Van Helsing: Final Cut im Test

(Artikel)
Adrian Knapik, 29. November 2015

Van Helsing: Final Cut im Test

Mehr Mittelmaß geht nicht

Das Epos findet sein Ende. Der letzte Teil der Van-Helsing-Reihe erscheint mit dem Untertitel Final Cut und macht damit klar: hiernach kommt nichts mehr. Und um der Serie einen würdigen Abschied zu bescheren, möchte man natürlich noch mal alles rausholen. Ob aber The Incredible Adventures of Van Helsing: Final Cut seine Arbeit gut macht, oder ihr lieber die Finger vom Diablo-Klon lassen solltet, erzählen wir euch in diesem Test. Eins steht aber schon fest: der offizielle Name ist auf jeden Fall so lang, dass die Entwickler sich dafür schon eine Medaille abholen dürfen.

Technische Probleme unter Windows 10: Auf vielen Rechnern mit Windows 10 plagen Abstürze die Spieler, die immer nach ungefähr 15 Minuten Spielzeit auftreten. Schuld ist der im Hintergrund laufende Windows-Dienst für die Bildschirmtastatur, der aber ohne Probleme vor Spielstart einfach abgeschaltet werden kann. Bei vielen hilft dieser Workaround, andere klagen auch nach der Deaktivierung über regelmäßige Abstürze. Ein Patch soll sich aber bereits in Arbeit befinden. Eine Abwertung aufgrund dieses Bugs erfolgt nicht.


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Wie die drei vorigen Teilen ist auch Final Cut ein Hack'-n'-Slay-Abenteuer mit Rollenspielelementen und massig Loot. Gleich zu Spielbeginn dürft ihr euren Charakter aus einem Pool von sechs Klassen wählen, die sich alle in ihren Werten und Kampfarten von Grund auf unterscheiden. Damit jeder Spieler seine liebste Spielweise wiederfindet, ist vom übelsten Tank bis zum zerstörerischen Zauberer alles dabei. Auch exotische Klassen, wie ein Mechaniker, der lauter tödliche Gerätschaften erbauen kann, werden geboten. Natürlich gibt es also auch sechs verschiedene Skill-Bäume, die darauf warten, von euch freigeschaltet zu werden. Zu jedem Charakter kommt noch weibliche Begleitung in Form von Katharina, einem Geist, der euch im Kampf hilft und in den Gesprächen mit NPCs für lauter lustige Sprüche sorgt. Wenn man es genau betrachtet, rettet Katharina die etwas drögen Gespräche davor, in die Bedeutungslosigkeit abzudriften, indem sie sich immer wieder zwischen Van Helsing und dem Gesprächspartner drängt und ihren Senf dazugibt.

Sowohl der eigene Charakter als auch Katharina sammeln Erfahrungspunkte für das Schnetzeln von Monstern und Abschließen von Quests. Auf jedem neuen Level erhaltet ihr dann Charakterpunkte und Fähigkeitspunkte, die ihr dann auf eure Werte und Fähigkeiten verteilen könnt. In unregelmäßigen Abständen könnt ihr neben euren aktiven auch mächtige Passivfähigkeiten skillen, die euch zum Beispiel eine 50 Prozent schnellere Lebenspunkte-Regeneration oder eine größere Goldausbeute bescheren. Wie bei einem selbst, kann man auch Katharina auf seine Bedürfnisse ausrichten und verschiedene Fähigkeiten für ihre drei Kampfarten Nahkampf, Fernkampf und Spirituell auswählen. Während die ersten beiden selbsterklärend sind, ist Spirituell ein Zustand, in dem Katharina nicht aktiv in den Kampf eingreift, sondern den Spieler mit verschiedenen Zaubern bufft, damit man stärker wird oder mehr aushält.

Auch Waffen und Rüstungen sind an die Level gebunden. Da man aber über 95 Prozent der Zeit nur Gegenstände für das aktuelle Level findet, fällt das gar nicht weiter auf. Generell rückt der Aspekt des Loots weit in den Hintergrund, da man nie das Gefühl hat, dass es nötig ist, jetzt seine Ausrüstung aufgrund von zu starken Gegnern zu wechseln. Oft reicht eine einfache Rüstung von vor fünf Leveln aus, um auch mit den größten Gegnerhorden klarzukommen. Man findet also zwar ständig Gegenstände, mit denen man sich aber letztendlich nicht sehr intensiv beschäftigt. Ab und an, wenn man mal in der Nähe eines Händlers ist, huscht doch mal ein Blick durch das Inventar, um dann den größten Teil an Items wieder zu verkaufen. Auch Gold findet man viel zu inflationär im Laufe des Spiels, sodass man Sachen wie eine anfangs teuer erscheinende Respawn-Gebühr am Todesort locker wegsteckt ohne mit der Wimper zu zucken. Hier hätte man gut an ein paar Schrauben drehen können, um den Spielverlauf ansprechender und vor allem schwieriger zu gestalten, denn so sind Tode oder auch epische Items eher unspektakulär.

vanhelsingfinalcut_charaktereDie sechs Charakterklassen in ihrer Standard-Tracht.

