Hyperdimension Neptunia Re;birth3

(Artikel)
Haris Odobašic, 02. Juli 2015

Hyperdimension Neptunia Re;birth3

Herrin Iris Heart verlangt, dass ihr diesen Test lest!

Man mag es kaum glauben, doch nach der Nep-Welle dieses Jahr ist nun so langsam Schluss. Re;birth3 ist das letzte Neptunia-Spiel, das in nächster Zeit erscheinen wird. In Japan stehen zwar drei weitere Titel in den Startlöchern, doch zwei davon sind noch nicht erschienen und das andere Spiel erst vor ein paar Monaten – hier wird die Lokalisierung auf jeden Fall noch andauern. Doch Neptunia-Fans müssen nicht traurig sein: denn Hyperdimension Re;birth3: V Generation ist ein echter Leckerbissen und versüßt die Wartezeit garantiert!

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Wo Re;birth2 sich noch mit Nepgear herumärgern musste, ein passabler Charakter doch von ihrer ruhigen Art einfach nicht geschaffen, ein ganzes Spiel auf ihren Schultern zu tragen, spielt jetzt wieder ihre kleine große Schwester Neptune die Hauptrolle. Die Weltmeisterin im Durchbrechen der vierten Wand landet in einer parallelen Variante von Gamindustri, die ungefähr die Situation am Konsolenmarkt in den 80ern und 90ern wiederspiegeln soll. Während sie also nach einem Weg zurück in ihre Dimension sucht und sich nebenbei der bösen Software-Piraten erwehrt, nutzt Entwickler Compile Heart auch die Chance, um die Retro-Welle voll zu reiten. Gerade zwischen Noire und Blanc - die Charaktere, die Sony beziehungsweise Nintendo repräsentieren sollen - fliegen manchmal echt die Fetzen, was für viele Lacher sorgt, insbesondere, wenn man die gesamten Anspielungen auf die damalige Industrie-Situation versteht.

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Also für das Selbstbild hätte Nepgear glatt ein S verdient.

Und weil es in der Paralleldimension keine Neptune gibt, kriegen wir sogar eine ganz neue Konsolengöttin spendiert: Plutia. Während Neptune Segas niemals erschiene Konsole Sega Neptune repräsentieren soll, ist Plutia die Personifikation des Sega Mega Drive. Sie ist vielleicht der heimliche Star des Spiels, alleine schon durch ihre doch sehr extreme Persönlichkeit. Denn als Plutia ist sie extrem naiv, tollpatschig und immer ein bisschen verpeilt und treibt somit nicht nur ihren Niedlichkeits-Index hoch, sondern dient auch als Befähiger von Neptune, damit diese ihren Schabernack treiben kann.
Doch kaum wechselt sie in ihre Konsolengöttinenform Iris Heart, verschwindet auch die allerletzte Spur Knuffigkeit. Stattdessen haben wir es dann mit einer knallharten Dominatrix zu tun, die weder vor Freund noch Feind Halt macht und ihre sadistischen Tendenzen voll auslebt. Die Schreiber spielen wirklich gekonnt mit ihren zwei Extremen, so dass Plutia, egal ob verwandelt oder nicht, mit quasi jeder Dialogzeile für Unterhaltung und Lacher sorgen kann. Gerade im Vergleich wirkt Nepgear da noch eine Spur mauer.

