F-Secure Freedome

(Artikel)
Haris Odobašic, 18. August 2015

F-Secure Freedome

Schutz der Privatsphäre und Umgehung von Geo-Sperren

Wir alle werden überwacht. Nicht erst seit den Snowden-Enthüllungen ist klar, dass quasi jede Bewegung im Internet, die man macht, protokolliert von einer oder mehreren Stellen wird. Vom "harmlosen" Tracking-Cookie, der einem die Werbung über mehrere Seiten hinweg mitschleppt, bis hin zu detaillierten Bewegungsprofilen, ganz zu schweigen von dem, was Geheimdienste so alles im Namen der Gerechtigkeit und entgegen jeder Unschuldsvermutung bevorraten. Es ist deswegen nicht verwunderlich, dass so manch einer nach Möglichkeiten sucht, sich wieder etwas Anonymität zurück zu erkämpfen. VPNs sind dabei eine der gängigsten Möglichkeiten: der Internetverkehr wird verschlüsselt über einen fremden Server getunnelt. Die Seiten, die man besucht, sehen eben nur diesen fremden Server und können die Anfrage nicht zu einem selbst zurückverfolgen. Eine Anbieter solch eines VPN-Dienstes ist F-Secure, eigentlich bekannt als Anti-Viren-Hersteller, die ihr Produkt Freedome auf der Gamescom dabei hatten, welches nicht nur VPN-Verbindungen über mehrere Plattformen hinweg ermöglichen soll – Windows, Mac, iOS und Android werden unterstützt –, sondern als netten Bonus automatisch Tracker-Cookies und gefährliche Seiten blockt.

Da mag man sich spontan fragen, was das nun mit Gaming zu tun hat? Ich meine, klar, Privatsphäre geht jeden was an, aber gibt es für solch ein Tool auch eine Applikation, die direkt mit Videospielen einhergeht? Hier kommt das Konzept der Geosperren ins Spiel, teilweise auch Geo-Locks genannt. Mit denen wird zum Beispiel auf Steam, Xbox Live und Co. sicher gestellt, was ihr an Spielen nun sehen könnt und was nicht. Meistens damit wir in Deutschland eben auch brav unsere zensierte Version kriegen oder ein doppelplusungutes Spiel von der Liste der beschlagnahmten Titel keine Chance hat, uns zu verderben. Mithilfe eines VPN-Dienstes kann man nun dem Bundeserziehungsberechtigten aber ein Schnippchen schlagen: man verbindet sich mit einem Server im Ausland und plötzlich kriegt man statt dem deutschen Store internationale Inhalte angezeigt.

Kaum ist Freedome installiert, habe ich also dies als erstes getestet und es funktionierte tatsächlich alles reibungslos. Egal ob ich die offizielle Steam-Webseite besuchte oder einen der größeren Dritthändler, wie Green Man Gaming, ansteuerte - in allen Fällen sah ich nun die internationale Version der Webseite und konnte auf Spiele zugreifen und sie erwerben, die mir sonst eigentlich verborgen geblieben wären.

Etwas schwieriger gestaltete sich hingegen der Zugriff mit dem Steam-Client. Eine direkte Verbindung mit aktiviertem VPN funktionierte bei mir nur gelegentlich, manchmal schoss sich Steam auch mitten im Verbindungsprozess einfach ab. War die Verbindung aber etabliert funktionieren Downloads problemlos – und mit relativ hoher Geschwindigkeit. Es ist nämlich ein bekanntes Problem vieler VPN-Dienste, dass man nur streng limitierten oder stark gedrosselten Traffic zur Verfügung hat. F-Secure hingegen hat keinerlei Limits in ihrem Dienst, eine etwas reduzierte Geschwindigkeit ist also in der Regel nur auf physikalische Gegebenheiten zurückzuführen, sprich, der längere Weg, den der Traffic gehen muss, je nachdem, mit welchem Server man sich verbindet. Wer beispielsweise aus Deutschland sich mit dem US-Server verbindet und dann wieder auf eine Seite in Deutschland surft, kann leichte Einbußen einkalkulieren, muss der gesamte Traffic doch dann erst mal über den Atlantik und wieder zurück. Entsprechend war auch der Einfluss auf den Ping beim Spielen. Je nach Serverstandort war eine zu verschmerzende Erhöhung im niedrigen, zweistelligen Bereich festzustellen.

