Agar.io

(Artikel)
Paul Rubah, 29. Oktober 2015

Agar.io

Manchmal gewinnt man, manchmal verliert man

Agar.io ist wahrscheinlich das simpelste Gratis-MMO der Welt. Das Spiel, das genauso heißt wie seine Domain, ist eigentlich nur ein Feeding Frenzy mit Multiplayer. Wer Feeding Frenzy nicht kennt: Ihr beginnt als kleiner Fisch und könnt nur Dinge essen, die kleiner sind. Dadurch werdet ihr größer. Im Umkehrschluss ist aber auch alles, was größer ist, eine tödliche Gefahr. Also heißt es: wachsen, wachsen, wachsen! Es ist ein Spielprinzip, das schon hunderte süchtigmachende Spiele erfolgreich verwendet haben, vom angesprochenen Feeding Frenzy bis zur Katamari-Reihe. Und in Agar.io fresst ihr halt nicht nur lebloses Plankton, sondern auch andere Spieler.

Ihr beginnt als Mini-Zelle. Die gute Nachricht: Als neuer Spieler ist man megaschnell! Je dicker die Zelle, desto langsamer wird man. Außerdem hat man zu Beginn so wenig Nährwert, dass sich kaum ein fetterer Spieler für eure im Zickzack umherflitzende Erscheinung die Mühe macht. Das ist toll, weil dieses Konzept schon mal frustrierende Zehn-Sekunden-nach-Spawn-Tode ausschließt - es sei denn, ihr habt wirklich sehr viel Pech und alle eure Mitspieler sind ums Verrecken gierig.

agario-01Das Schnitzel wird euch holen!

Und mit der Gier ist das so eine Sache, die kann einem nämlich gerne mal zum Verhängnis werden. Alle Zellen haben nämlich einen Trick drauf, wie sie kleinere, schnellere Artgenossen doch einfangen können: Sie schießen die Hälfte ihrer Masse hinaus. Ist der Gegner merklich kleiner als die eigene Hälfte, heißt es SCHLORP und man ist so richtig schön satt und vollgefressen. Das kann auch kaskadieren: Sind genug Zellen in verschiedenen Größen auf einem Haufen, kann man sich mit einem Schuss alle auf einen Schlag in der schnellen Wachstumsphase einverleiben. Lecker! Das Blöde an dem Trick ist natürlich, dass man sich automatisch verwundbarer macht. Da draußen gibt es genügend Giganten, die nur darauf warten, dass sich ein Konkurrent halbiert, um ihn sich mit triefendem Maul in den fetten Rachen zu stopfen. Immerhin wird man als Zellkonglomerat auch schneller, man kann das also in der Not auch als Fluchttaktik verwenden. Geht aber meist schief. Immerhin wachsen die Teile wieder zusammen, wenn man genug gefuttert hat.

Es ist wirklich interessant zu beobachten, wie sich so auf Servern kleine Biotope bilden. Stolpert man als mittelgroße Zelle etwa mal auf ein zufällig sehr großes Futter-Reservoir, tut man sofort alles, um die Nahrungsquelle gegen Emporkömmlinge zu verteidigen, die einen Split nicht wert sind, aber durch ihr Herumgezuckel trotzdem einen erheblichen Vorratsanteil wegnaschen können. Auch symbiotische Beziehungen können entstehen. Dadurch, dass es möglich ist, andere Spieler mit eigener, neutraler Masse zu füttern, können sich große und kleine Spieler unterstützen, was zu Mini-Allianzen führen kann. Mich wollte etwa schon mal eine gleichgroße Zelle herunterschlucken und ich dachte mir: "Pfff, was willst du? Ich bin nur Millimeter kleiner, du kannst mich nicht fressen." Dann kam so ein winziger Vogel angerauscht und hat dem anderen Kerl mehrere Drops in den Hintern gestopft, so dass er gerade groß genug war, um mich zu überlappen! Unheiliges Bündnis!

agario-02Mein Team verliert - kein Wunder bei solchen fetten Oschis!

Zusätzlich gibt es noch die Viren. Die stacheligen, grünen Objekte dienen vor allem frischen Spielern als Schutz, denn die können sich darin verstecken. Große Blobs müssen dagegen drumherum schwabbeln. Viren dienen aber nicht nur der Verteidigung, sondern können auch als Angriff genutzt werden. Opfert man ein wenig von seiner Masse und schießt sie hinein, feuert das Virus zur anderen Seite wieder raus. Wer getroffen wird, muss rundherum Masse abgeben, die sich jeder problemlos hineinstopfen kann. So wird man dann auch den Behemoth auf den Leaderboards in gemeinsamer Arbeit los. Apropos gemeinsame Arbeit: Man kann auch als Teams spielen. Dann kämpfen drei Fraktionen um die Server-Vorherrschaft.

Agar.io ist wirklich faszinierend. Es bietet den sozialen Aspekt von MMOs ohne ein Chatfenster, verleiht einem simplen Spielprinzip ausreichend Tiefe, um tatsächlich so etwas wie Strategien entwickeln zu können, und ist sogar so clever, dass es gewaltige Spieler quasi zu Raid-Bossen macht, die alle anderen gemeinsam besiegen wollen. Das Spiel hat sich in einer Nacht zu meinem derzeit liebsten Pausenfüller entwickelt. Wenn ihr mich aufessen (oder füttern) wollt, dann haltet doch einfach auf den europäischen Servern nach "Schnitzel" Ausschau!

Agar.io wurde im Webbrowser getestet. Das Spiel ist gratis.

Agar.io

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A
RANK
Reife Leistung. A-Spiele machen alles richtig oder sind nah dran. Kleine Schwächen werden durch Stärken mehr als wett gemacht. Das ist Spieldesign auf hohem Niveau.

Kommentare

Ben
04. November 2015 um 14:15 Uhr (#1)
Habe auf dem iPad gespielt, da hat man manchmal die eigenen Finger im Weg und sieht nicht alle Gegner.
Gast
19. April 2024 um 20:35 Uhr
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18. April 2015
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