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Was direkt auffällt, ist die überarbeitete Benutzeroberfläche. Sahen sich Re;Birth1 und Re;Birth2 noch sehr ähnlich, ist der dritte Teil nicht nur bunter, sondern vor allem um einiges übersichtlicher. Viele nützliche Funktionen wurden integriert, die einem das Spielerlebnis vereinfachen. Hier sei mal das Remake-System exemplarisch hervorgehoben. Das auch schon in den Vorgängern vorhandene System erlaubt es euch, neue Items freizuschalten genauso wie Features, Dungeons und noch mehr. Dafür muss einfach nur Loot der Gegner investiert werden. Hier lag aber auch der Knackpunkt bei den Vorgängern: es war unendlich umständlich, herauszufinden, wo man genau die Gegenstände her bekommt. Man sah zwar immer eine Liste, was man für jeden einzelnen Remake-Plan braucht, aber hier hörte die Gemütlichkeit auch auf. Danach galt es, in die Monsterenzyklopädie zu wandern und jeden einzelnen Gegner durchzuscrollen, bis man endlich den Gegenstandsnamen wiedererkannte, um dann schauen zu können, in welchen Dungeon man jetzt zum Looten muss. Das hemmte das eigentlich gute System und machte es streckenweise zu einem Nervfaktor, gerade wenn die Monsterenzyklopädie nicht vollständig war, weil man beispielsweise einen Gegnertypus nicht oft genug getötet hatte, um all seine Drops zu sehen.
In Re;birth3 wählt man den Plan aus und kann sich per Knopfdruck einfach alle Informationen anzeigen lassen: in welchen Dungeon man muss, welcher Feind diesen Gegenstand fallen lässt, ob es irgendwelche Vorbedingungen oder sonstigen Möglichkeiten gibt, dranzukommen. Wo ich also in den Vorgängern eigentlich immer irgendwann aufhörte, mich um den Remake-Aspekt zu kümmern – nur noch die Pläne baute, die auch wirklich einen direkten und großen Nutzen hatten –, wird dieser Part im dritten Teil zu einem echten Spielzeitverlängerer im positiven Sinne. Jetzt baue ich die Pläne, weil der Komplettierer in mir einfach daran Spaß haben kann ohne sich halb herumärgern zu müssen.

Doch nicht nur im Bereich Nutzeroberfläche hat man auf Kritik reagiert, auch das Spieldesign ist besser geworden. So sind zum Beispiel die Sprünge im Schwierigkeitsgrad geglättet worden. Die Vorgänger stellten euch nämlich sehr gerne fiese Fallen, wie zum Beispiel den Boss nach dem Boss: Nach einem Bosskampf kommt ein kurzes Storyevent und der nächste Obermotz will geplättet werden, ohne Verschnaufpause in Form von Speicherpunkt und Heilmöglichkeit. Diese "Überraschungen" sorgten für unzählige Tode und entsprechenden Frust beim Wiederspielen, aber der Nachfolger bewahrt hier Disziplin, statt fies zu sein nur der Fiesheit Willen. Der Schwierigkeitsgrad bleibt dennoch auf einem herausfordernden Niveau und gerade die vielen Zusatzbosse können es ganz schön in sich haben.

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Und das sind bei Weitem nicht alle Änderungen. Beim Spielen hatte ich das Gefühl, dass die Entwickler wirklich jedes Spielsystem zumindest mal hinterfragt haben, um es entsprechend anzupassen. Die Änderungen sind zwar manchmal nur gering, es ist kein echter Sprung, aber in der Summe hat man die Frustelemente stark reduziert und die Erfolgserlebnisse dafür erhöht, was insgesamt einfach ein besseres Spielerlebnis macht.

Aber nicht alle Kritikpunkte wurden ausgemerzt. Wer alle Teile gespielt hat, wird manche Umgebungen nun zum unzähligsten Mal wiedersehen. Denn die Neptune-Spiele neigen nicht nur dazu, manche Dungeons mehrmals in einem Spiel mit geringsten Variationen wiederzuverwenden, sondern setzen das über mehrere Spiele hinweg fort. Die dunkle Tropfsteinhöhle oder die verlassene Lagerhalle habe ich nun schon sicher zehnmal durchforstet, weil die Entwickler die Recycling-Lektionen in der Schule damals wohl doch etwas zu ernst genommen haben. Zum Glück gibt es vereinzelt auch Dungeons, die wirklich einzigartig sind, und diese sind vom Design her auch wirklich gut. Nur schade, dass sie so selten sind.