freedome-f-secure-vpn-anonym

Ein weiterer typischer Anwendefall, der auch für uns Zocker relevant sein dürfte, ist der Abruf von Videos aus dem Ausland, die - aus welchen Gründen auch immer - geblockt werden. Animes bei Crunchyroll, für die nur US-Rechte vom Anbieter gesichert worden sind, GEMA-gesperrte YouTube-Videos und Co.
Und auch hier lief nach Einschalten von Freedome alles, wie man es erwarten würde. Endlich wieder Justin Bieber auf YouTube hören!

Hier macht sich gerade die gute Auswahl an Servern, die F-Secure bereitstellt, bezahlt: neben mehreren europäischen Orten, sind die USA und auch der ostasiatische Bereich abgedeckt. Praktisch, wenn man zum Beispiel auf regionale Anbieter zugreifen will. Server auf London stellen und alle Inhalte im BBC iPlayer genießen, ist absolut kein Problem. Aber auch ein Server in Deutschland steht bereit, sprich: wer gerade Urlaub macht und Bock hat, aufm Handy mal die Mediathek der Öffentlich-Rechtlichen zu durchstöbern, findet hier eine Lösung.

Ein paar kleinere Einschränkungen gab es aber doch. So wurden gelegentliche Suchanfragen über Google von einem Captcha unterbrochen, welches wohl dient, um DDoS-Attacken und Ähnliches abzufangen, dem ich meine Menschlichkeit bestätigen musste. Danach konnte aber wieder fröhlich gesucht werden.

Leider ist Freedome als Software für PC und Handy auch nicht in der Lage, alle für uns Spieler relevanten Anwendungsfälle auf eine benutzerfreundliche Art und Weise abzudecken. Zwar kann man auch seine Playstation oder den 3DS über Freedome laufen lassen, aber dafür wäre es nötig, dass man den gesamten Verkehr über seinen PC tunnelt, was ein ziemlich aufwändiger Prozess sein kann. Hier wäre es schön, wenn F-Secure eine Möglichkeit findet, Freedome auch auf Routerebene zu integrieren.

Mein erster Eindruck nach dem Ausprobieren von F-Secure Freedome ist durchweg positiv. Der VPN tat seinen Dienst ohne Macken und die typischen Anwendungsfälle, die ein Zocker so im Alltag erleben würde, wurden mit gutem Ergebnis gemeistert. Gerade die Benutzerfreundlichkeit sticht für mich heraus: keine dubiosen Paypal-Transaktionen und dann aufwändiges, manuelles Einrichten der VPN-Verbindung! Man erwirbt die Software (Paranoide tun das mit Bargeld im Laden), und ist direkt nach der schnellen Installation startklar. Auch das Wechseln zwischen den Servern ist durch das gut zu bedienende Interface ein Kinderspiel. Freedome hat zwar noch Luft nach oben – Konsolenspieler können das Teil zurzeit nur mit großem Aufwand nutzen, um Geolocks zu umgehen –, aber ist durchaus eine glaubwürdige Lösung auf dem VPN-Markt. Das gilt gerade für Einsteiger, die sonst von vielen dubiosen VPN-Anbietern abgeschreckt werden. Zudem ist der Preis durchaus überzeugend. Der offizielle Preis liegt bei einer Lizenz für ein Jahr und drei beliebigen Geräten bei 49,90 €, aber man muss nicht weit schauen, um richtig gute Angebote zu finden. Amazon beispielsweise hat die gleiche Lizenz für 16,95 € vorrätig. Haris

Für diesen Bericht wurde uns ein Lizenzschlüssel für die Software von F-Secure zur Verfügung gestellt.

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18. April 2024 um 03:18 Uhr
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