Clandestine im Test

(Artikel)
Haris Odobašic, 02. Dezember 2015

Clandestine im Test

Nur zu zweit genießen

Es ist ein bisschen verwunderlich, dass trotz der vielen Jahre Videospielgeschichte das Konzept von zwei Spielern, die kooperativ ganz unterschiedliche Aktionen ausführen müssen, nie so wirklich oft Verwendung gefunden hat. Asymmetrical Coop genannt, findet dieses Feature meist nur Verwendung, um dem ersten Spieler eine kleine Assistenz zu sein, wie man zum Beispiel in Mario Galaxy sieht, wo Spieler 1 mit Mario fröhlich die Level durchstöbert und Spieler 2 ein paar Dinge nebenbei abknallt. Und dabei würde man erwarten, dass dieser Denkansatz doch so viele Möglichkeiten bieten würde. Clandestine ist nun ein Versuch, dieses Konzept so zu realisieren, dass beide Spieler gleichberechtigt sind: einer als Hacker, der andere als Spion.

Clandestine-Katya-Verkleidung

Katya, die Spionin, erinnert dabei an typische Helden aus Stealth-Spielen wie Splinter Cells Sam Fisher. Geschlichen wird in der dritten Person und Kampf sollte gemieden werden, denn viel Einstecken ist nicht. Eure Waffen sind der letzte Ausweg. Stattdessen gilt es eher, Feinde geschickt zu umkurven, sie lautlos auszuschalten oder mit einigen kleinen Gadgets für Ablenkung zu Sorgen. Martin hingegen ist der Hacker und gibt von außerhalb des Missionsortes Unterstützung. Er hat zum Beispiel eine Übersichtskarte, auf der er Gegner sieht und sie markieren kann, damit sie auf dem HUD von Katya erscheinen. Aber als Hacker ist er natürlich auch in der Lage, in die gegnerischen Computersysteme einzudringe,n um zum Beispiel Videokameras zu übernehmen oder Türcodes zu knacken.

Der Clou des Spiels ist, dass die beiden immer aufeinander angewiesen sind. An manchen Türen geht es nicht weiter ohne einen Türcode, den nur Martin hacken kann. Aber um Zugriff auf den Server zu erhalten, muss Katya erst mal ein Gadget an einem PC befestigen. Doch dieser PC wird natürlich von einer Kamera überwacht, die Martin wiederum steuern kann. Und solche Verzahnungen gibt es im Spiel andauernd.

CLandestine-Katya-Nahkampf

Entsprechend ist eine gute Kommunikation wichtig. Das Spiel bietet zwar ein Text-Chat-Interface, in dem der Hacker der Spionin Infos zukommen lassen kann, aber im Eifer des Gefechts ist das eher suboptimal. Voice Chat ist eigentlich Pflicht, denn nur so kann man sich wirklich flüssig abstimmen und muss nicht dauernd Frusttode sterben, weil man nicht richtig kommunizieren konnte. Voice Chat ist aber natürlich auch super, um mehr Spannung entstehen zu lassen. Wenn man zum Beispiel als Martin verzweifelt einen Türcode hackt, während Katya ungeduldig vor der Tür wartet, und man dann im Augenwinkel auf der Übersichtskarte sieht, dass die Patrouille gerade wieder zu dieser Stelle marschiert. Da entstehen Dialoge, die definitiv nicht jugendfrei sind.

clandestine-martin-hacker

Der asymmetrische Koop ist die größte Stärke, aber auch gleichzeitig die größte Schwäche von Clandestine. Denn während sich der Hacker-Part wirklich gut spielt, ist Katyas Haut nicht ganz so angenehm zu tragen. Sie bleibt zum Beispiel gerne an Ecken hängen. Doch am deutlichsten merkt man die Steuerungsprobleme in Feuergefechten. Sie hält sowieso schon wenige Kugeln aus, aber das eigene Zielen ist eine leichte Qual. Wenn man mal entdeckt wird und stirbt, liegt es in der Regel daran, dass man trotz guter Distanz zum Gegner und perfekt ausgerichtetem Fadenkreuz auf magische Art und Weise dennoch daneben feuert. Immer und immer wieder. Vielleicht ist es Absicht, um Spieler davon abzubringen, einen auf Rambo zu machen, aber im Endresultat ist es der größte Frustfaktor im Spiel. Wenigstens sind die Checkpoints gut gesetzt – wenn man scheitert, muss man selten mehr als ein paar Minuten nachspielen.

Neben der Story und Einzelmissionen gibt es auch einen Singleplayermodus, in dem man zwischen den Charakteren wechseln kann, aber das stellt sich als eher witzlos heraus. Das Wechseln von Hacker zu Spion und wieder zurück reißt einen meist aus dem Spiel heraus, so richtige Immersion entsteht da nicht. Clandestine ist auf Koop ausgelegt und sollte auch so gespielt werden.

Clandestine-Katya-Spion

Die technische Umsetzung befindet sich eher am unteren Ende des Spektrums. Grafik auf solidem Niveau der letzten Konsolengeneration und eine meist unfreiwillig komische Synchro zeigen, dass das Budget nicht allzu groß war, stören aber auch nicht wirklich das Spielerlebnis.

Clandestine ist so ein typischer Geheimtipp. Einige Ecken und Kanten verhindern, dass das Spiel jemals die breite Masse erreichen wird, aber wer sich darauf einlässt, wird doch viele spannende und intensive Stunden erleben können, an die man sich später noch gerne erinnert. Wichtig ist nur, dass ihr und euer Koop-Partner auf einer Wellenlänge seid, denn hier entscheidet sich, ob Clandestine ewiger Frust oder eines der besseren Spiele dieses Jahres ist. Haris

Clandestine wurde auf dem PC (Windows 10 64-bit, Intel i7-3610QM, 8 GB Ram, Geforce GTX 660M) getestet. Ein Testmuster wurde uns von Logic Artists zur Verfügung gestellt.

Clandestine

(Ranking)
B
RANK
Anständig. Stärken und Schwächen halten sich die Waage. Positive Überraschungen sind genauso selten wie negative. Unterm Strich muss man seine Spielzeit keinesfalls bereuen.

Kommentare

Ben
03. Dezember 2015 um 11:49 Uhr (#1)
Die Idee finde ich großartig. Asymmetrischer Koop + Stealth, das ist total mein Spiel! Werde ich nächstes jahr definitiv nachholen.
Gast
28. März 2024 um 20:11 Uhr
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RELEASE
05. November 2015
PLATTFORM
PC
Plattform - PC-Spiele haben mit die älteste Tradition. Heutzutage laufen die meisten Games unter dem Microsoft Windows.

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