Assassin's Creed: Syndicate hat mein Interesse aus einem einzigen Grund geweckt: Es hat keinen Multiplayermodus. Nach sieben Jahren mittelmäßiger Sequels und Gameplay, das sich aus Gimmicks und hohlen Schnitzeljagden finanziert hat, weckt diese neue Richtung in mir die leise Hoffnung, dass Syndicate endlich ein Spiel wird, das man sich nicht nur im Xbox-Live- oder PSN-Abo gratis downloaden sollte. Auf der Gamescom spielte ich eine Mission mit mehreren Lösungswegen.


Evie Frye ist die zweite Protagonistin in Syndicate. Neben ihrem Bruder Jacob erledigt die junge Assassinin in den Straßen Londons das Tagewerk der Meuchelmörder. Mein Auftrag ist es, eine Templerin zu töten, die nach dem göttlichen Artefakt The Shroud sucht und sich im Tower of London eingenistet hat. Evie kann aber nicht mal schnell auf den Turm hüpfen, zum Fenster rein kommen und wild Unterarmklingen verteilen, sondern muss über Umwege ins Templerquartier hinein kommen.

Drei Ansätze stehen mir zur Verfügung. Ich kann mir den Schlüssel für die Tür "borgen", einen Kommandanten befreien, der mir dann freies Geleit verschafft, oder für einen getarnten Kollegen ein paar Wachen töten, die sein Gesicht kennen. Ich entscheide mich für Letzteres, kann mich aber bis zum Abschluss der Untermission immer noch umentscheiden.

Trainierte AC-Spieler werden eine kleine Änderung in der Steuerung bemerken: Die Kreuz- bzw. A-Taste ist nicht mehr die universelle Sprungtaste. Hüpfen kann man damit immer noch, aber nur, um Höhe zu gewinnen. Will man nach unten, muss die Kreis- bzw. B-Taste her halten. Etwas gewöhnungsbedürftig, aber gerade bei Verfolgungsjagden wird das wohl eine gute Änderung sein, da man dann nicht mehr ungewollt vom Fenstersims in einen Heuhaufen springt.


Eine weitere große Neuerung ist der Greifhaken. Für Batman-Spieler ist das zwar nichts Neues, verkürzt Kletterpartien aber ungemein. Was gut ist, denn seit der Open-World-Wachstumswahn um sich gegriffen hat, hat die Serie kaum etwas geleistet, um die Reise-Geschwindigkeit anzupassen.
Insgesamt zielt Evie den Kletterhaken zuverlässig und bewegt sich geschmeidig über Dächer und Wände hinweg, mit einigen für die Serie typischen Haklern und Momenten, in denen ich die rechte hintere Schultertaste bis zum Bersten durchgedrückt habe und die Figur trotzdem belämmert vor der Mauer stehen bleibt.

Nachdem ich die markierten Wachen mal laut und mal leise erledigt habe (One-Hit-Kill-Konter sind weiterhin auf Urlaub), lasse ich mich absichtlich von meinem Kollegen kidnappen. Er bringt mich zur Templerin. Auf dem Weg muss ich darauf achten, dass keine andere Wache verdacht schöpft. Je schneller ich mich bewege, desto größer wird ein symbolischer Ring um die Füße - da darf kein Feind rein, sonst fliegen wir auf!
Ich stehe vor der Templerin, sie wägt sich in Sicherheit, ich reagiere auf ein Quicktime Event und vergrabe meine Klinge in ihrem Hals. Mission erfüllt! Okay, der Raum ist noch voller Templer-Unterlinge, die jetzt nicht mehr bezahlt werden, aber das ist eine Geschichte für die Vollversion.

Insgesamt hat mir die Demo von Assassin's Creed: Syndicate gut gefallen. Es bleibt abzuwarten, ob sich Ubisoft mit langweilig konstruierten Missionen, überladener Steuerung und einem konzeptionell falschem Sammel-Upgrade-System abermals ein Spiel versaut - aber mein Eindruck spricht jetzt erst einmal dagegen.