Yoshi's Woolly World im Test

(Artikel)
Torsten Ingendoh, 07. Juli 2015

Yoshi's Woolly World im Test

Verstrickt in ein wolliges Abenteuer

Wer einen noch nicht verbrauchten Grafikstil möchte, der muss sich an die Indie-Szene halten. Die großen Publisher kennen nur zwei Darstellungsarten: Hyperrealistisch oder comichaft bunt. Da ist es doch erfrischend zu sehen, wenn Nintendo einfach mal ein Spiel im Häkellook herausbringt. Yoshi's Woolly World, der geistige Nachfolger des stilistisch interessanten Kirby und das Magische Garn, entführt uns in eine Welt, die aus Wolle besteht und von Yoshis bevölkert ist weil... nun... weil ist so. Im Gegensatz zum Magischen Garn wird hier aber keine Verbindung zum eigentlichen Spiel hergestellt.

YoshisWoolyWorld2Verstrickt euch nicht!

Aufruhr bei den Wollyoshis. Die friedliche Idylle wird von Kamek unterbrochen. Im Namen Bowsers klaut der Magikoopa den Dinos ihr Garn. Allen bis auf zweien - einem grünen und einem roten Yoshi. An ihnen liegt es nun, Kamek zu verfolgen und die in Garnrollen umgewandelten Yoshis wieder zusammenzunähen. Fünf Welten mit je acht Leveln warten auf euch. Spielerisch lässt sich am ehesten der Vergleich zu Yoshi's Island schließen. Mit der Zunge frisst man Gegner und spuckt sie entweder aus oder verschluckt sie zu Eiern, Pardon, Wollknäueln. Die Wollknäuel dienen daraufhin als Wurfgeschosse. Überall gibt es Kästchen, die euch mit frischen Wollknäueln versorgen, man kann pro Level 5 Blumen und 20 spezielle Münzen beziehungsweise Edelsteine finden und der Zielring gibt einem abhängig von den gefunden Blumen die Chance auf ein Bonusspiel. Die Edelsteine schalten übrigens Miiverse-Stempel frei und man kann zusätzlich noch fünf Garnrollen finden. Hat man alle Rollen im Level gefunden, wird daraus ein neuer Yoshi gehäkelt.

Kreativ geht das Spiel mit der Wollthematik um. Jedes Level könnte man mit den richtigen Strickutensilien originalgetreu nachbauen. Alles ist etweder aus Wolle, aus Knöpfen, aus Fäden oder aus Leder. Lediglich Schlüssel und Schlösser kommen nicht im Textillook daher. Der Look ist mehr als nur Optik: so finden sich im Gelände auch mal lose Fäden, die Yoshi aufdröseln kann, um Verborgenes ans Licht zu bringen. Dadurch kommt immer wieder eine lustige ausschauende Idee zum Vorschein, aber leider nie eine wirklich fordernde Aufgabe. Das wäre an sich nicht so schlimm, wenn die interessanten Stellen nicht so rar gesät wären. Oftmals muss man sich mit durchschnittlichem Leveldesign zufrieden geben. Wenigstens kann man in Woolly World sterben, im Gegensatz zum Kirbyspiel.
Untermalt wird das Gehüpfe und Geschieße von meist stimmungsvoller Musik, wo allerdings kein einziges Lied wirklich heraussticht. Es ist nichts dabei, das man bei guter Laune unterwegs nachpfeifen würde. Und warum sind die meisten Gegner nur so unglaublich still? Ich hätte mir mehr so putzige Geräusche wie in Yoshi's Island gewünscht.

YoshisWoolyWorld3Einmal aufpassen, dreimal treffen. Fertig ist der Bosskampf.

Überhaupt ist das wohl der größte Knackpunkt von Yoshi's Woolly World. Da soviel Inspiration aus dem SNES-Klassiker gezogen wurde, muss es sich an jeder Ecke mit dem Meisterwerk von damals messen. Leider verliert Woolly World dabei in jeder Kategorie. Yoshi's Island hat besseres Design, einen besseren Soundtrack und besseres Gameplay. Vor allem auch bessere Bosskämpfe. Die fallen nämlich in dem neuesten Yoshi-Spiel sehr enttäuschend aus. Die alte Dreier-Regel wird hier fast schon dogmatisch durchgehalten. Erst gegen Ende wird ein wenig damit variiert. Wäre aber auch nicht so schlimm, wenn die Bosskämpfe wenigstens fordernd wären, doch das sind sie allesamt nicht. Schnell ist klar, wie der Boss zu besiegen ist und jeder Angriff kündigt sich gefühlte zehn Minuten im Voraus an.

Recht witzig ist die Implementierung der Amiibos. Damit kann man jederzeit seinem Yoshi einen neuen Anstrich verpassen gemäß der Figur, die man drangehalten hat. Sagt dann "Hallo" zu Samus-Yoshi, Mega-Man-Yoshi und anderen. Klappt aber nicht bei allen. Mein Pikachu-Amiibo sorgte nur dafür, dass ich den Amiibo-Yoshi bekam - der normale grüne mit dem Amiibo-Logo auf der Brust. Auf der Weltkarte kann man wieder zusammengesetzte Yoshis ansprechen und das Aussehen mit ihnen tauschen. Wer den Wollyoshi-Amiibo hat, der kann auch einen zweiten Yoshi herbeiholen. Dann spielt eine Computer-KI mit einem zusammen durch die Level und macht das Spiel noch einfacher, als es ohnehin schon ist.

YoshisWoolyWorld1Das Ergebnis: Hier fehlt was.

Yoshi's Woolly World ist ein ganz nettes Spiel. Der Stil ist hübsch, das Leveldesign ist ganz gut und es spielt sich flüssig. Doch leider ist es eher ein Jump 'n' Run für Kinder und wirklich Ungeübte. Die Kleinen werden das Spiel sicher lieben, es überfordert sie nicht, es ist knuffig und fröhlich. Doch jeder mit ein wenig mehr Anspruch ans Genre wird irgendwann gelangweilt etwas anderes Spielen, Tropical Freeze zum Beispiel. Wer noch ein Jump 'n' Run auf der Wii U braucht, und davon gibt es nicht wenige, der kann mal reinschauen. Erwartet nur nichts Weltbewegendes. Schade eigentlich.

Yoshi's Wolly World wurde auf der Wii U getestet. Ein Testmuster wurde uns von Nintendo zur Verfügung gestellt.

Weiterlesen: Quietschbunte Spiele!

Yoshi's Woolly World

(Ranking)
B
RANK
Anständig. Stärken und Schwächen halten sich die Waage. Positive Überraschungen sind genauso selten wie negative. Unterm Strich muss man seine Spielzeit keinesfalls bereuen.

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RELEASE
26. Juni 2015
PLATTFORM
Wii U
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