleichsweise aufwändige Story und ein starkes Evolutionssystem, hapert es gelegentlich an der Umsetzung. Man sieht dem Spiel deutlich an, dass es eigentlich ein Vita-Titel ist, die Steuerung lässt eigentlich wichtige Features vermissen und aus dem Setting hätte man doch um einiges mehr herausholen können. Wenn es um "Gefangen in einer digitalen Welt" geht, haben wir gerade im japanischen Bereich wirklich schon Dutzende spannende Interpretationen. Cyber Sleuth findet sich eher im unteren Drittel wieder.

Doch diese Kritikpunkte lenken nicht davon ab, dass der Titel ein wichtiger Schritt vorwärts für die Digimon-Reihe ist. Früher verband man Digimon gerne mit simplen Kampfsystemen und Simulationselementen, die die Spiele auch mal zu glorifizierten Tamagotchis verkommen ließen. Cyber Sleuth fährt stattdessen auf der traditionellen JRPG-Schiene und macht auf dieser durchaus viel Spaß. Monster-Fans ohne Nintendo-Konsole oder auf Entzug bis zum Release von Pokémon Sonne und Mond, werden hier auf jeden Fall leckeres Futter finden. Haris

Digimon Story: Cyber Sleuth wurde auf der PS4 getestet. Ein Testmuster wurde uns von Bandai Namco zur verfügung gestellt.

Digimon Story: Cyber Sleuth

(Ranking)
B
RANK
Anständig. Stärken und Schwächen halten sich die Waage. Positive Überraschungen sind genauso selten wie negative. Unterm Strich muss man seine Spielzeit keinesfalls bereuen.

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05. Februar 2016
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Playstation 4
Plattform - Die Playstation 4 (PS4) von Sony ist eine Spielkonsole der 8. Generation. Sie erschien am 29. November 2013 europaweit als Nachfolger der Playstation 3.
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