DiRT Rally im Test

(Artikel)
Adrian Knapik, 10. Januar 2016

DiRT Rally im Test

Fresst meinen Staub!

Im echten Leben ist der Beifahrer ja meist eher unbeliebt, vor allem wenn es der eigene Partner ist. Da mutiert der eben noch geliebte und geschätzte Mensch zum kommandierenden, schreienden Etwas, das man am liebsten an der nächsten Ecke aussetzen möchte. In DiRT Rally jedoch wird der Beifahrer euer bester Freund, den ihr am liebsten mit einer Heißklebepistole an den Sitz befestigen wollt. Vor kurzem verließ die Rally-Simulation den Early-Access-Status, sodass nach unserer Preview jetzt der Test ansteht!

Simulation oder Casual?
Der normale Rally-Modus hat sich im Vergleich zur ersten Release-Version wenig verändert, aber das musste er auch nicht. Denn schon damals überzeugten die wichtigen Komponenten wie Fahrgefühl, Schadensmodell und Schwierigkeit ungemein gut. Jedes Auto besitzt andere Fahreigenschaften, sodass man immer einer neuen Herausforderung gegenüber steht, sobald man es austauscht. Während das eine Fahrzeug aufgrund seines Heckantriebs gerne in jeder noch so kleinen Kurve hinten ausbricht, klebt ein anderes wie auf Schienen, ist dafür aber deutlich langsamer unterwegs. Auch das Schadensmodell der fahrbaren Untersätze ist eine Klasse für sich: die Karosserie verkrümmt sich nach jeder Kollision oder heftigen Erschütterung mit. Man merkt förmlich, wie das Auto unter den Belastungen auf der Strecke leidet. Auch die Schadensabfrage ist sehr präzise, denn wenn man zum Beispiel häufig mit dem hinteren, linken Reifen gegen Objekte schlägt oder durch Schlaglöcher fährt, kommt es nicht gerade selten vor, dass der Reifen kurzerhand seine Kündigung einreicht und schneller weg ist, als dass man ihm eine Gehaltserhöhung anbieten könnte.

dirtrally_dreck

Mit insgesamt 39 Fahrzeugen aus den verschiedensten Klassen ist eine ordentliche Auswahl geboten, sodass man vom aufgepimpten kleinen britischen Mini aus den Siebzigerjahren bis zum sportlichen und beliebten Ford Focus ST von heute einen breit gefächerten Fuhrpark vor sich sieht. Dazu kann man, wie es sich für eine Simulation gehört, nach Herzenslaune am Auto herumschrauben, um das Fahrverhalten an die verschiedenen Bodenbeläge anzupassen. Wer dafür zu faul ist, kann hier aber auch ganz bequem die Standardeinstellungen wählen und fährt auch damit ordentliche Zeiten. So bietet DiRT Rally sowohl etwas für Enthusiasten als auch für Spieler, die nur mal eben eine Runde zwischendurch spielen.

Um den fahrbaren Untersatz auch während einer Meisterschaft mit sechs verschiedenen Etappen in Schuss zu halten, müsst ihr euch ein Technikerteam engagieren. Jeder Spieler erhält zu Beginn einen bereits eingestellten Techniker und im Laufe des Spiels schaltet man weitere vier Mechaniker-Slots frei. Je besser das eigene Technikerteam ist, desto mehr könnt ihr zwischen den Etappen reparieren - denn alle Reparaturen, die länger als eine halbe Stunde dauern, haben eine Strafzeit als Folge. Jeder Techniker verbessert sich durch seine Erfahrung und kann außerdem mit Spezialisierungen versehen werden, sodass eine bestimmte Wagenklasse oder explizite Teile des Wagens zügiger auf Vordermann gebracht werden.

dirtrally_nachtLicht aus! Beschädigt ihr eure Scheinwerfer, geben diese auch gern ihren Geist auf und ihr müsst im Dunkeln die Strecke befahren.

Mehr Inhalt
Neben den normalen Rally-Modus haben sich nun noch die Modi Hillclimb und Rallycross dazugesellt. In Hillclimb erklimmt ihr ohne Beifahrer (ich hätte ihn doch mit der Heißklebepistole an den Sitz kleben sollen!) mit eurem Wagen Berge, bis euch die Puste ausgeht. Dazu stehen euch auch spezielle Fahrzeuge mit extra potenten Heckspoilern zur Verfügung, um die Kurvenlage in den zahlreichen Kehren zu verbessern. Im Rallycross-Modus seid ihr nicht mehr allein auf der Strecke und fahrt in Rundkursrennen unmittelbar gegen Kontrahenten, um als erster ins Ziel zu kommen. Hier darf gerammt und geschoben werden, was das Zeug hält – was eine gelungene Abwechslung zum sonst ernsten und anstrengenden Teil von DiRT Rally bietet. Zudem bieten die Strecken coole Features, wie zum Beispiel eine zweite Streckenführung, die einmal pro Rennen gefahren werden muss.