Die Welt von Van Helsing ist im Steampunk-Stil gehalten. Viele Maschinen, viel Dampf, aber auch einiges an Fantasy prägen das Bild. Dadurch gibt es auch die verschiedensten Monsterarten, vom alles zerstörenden Mech-Feuerroboter bis zum sich teleportierenden mysteriösen Geschöpf. Man wird also häufig durch neue Gegnerarten überrascht und muss seinen Kampfstil auch dementsprechend anpassen. Wie in einem typischen Hack 'n' Slay ist zwar die meistgewählte Taktik gemäß dem Motto "No risk, no fun – drauf da!", was sich aber manchmal schnell als Fehler herausstellt. Ganz ohne Nachdenken geht's dann doch nicht.

Das Kampfsystem funktioniert sehr gut und fühlt sich rund an, man bekommt die Fähigkeiten von Gegnern unter deren Lebensbalken präsentiert, sobald man sie angreift oder die Maus über sie bewegt und die eigenen Fähigkeiten machen Spaß und sind toll animiert. Durch die große Auswahl ist es auch immer wieder schwierig, sich zu entscheiden, wo man nun seine Fähigkeitspunkte hineinstecken möchte, denn irgendwie soll diese Fähigkeit stärker werden, aber auch die andere ist einfach verdammt cool anzusehen. Jeder Skill kann außerdem noch mit Power-Ups verstärkt werden, die man allerdings erst benutzen kann, wenn man genug Rage angesammelt hat, das man durch das Töten von Gegnern erhält. Damit die Fähigkeiten durch manche Power-Ups wie die doppelte Schlagkraft aber nicht zu übermächtig werden, ist die Rage-Anzeige meistens schon nach zwei Benutzungen komplett leergesaugt. In hektischen Kämpfen ist also Konzentration angesagt, meistens um die richtigen Tasten zu treffen und dabei nicht das Zeitliche zu segnen.

So schön die einzelnen Gebiete der Welt von Van Helsing auch sind, sieht man der Grafik mittlerweile eine dicke Staubschicht an. Viele Texturen sind einfach verwaschen und auch ein Großteil der Animationen ist eher altbacken. Vor allem in den ruhigen Passagen zwischen den Kämpfen (von denen es nicht viele gibt), fällt das stark auf – in Kämpfen verwandelt sich der Bildschirm sowieso in ein riesiges Wirr-Warr an Zahlen, Monstern und Explosionen. Auch die Sounds von manchen Angriffen erscheinen manchmal etwas plump, während andere einfach genial sind und das Kampfgeschehen aufheitern. Dem gegenüber steht die wirklich grandiose Musik, die einen durch das Spielgeschehen begleitet. Schon die Musik im Hauptmenü reißt mit und macht Lust auf mehr – so muss Musik bei Spielen sein!

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The Incredible Adventures of Van Helsing: Final Cut hinterlässt gemischte Gefühle bei mir. Einerseits macht das Monsterschnetzeln schon irgendwo Laune, aber irgendwo fehlt dann doch die Langzeitmotivation, um einen bei der Stange zu halten. Dinge wie das Loot-System werden viel zu schnell überflüssig. Auch richtige Herausforderungen werden zu selten geboten. Für einen kurzweiligen Koop-Spaß mit bis zu vier Spielern ist es aber ein gutes Hack 'n' Slay. Adrian

The Incredible Adventures of Van Helsing: Final Cut wurde auf dem PC getestet. Testmuster wurden uns von NeoCore Games zur Verfügung gestellt.

The Incredible Adventures of Van Helsing: Final Cut

(Ranking)
B
RANK
Anständig. Stärken und Schwächen halten sich die Waage. Positive Überraschungen sind genauso selten wie negative. Unterm Strich muss man seine Spielzeit keinesfalls bereuen.

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06. November 2015
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