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Zudem muss ich sagen, dass selbst ich als Neptunia-Fan erste Abnutzungserscheinungen im Gameplay wahrnehme. Die Sprünge zwischen den PS3-Teilen waren in diesem Bereich immer relativ groß, doch da die PS-Vita-Remakes auf dem Gameplay des letzten PS3-Teils aufbauten, gab es ziemlich wenig Neues. Re;birth3 hat im Kampfsystem entsprechend auch nur Minimalständerungen erfahren. Man kann statt vier nun fünf Angriffe zu einer Kombo in seinem Zug zusammenschließen. Außerdem hat man nun keine Party-Leiste für Spezialangriffe, sondern jeder Charakter seine eigene, was etwas mehr Taktik ins Spiel bringt, weil man nun dafür Sorgen muss, dass jede Figur genug SP hat, um die richtig fetten Finisher auspacken zu können. Doch abseits dieser zwei Änderungen kann man sagen: es ist wirklich alles gleich geblieben. Für die Zukunft bleibt zu hoffen, dass das nächste Spiel in der Reihe durch den Sprung auf die PS4 auch ein paar der grundlegenden Systeme ordentlich überarbeitet bekommt.

Technisch kann das Spiel überzeugen und macht auf der Vita eine gute Figur, auch wenn selbst der dritte Teil die Ruckler bei aufwändigen Attacken nicht ganz entfernen konnte. Dafür gibt es nun erstmals In-Game-Zwischensequenzen, die nicht nur optisch überzeugen, sondern sich auch als Ergänzung zu den bisherigen Visual-Novel-Passagen sehr gut ins Gefüge integrieren.
Im Bereich der Musik ist man sehr gut dabei, hat man doch für diesen Teil unter anderem Nobuo Uematsu gewinnen können, der seinen üblichen Sound sehr gut mit der fröhlichen Neptunia-Stimmung fusioniert.

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Und auch die Synchronsprecher wissen zu überzeugen. Die Hauptcharaktere werden in der Regel von Leuten gesprochen, die im englischsprachigen Raum große Namen haben, Leute wie Melissa Fahn oder Erin Fitzgerald, die nicht nur an Dutzenden von Spielen mitgewirkt haben, sondern gerade auch im Animebereich in der englischen Vertonung Hauptrolle nach Hauptrolle übernehmen. Schade nur, dass nur ein geringer Teil der Dialoge vertont wurde. Ich würde so grob auf ein Viertel schätzen. Zudem wichtig für O-Ton-Freaks: Japanische Sprachausgabe ist kostenloser DLC und standardmäßig entsprechend nicht anwählbar. In den Vorgängern war diese noch direkt dabei.

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Re;birth3 ist das bisher beste Neptunia-Spiel, daran kann kein Zweifel bestehen. Dass die Entwickler so umfassend auf die valide Kritik der Voränger eingegangen sind, hat sich wirklich bezahlt gemacht, und nach den Hängern in Re;birth2 im Bereich Story – Nepgear fehlte einfach das nötige Charisma, um so ein Spiel zu tragen – ist der dritte Teil auch in diesem Bereich ganz oben auf. Nicht nur, dass Neptune wieder ihren vollen Charme ausspielen kann, auch der neue Hauptcharakter in Form von Plutia überzeugt mit ihren wirklich extremen Persönlichkeitsschwankungen. Es ist schwer zu entscheiden, ob man sie knuddeln will oder sich einfach nur unheimlich vor ihr fürchten sollte. Auch das Retro-Setting macht sich sehr gut, so dass ich den Titel nicht nur eingefleischten Nepischisten ans Herz lege, sondern ihn auch direkt als Einstiegspunkt in die Reihe empfehlen würde. Haris

Weiterlesen: Hyperdimension Neptunia - Alle anderen Spiele der Serie

Hyperdimension Neptunia Re;birth3: V Generation wurde auf der PS Vita getestet. Ein Testmuster wurde uns von IdeaFactory International zur Verfügung gestellt.

Hyperdimension Neptunia Re;birth3: V Generation

(Ranking)
A
RANK
Reife Leistung. A-Spiele machen alles richtig oder sind nah dran. Kleine Schwächen werden durch Stärken mehr als wett gemacht. Das ist Spieldesign auf hohem Niveau.

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03. Juli 2015
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Plattform - PC-Spiele haben mit die älteste Tradition. Heutzutage laufen die meisten Games unter dem Microsoft Windows.
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