Jede Strecke besitzt ihren eigenen Schwierigkeitsgrad und Tücken, die ihr bewältigen müsst. Während eine Strecke viel mit der Verengung der Fahrbahn in Kurven spielt, sodass ihr besonders vorsichtig fahren müsst, hat eine andere Strecke viele Schlaglöcher und Unebenheiten, sodass ihr öfter mal keine Kontrolle über euer Fahrzeug habt. Ebenso wird mit den verschiedensten Bodenbelägen wie Asphalt, Schnee, Eis, Matsch und Schotter gearbeitet. Dabei gibt es oft noch Abstufungen wie feiner Schotter und grober Schotter, auf den ihr Acht geben müsst. Jeder Bodenbelag hat dabei andere Auswirkungen auf das Fahrgefühl, was ein tolles Spielerlebnis bietet und euch immer wieder vor Herausforderungen stellt. Wenn mitten in der Kurve der dicke Schnee plötzlich zu einer einzigen Eisbahn wird, küsst man schneller die Streckenwand (wenn eine vorhanden ist), als man blöd gucken kann.

dirtrally_hillclimtDie Hillclimb-Fahrzeuge bestechen mit einer einzigartigen Optik.

Im Versus-Multiplayer könnt ihr mit bis zu sieben Gegnern in Rallycross-Events euren Frust rauslassen und eure Runden drehen. Das Matchmaking funktioniert gut und es ist stets schnell eine Lobby gefunden. Zum unmittelbaren PVP-Multiplayer gesellen sich noch die Events dazu. Diese gibt Codemasters vor und stehen jedem Spieler zur Verfügung. Unterschieden wird zwischen täglichen, wöchentlichen und monatlichen Events, wobei maximal sechs davon gleichzeitig stattfinden können. Jedes Event hat seine vorgegebene(n) Etappe(n) und entweder ein explizites Auto, mit dem man fahren muss, oder ein paar Modelle zur Auswahl. In solch einem Event habt ihr jedoch nur einmal die Chance, eure Bestzeit zu fahren – sobald ihr die Ziellinie überquert habt, wird eure Zeit auf die Server hochgeladen und ihr könnt euch in internationalen Bestenlisten vergleichen. Wenn das Event abgelaufen ist, bekommt ihr eine Nachricht, in welchem Teil der Bestenliste ihr euch bei Abschluss aufgehalten habt – ob im unteren, mittleren, oder oberen Bereich – und werdet anschließend mit einer entsprechenden Geldsumme belohnt. Die Multiplayer-Events sind vor allem gut für Spieler in den Anfängen, da ihr hier das Fahrzeug gestellt bekommt und so auch neue Karren ausprobieren könnt, bevor ihr sie kauft.

Da fliegt der Schotter
Die Grafik von DiRT Rally liegt auf Top-Niveau. Vor allem die Fahrzeug und Streckentexturen überzeugen mit einem hohen Detailgrad, aber das eigentlich überwältigende sind die zahlreichen Partikel und Wettereffekte. Gebt ihr auf Schotter, Schnee oder ähnlichem Belag Vollgas oder driftet elegant durch eine Kurve, fliegt der Untergrund nur so über den Monitor. Eure Karosserie sammelt mit der Zeit immer mehr Dreck und verdeckt so die zahlreichen Sponsoren immer mehr. Zwar enttäuscht in seltenen Momenten die weiter entfernt liegende Umgebung etwas mit spärlichen Texturen, aber das merkt man nur, wenn man sich ausdrücklich darauf konzentriert – und wer das tut, wird sowieso sofort bestraft und fliegt aus der nächsten Kurve, weil man immer für die kleinsten Unaufmerksamkeiten bestraft wird.

dirtrally_landschaftWährend manche Landschaften prall gefüllt und schön anzusehen sind, bestechen andere eher mit Abwesenheit von Objekten.

Auch eure Ohren bekommen ihren Teil vom Kuchen ab und erhalten ein Sound-Spektakel allererster Güte. Die Motorensounds sind satt und realistisch, der Beifahrer schreit einem die nächste Kurve entgegen und versorgt einen mit wichtigen Informationen, während eure Reifen jeden noch so kleinen Stein vom Boden aufwirbeln und gegen eure Karosserie prasseln. Da kommt spätestens das richtige Rally-Gefühl auf. Auch bei der Musikauswahl in den Ladepausen und in den Menüs wurde etwas nachgebessert und ein wenig Variation eingebracht, auch wenn es noch etwas mehr sein könnte. Der eigentliche Spielspaß leidet aber nicht darunter, weshalb man hier auch ohne weiteres drüber hinweg schauen kann.

DiRT Rally ist das überzeugendste Rally-Erlebnis der letzten Jahre. Während man nicht sagen kann, dass es eine wirklich hundertprozentige Simulation ist, schafft es Codemasters aber, sowohl den Anspruch der Rallyexperten zu bedienen als auch Gelegenheitsspieler bei der Stange zu halten. Lediglich absolute Anfänger werden wohl überfordert sein – mit etwas harter Übung werden aber auch sie zum Erfolg kommen. Hier fühlt sich einfach alles richtig an und es freut mich, dass Codemasters nach DiRT 3 wieder ein solch hervorragendes Rally-Spiel veröffentlicht. Adrian

Dirt Rally wurde auf dem PC (Windows 10 64-bit, Intel Core i5-4670, 16 GB RAM, Radeon R9 270X) getestet. Ein Testmuster wurde uns von Codemasters zur Verfügung gestellt.

Dirt Rally

(Ranking)
S
RANK
Herausragend. S-Spiele erweitern Horizonte. Sie bieten intensive Erlebnisse oder halten den Spieler noch lange am Bildschirm gefesselt. Selbst wenn man sie nicht jedem empfehlen kann, will man doch mit jedem über sie reden.

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19. April 2024 um 19:57 Uhr
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RELEASE
07. Dezember 2015
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