R.I.P. Satoru Iwata

(Artikel)
Torsten Ingendoh, 13. Juli 2015

R.I.P. Satoru Iwata

Ein Nachruf

Mit schwerem Herzen musste ich gestern Abend erfahren, dass der Präsident von Nintendo, Satoru Iwata, an den Folgen von Gallengang-Krebs gestorben ist. Ein Schock für alle, denn diese Meldung kam einfach aus dem Nichts. Zwar gab es letztes Jahr eine Meldung, dass er gesundheitlich angeschlagen war und deswegen kurzfristig nicht seinem Amt nachgehen konnte, doch er sei auf dem Weg der Besserung gewesen.

Rührendes Titelbild von peachbunni@tumblr.
Iwatas Karriere begann damals bei HAL Laboratories, anfangs als freier Mitarbeiter, später unter Festanstellung. Unter anderem war er an der Entwicklung von Balloon Fight, Earthbound und einiger Kirby-Spiele beteiligt. 1993 wurde er zum Präsidenten von HAL ernannt und wendete den drohenden Bankrott des angeschlagenen Entwicklerstudios ab. 1995 half er Tzunekazu Ishihara bei der Gründung von Creatures Inc, die Schöpfer von Pokémon. Im Jahre 2000 wechselte er schließlich zu Nintendo als Vorsitzender der Unternehmensplanungsabteilung.

IwataBusinessCard

Nur zwei Jahre Später, 2002, wurde er zum neuen Präsidenten von Nintendo ernannt. Er übernahm den Posten von Hiroshi Yamauchi, welcher die Firma seit 1949 leitete. Damit wurde er zum ersten Präsidenten von Nintendo, der nicht aus dem Yamauchi-Klan stammte. Iwata hatte einen denkbar schlechten Start, denn der Gamecube verkaufte sich nicht besonders gut. Aber wie damals schon bei HAL, fand er einen Weg aus der Misere. Ihm haben wir den Nintendo DS und die Nintendo Wii zu verdanken, die wohl größten Gelddruckmaschinen in der Geschichte der Firma.

Auf der Welle des Erfolges folgte der Nintendo 3DS und damit ein Fast-Flop. Die Verkaufszahlen erfüllten nicht annähernd die Erwartungen und Nintendo drohten zum ersten Mal roten Zahlen. Iwatas Antwort war überraschend. Er übernahm die volle Verantwortung und verzichtete auf die Hälfte seines Jahresgehaltes, anstelle Mitarbeiter zu entlassen. Eine Geste, die ihn unter globalen Geschäftsführern herausragend und unter den Videospielriesen einzigartig machte.

satoru-iwata-directly-to-you

Eine weitere Idee Iwatas manifestierte sich in den kultigen Nintendo-Direct-Videos. Als er vor zwei Jahren auch das Amt des CEOs von Nintendo of America übernahm, beschloss er die E3-Pressekonferenzen fallen zu lassen und sie durch Videoansagen zu ersetzen, die in regelmäßigen Abständen herausgegeben werden sollten. Somit brachte er die neuesten Infos zu Nintendos Spielen "Directly to you". Und damit auch gleichzeitig sein Gesicht in die Herzen alles Gamer. Egal, ob es tolle Infos oder nicht so tolle waren - Angucken lohnte sich dank Iwata, Reggie und weiterer Nintendo-Angestellten fast immer. Und wenn sich Iwata am Ende dankend verbeugte, so wirkte es nicht wie ein japanischer Businessmensch, der das aus Tradition tat. Ich hatte immer das Gefühl, dass es sich ehrlich für unsere Aufmerksamkeit bedankte.

Iwata-San, wir werden Sie vermissen. Sie haben es geschafft, einer Firma ein Gesicht wie kein anderer zu geben. Ein ehrliches Gesicht, ein überzeugtes Gesicht, aber vor allem das Gesicht von jemandem, der genauso gerne Videospiele spielte wie wir. Für Sie war das "Richtige" für die Firma nur mit der Freude der Konsumenten vereinbar. Und auch wenn einige Entscheidungen eher fragwürdig waren - Sie wollten nur das Beste für uns. Und dafür danken wir Ihnen. Ihr Nachfolger muss in große Fußstapfen treten, um das Loch zu füllen, dass sie hinterlassen haben. Ich verbeuge mich vor Ihnen.

Kommentare

Nicolas
14. Juli 2015 um 00:24 Uhr (#1)
Schöner Nachruf! Ich bin immer noch traurig!

Ich hoffe, sein Nachfolger hält die Ideale von Nintendo weiter hoch. Nintendo hat viel zu verlieren mit ihrer Initiative auf Smartphones, aber auch unheimlich viel zu gewinnen.

R.I.P. Satoru Iwata
Gast
19. April 2024 um 19:46 Uhr
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