Happy Home Designer im Test

(Artikel)
Haris Odobašic, 14. Oktober 2015

Happy Home Designer im Test

Putziges Animal Crossing ohne Herausforderung

Animal Crossing ist eine von Nintendos größten Erfolgsgeschichten und wenn man eines von Nintendo gewohnt ist bei erfolgreichen Titeln, dann, dass irgendwann Spin-Offs folgen. Manch einer mag es als Geldmacherei verunglimpfen, aber es ist keine Frage, dass die Ableger-Titel normalerweise von hoher Qualität sind und entsprechend berechtigt ihre Fans finden. Daher ist es vielleicht die größte Überraschung, dass Nintendo so lange gebraucht hat, um auch Animal Crossing entsprechend aufzuspalten. Doch nun ist Happy Home Designer da und verspricht, eure Kreativität herauszufordern, geht es doch darum, euer Talent als Einrichtungsgenie zu beweisen. Gelingt Nintendo erneut ein Treffer?

Wieder landet ihr in einer Stadt, aber dieses Mal nicht etwa im höchsten Amt als Bürgermeister, sondern als Angestellter bei ImmoNook. Eure Aufgabe ist es, einerseits die Häuser der Bürger einzurichten, andererseits aber auch beim Bau öffentlicher Gebäude zu helfen. So seid ihr quasi im Wechsel damit beschäftigt, ein paar normale Wohnhäuser zu verschönern, ehe es dann darum geht, beispielsweise eine Schule oder eine Konzerthalle schick zu machen. Wobei sich im Spielablauf trotz unterschiedlicher Gebäudetypen wenig ändert: ihr habt immer gewisse Möbel-Vorgaben, die ihr erfüllen müsst - nur die Flächen ändern sich.

Das Einrichten ist dabei wirklich kinderleicht. Ein etwas verbessertes Touchscreen-Interface im Vergleich zu New Leaf macht es zu einem wahren Genuss, die Häuser einzurichten. Möbel perfekt platzieren und ausrichten gelingt immer, Steuerungsfrust kommt niemals auf, wodurch man sich eben voll und ganz darauf konzentrieren kann, seine Kreativität auszuleben. Schön sind auch die Neuerungen im Bereich der Außeneinrichtung, wo man verschiedenste Häusertypen auswählen kann und eine Vielzahl an Möbeln zur Platzierung zur Verfügung steht. Jetzt kann man sein Haus mit mehr als nur ein paar Blümchen vorm Eingang personalisieren!
Ich glaube, jeder wird, nachdem er dieses Feature bei Happy Home Designer ausprobiert hat, innig Nintendo anbetteln, es auch im nächsten, richtigen Teil anzubieten.

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Kinderleicht ist aber nicht nur das Einrichten, sondern das gesamte Spiel. Wenn man nämlich das Spieldesign etwas durchleuchtet, fällt schnell auf, wie simpel jede Einrichtungsmission gestrickt ist. Denn eigentlich müsst ihr nicht mehr machen, als die vorgegebenen Items zu platzieren und seid schon fertig. Alles, was ihr extra macht, ist nur Kür für euch persönlich, die keinerlei Einfluss auf das Spiel hat. Natürlich spielt man Happy Home Designer nicht, um eben nur das Minimum zu erfüllen, aber ein bisschen ausgetrickst kommt man sich doch vor, wenn man eine gute halbe Stunde ein Haus designt und das vom Spiel nicht gewürdigt wird.

Ich persönlich empfand das doch irgendwann als demotivierend. Klar macht man weiter, weil man mit jedem Auftrag weitere Möbel freischalten kann, aber irgendwie sticht sich das Konzept dieses Spiels mit dem Rest der Reihe. Animal Crossing war schon immer ein sehr frei gestaltetes Spiel, in dem jeder Spielertyp sich wiederfinden konnte. Vom ruhigen Entspanner bis zu Leuten, die mit einem etwas typischeren Gamer-Gedankenzug an die Sache gehen und sich immer neue Herausforderungen suchen. Letztere Art von Spielern wird dieses Mal vollkommen vernachlässigt.

Ansonsten bietet Happy Home Designer viel, was man von Animal Crossing schon gewohnt ist. Grafikstil und Musik ähneln den Vorgängern, es versprüht also den gleichen Charme. Manch einer mag es Stagnation nennen, aber um ehrlich zu sein habe ich gar keine große Lust, dass sich in diesen Bereichen viel ändert. Es fällt einfach schwer sich vorzustellen, dass hier mehr Polygone und Pixel wirklich auch mehr Qualität bringen könnten. Weitere Neuerungen sind eher mit der Lupe zu suchen, wie zum Beispiel die NFC-Unterstützung. Wer amiibo-Karten hat, kann so seine Lieblingsbewohner anrufen, um ihr Haus einrichten zu dürfen. Ist eher eine Spielerei, aber lässt zumindest die Frage offen, ob auch ein Teil der Hauptserie diese Möglichkeit bieten wird. Es wäre doch traumhaft, wenn man sich direkt per amiibo-Karte seine Wunschbewohner herzaubern könnte, statt ungewollte Gäste langwierig wegekeln zu müssen und dann zu bangen, ob die Leute, die zuziehen, die richtigen sind oder nicht.

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Animal Crossing: Happy Home Designer ist ein Beweis für Nintendos vielleicht einzigartige Fähigkeit, einzelne Details aus ihren Spielen herauszunehmen, um sie dann in vollwertige Titel zu verwandeln. So nimmt man hier den Einrichtungsteil aus Animal Crossing, eine Nebentätigkeit wie jede andere, und baut drum herum ein kompetentes Spiel. Leider ist Happy Home Designer aber nicht ohne Macken. Wo Animal Crossing noch ein Minimum an Herausforderung bietet, zum Beispiel dadurch, dass man sein Haus abbezahlen muss oder auch mal etwas schwerere Nebenaufgaben, wie die Jagd nach Fischen und Insekten, fehlt diese vollkommen bei Happy Home Designer. Alle Aufgaben, die euch das Spiel vorsetzt, sind mit minimalstem Aufwand zu lösen und das ist schade. Ein Bewertungssystem hätte hier schon sehr geholfen, zu verhindern, dass sich doch relativ schnell Routine einstellt. Animal-Crossing-Fans können zugreifen, aber eigentlich macht Happy Home Designer vor allem eines: Hunger auf das nächste Spiel der Reihe, wo hoffentlich die guten Ideen dieses Titels voll übernommen werden.Haris

Animal Crossing: Happy Home Designer wurde auf dem 3DS getestet. Ein Testmuster wurde uns von Nintendo zur Verfügung gestellt.

Animal Crossing: Happy Home Designer

(Ranking)
C
RANK
Gut gemeint. C-Spiele haben ihre strahlenden Momente, aber in entscheidenden Situationen wird großes Potential verschenkt. Über keine anderen Spiele kann man sich so sehr ärgern.

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02. Oktober 2015
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New Nintendo 3DS
Plattform - Überarbeitete Version des Nintendo 3DS mit einem neuen Prozessor und verbessertem 3D-Effekt. Der N3DS hat einen zweiten Stick und zwei zusätzlichen Schultertasten. Am 11. Oktober 2014 in Japan erschienen, ist er europaweit seit dem 13. Februar 2015 erhältlich.
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